Was für ein gebrauchter Abend für die Roten Teufel vom EC Bad Nauheim: da führte man nach neun Minuten bereits mit 3:0 zuhause gegen die Ravensburg Towerstars, um am Ende noch mit 3:6 (3:2, 0:3, 0:1) das Eis als Verlierer zu verlassen. "Vielleicht ging das 3:0 einfach zu schnell und zu leicht. Wir wussten, dass Ravensburg Offensiv-Qualität hat, nach dem 3:2 waren sie natürlich nochmal voll da. Nach dem 3:5 haben sie taktisch clever und geduldig das Ding nach Hause gespielt", sagte EC-Coach Petri Kujala nach dem Spiel, in dem der Finne nicht nur die Niederlage, sondern im ersten Abschnitt auch einen abgefälschten Puck ans Kinn einstecken musste - was jedoch nur eine mittelgroße Schramme zur Folge hatte.
Das erste Drittel war kurios: nur 13 Sekunden waren gespielt da ging Schiedsrichter Westrich nach einem Tor von Fabio Carciola zum ersten Mal zum Videobeweis. Dem Treffer wurde jedoch die Anerkennung verwehrt, da er mit dem Schlittschuh erzielt wurde. Dennoch waren die Towerstars voll da und versuchten, Druck auf die dezminierte EC-Abwehr zu machen. Bad Nauheim benötigte einen Moment, um nach den Ausfällen von Ketter und Johansson ins Spiel zu kommen, dies taten sie dann aber eindringlich. Zunächst scheiterten noch Lange und Dineen an EVR-Goalie Langmann, dann rettete der Torhüter nach einem Götz-Schuss auf der Linie (7.). Die Hessen waren dran und sie hatten Erfolg. Vor allem in der 8. und 9. Minute: zunächst fälschte Vitalij Aab einen Hofland-Schuss unhaltbar zur 1:0-Führung ab, dann staubte Tom Pauker (erstes Saisontor) nach einem Götz-Schuss, den Langmann nicht festhalten konnte, keine Minute später zum 2:0 ab. Ganze zehn (!) Sekunden später markierte Andreas Pauli das 3:0, so dass die leider heute nur kleine Kulisse (Minusrekord mit 1.450 Zuschauern) ihren Spaß hatte. Diese dauerte allerdings nur bis zur 11. Minute an, nachdem EVR-Topscorer Tousignant am langen Pfosten wartend einen Querpass zum ersten Gäste-Treffer verwerten konnte. Stempelte man dies noch als Betriebsunfall ab, da war es Pfaffengut nur 90 Sekunden später, der mit einem Distanzschuss den Anschlusstreffer herstellte, so dass nun höchste Vorsicht geboten war. Fabio Carciola hätte bereits vor der Pause gar auf 3:3 stellen können, doch es blieb zunächst bei der knappen EC-Führung nach 20 Minuten.
Man merkte den Oberschwaben im zweiten Drittel nun deutlich die taktische Handschrift ihres Trainers an: man ließ kaum noch gefährliche Schüsse der Roten Teufel zu, die sich förmlich festbissen an der Defensive der Towerstars. Wenn dann kamen die Angriffe meist von außen, was kaum Probleme für Langmann darstellte. Die Ravensburger spielten hingegen schnell und schnörkellos nach vorne und fackelten beim Abschluss nicht lange - wie beim Ausgleich durch Kapzan, als Mikko Rämö jedoch die Sicht verdeckt war (24.). Bad Nauheim wollte nochmal antworten und kam zu einem vermeintlichen Treffer durch Rajala, doch wieder entschied der Videobeweis dagegen - es wurde zuvor (clever) das Gehäuse verschoben. Im Anschluss kassierten die Roten Teufel gegen diszipliniert agierende Gäste drei Strafzeiten in Folge, was das bis dato nicht gerade herausragende Powerplay der Towerstars gleich doppelt zu nutzen wusste. Zunächst markierte Sören Sturm mit einem Handgelenkschuss bei einem Mann mehr das 3:4 (28.), dann war es O'Brien, der eine umstrittene Strafzeit gegen Dusan Frosch noch vor der zweiten Pause mit dem 3:5 bestrafte (39.). Dazwischen war es immer das gleiche Bild: Bad Nauheim konnte sich kaum hochkarätige Chancen erspielen, während Ravensburg abgebrüht auf die gegnerischen Fehler (in diesem Fall Strafen) wartete.
Im letzten Abschnitt war es somit nun auch eine Kopfsache, hinzu gesellten sich weitere Strafen gegen die Hausherren, die nun auch mit dem Referee haderten. Zwar hatte Eugen Alanov in der 42. Minute noch einmal eine Gelegenheit auf den Anschlusstreffer, doch der Angreifer verzog nur knapp am langen Pfosten wartend. Dies war es aber im Grunde genommen auch mit den Hochkarätern, spätestens mit dem 3:6 erneut durch Ravensburgs Zach O'Brien (51., wieder im Powerplay) war die Partie gelaufen. Die Gäste brachten diesen Vorsprung schließlich sicher über die Ziellinie. "Das war ein wichtiger Sieg für uns, denn bei einer Niederlage wären wir im Niemandsland gelandet. Bad Nauheim war im ersten Drittel stark, aber dann haben wir unseren Matchplan umsetzen können und Moral bewiesen. Wir haben insgesamt effektiv und diszipliniert gespielt und Comeback-Qualitäten gezeigt. Auch wenn ich normalerweise keine Einzelspieler lobe, aber heute haben vor allem unsere Ausländer einen sehr guten Job gemacht", analysierte Gäste-Coach Toni Krinner dieses denkwürdige Spiel, nach dem die Hessen einen Platz in der Tabelle verlieren und nun auf Rang sieben mit zwei Zählern Vorsprung auf Ravensburg liegen
Nun geht es also in die Länderspielpause, in der am kommenden Samstag das große Traditionsspiel mit vielen aktuellen und ehemaligen Eishockeygrößen stattfindet. Das nächste Punktspiel bestreiten die Roten Teufel am 11. November in Dresden.
EC Bad Nauheim - Ravensburg Towerstars 3:6 (3:2, 0:3, 0:1)
Tore:
1:0 (07:44) Aab (Hofland, Meisinger)
2:0 (08:32) Pauker (Götz, Pauli)
3:0 (08:42) Pauli (Frosch, Dineen)
3:1 (10:23) Tousignant (Keller, F.Carciola)
3:2 (11:59) Pfaffengut (Tousignant, F.Carciola)
3:3 (23:27) Kapzan (Pfaffengut, Roloff)
3:4 (27:17) Sturm (Roloff, Tousignant) PP1
3:5 (38:34) O'Brien (Tousignant, Roloff) PP1
3:6 (50:46) O'Brien (Tousignant, Sturm) PP1
Strafminuten: ECN 14 / EVR 6 + 10 (Tousignant)
Zuschauer: 1.450
eishockey.net / PM Bad Nauheim
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