Sie haben es schon wieder getan! Sieben Wochen nach dem vogelwilden 7:6 der Falken nach Verlängerung im eigenen Horst ballerten sich unsere Jungs und die aus der Käthchenstadt erneut 13 Scheiben ins Netz. Für die leider nur 2.012 Zuschauer in der Eisarena (Ob das Lichteln daheim unterhaltsamer sein könnte als ein Füchse-Heimspiel?) bot das Match Spektakel pur. Vermutlich werden die Coaches weniger „amused“ gewesen sein ob der defensiven Nachlässigkeiten, die sich die Kontrahenten gönnten. Unbestritten aber war der Erfolg der Blau-Gelben am Ende hoch verdient. Und weil es wirklich Action am laufenden Band gab, erhebt der Spielbericht keinen Anspruch auf Torchancenvollständigkeit.
Der Start in das Match verdiente sich das Attribut „nach Maß“. Gleich mit dem ersten Angriff brachte man die Gäste-Defensive in Verlegenheit. Wurde der Schussversuch von Jeff Hayes noch geblockt, so sprang die Scheibe zu Steven Bär, der kompromisslos verwandelte. Da waren gerade 53 Sekunden absolviert. Nach drei Minuten konnte Cederic Schiemenz schon das zweite Tor machen. Aber der Youngster verfehlte knapp. Auf der Gegenseite rettete Olafr Schmidt gegen den frei vor ihm abschließenden Greg Gibson (4.). Dann machten die Heimischen Nägel mit Köpfen. Die Pucks wurden (endlich, endlich) konsequent zum Tor gebracht – und schon gab es die Nachschusschancen. Mychal Monteith schräg aus sechs Metern durch die Beine von Falken-Goalie Mirko Pantkowski und 16 Sekunden danach Jordan George erhöhten auf 3:0. Auszeit Heilbronn – statt Vorteil! Eigentlich mussten die Gäste nach neun Minuten verkürzen. Greg Gibson und Derek Damon liefen zwei gegen einen, Damon schloss ab und Ollie Schmidt bekam noch irgendein Ausrüstungsteil an das Spielgerät, das dadurch nicht ins Tor rutschte, sondeern am Innenpfosten landete. Anschließend feuerten die Gastgeber wieder (Kania, 10./ Keussen, 12.). Und folgerichtig erhöhten die Hausherren auf 4:0. Feodor Boiarchinov stand unattackiert neben dem Falken-Tor und hatte gefühlt eine Viertelstunde Zeit, sich den optimalen Anspielpartner auszusuchen. Den fand er dann in Jeff Hayes, der entschlossen einkanonierte. War das schon die Vorentscheidung? Zumindest hatte Keeper Pantkowski die Nase voll und machte für Leon Frensel Platz. Dass sich der Ausgewechselte danach die (langen) Haare schön machte, ist nicht gesichert, wurde aber von den Fans so skandiert.
Strafen gegen Marius Schmidt und David Kuchejda bescherten den Falken gleich zu Beginn des Mittelabschnitts für 91 Sekunden doppelte Überzahl. Aber zweifacher Spielervorteil reichte Heilbronns Trainer Alexander Mellitzer nicht. Er nahm den Goalie vom Eis und ließ sechs gegen drei spielen – mit Erfolg! Ein Distanzschuss von Justin Kirsch rutschte bei viel Verkehr vor Olafr Schmidt bis ins Netz. Da war das zweite Drittel 41 Sekunden alt. Weitere 21 Sekunden später hieß es schon 2:4. Mit dem nötigen Scheibenglück sprang das Hartgummiteil über die Bande auf den Schläger von Derek Damon, der am anderen Pfosten ohne Mühe vollenden konnte. Dadurch waren unsere Jungs wieder komplett, aber das berühmte Momentum hatten nun die Falken. Gerade noch touchierte ein Schuss von Kevin Lavallee die Lattenoberkante (25.), da steckte Roope Ranta geschickt durch auf Derek Damon, der EHC-Schlussmann Schmidt austanzte und einschob. Da waren sie wieder, die Stehaufmännchen vom Neckarursprung, die schon im ersten Spiel einen Drei-Tore-Rückstand egalisiert hatten!Aber diesmal waren es ja gar vier. Und schon bald schlug Weißwasser wieder zu! Einen straffen Fernschuss von Mychal Monteith fälschte Cederic Schiemenz unhaltbar für Leon Frensel ab – 5:3. Durchatmen (28.)!
Fast hätte Greg Gibson per Sololauf umgehend verkürzt, aber er verzog (29.). Wenig später musste Samuel Soramies für Beinstellen pausieren. Ihr erstes Powerplay im Spiel nutzten die Unsrigen. Steve Saviano, der immer mehr zum Distanzschützen mutiert, zog ab, Clark Breitkreuz hob den Abstauber unter die Latte, das 6:3 zur Spielmitte! Doch die Mellitzer-Schützlinge, mit nur 16 Feldspielern am Start, gaben nicht auf. Justin Kirsch ließ den nächsten Alleingang aus (32.), ehe Linienrichter Lukas Stöber eine deutliche Abseitsstellung übersah. Den dadurch irregulären Angriff beendete Kyle Helms mit einem Kracher an die Lattenunterkante, von wo der Puck ins Tor sprang (36.). Noch vor der zweiten Sirene schafften unsere Cracks wieder drei Treffer Vorsprung. 45 Sekunden vor Drittelende lenkte Jordan George ein Zuspiel von Kapitän Anders Eriksson über die Linie. 7:4 nach 40 Minuten – beachtlich!
Das Schlussdrittel hielt dann bessere Defensivarbeit der Füchse parat. Und auch nach vorn ging die Post gut ab. Steve Saviano (46.) und Fabian Dietz (48.) scheiterten an Leon Frensel. Die Angereisten machten es besser. Olafr Schmidt musste einen Kirsch-Kracher prallen lassen, Tim Bernhardt sagte Dankeschön und es waren elf Minuten vor dem Ende nur noch zwei – aus Falken-Sicht. Das brachte Weißwasser nicht mehr aus der Ruhe. Bezeichnend war jene Szene, als der 20-Jährige Charlie Jahnke die Scheibe gekonnt sicherte und viel Zeit von der Uhr nahm (58.). Apropos nehmen: Heilbronn nahm natürlich noch(mals) den Torhüter vom Eis, um das Unmögliche möglich zu machen. Da erspähte Clarke Breitkreuz die Lücke und machte mit einem „empty-netter“ den Deckel drauf.
Durch den dritten Dreier in Folge konnten die Füchse den Vorsprung auf Rang sieben auf 15 Zähler ausbauen. Von Rang elf trennen unsere Blau-Gelben nun schon 17 Punkte. Da Kaufbeuren gegen Dresden eine 1:4-Heimniederlage kassierte, konnten die Neilson-Schützlinge nach Punkten wieder zu Platz drei aufschließen. Und da Frankfurt spielfrei hatte, beträgt der Rückstand auf den Zweiten nur einen Zähler. „Wir woll’n den Derbysieg“, forderten die Füchsefans lautstark nach Spielende. Sollte es am Dienstag in der Landeshauptstadt tatsächlich mit einem Sieg klappen, winkt zumindest temporär der Vizerang. Wahnsinn – Weißwasser im Spätherbst 2018!
Die Trainerstimmen
Corey Neilson: „Unsere Offensive war heute stark. Acht Tore sind eine Menge. Wir haben uns viele Chancen erspielt und auch genutzt. Defensiv hat es dagegen etwas geklemmt. Zum Ende haben wir es hinten etwas besser gemacht. Es war ein cleverer Schachzug vom Gästecoach, bei doppelter Überzahl noch den Torwart rauszunehmen. Die Unparteiischen dagegen waren heute etwas schwach.“
Alexander Mellitzer: „Es gab wieder reichlich Tore. Und wieder waren wir beteiligt. Fünf Auswärtstreffer sind durchaus beachtlich. Aber unser Start war nach der langen Busfahrt alles andere als optimal. In der ersten zehn Minuten sind wir gefühlt gar nicht an die Scheibe gekommen. Meine Mannschaft war anfangs nicht bereit, zu spielen.“