Trotz eines erneut starken Spiels und einem Gegner, der am Ende wohl nicht so richtig wusste, wie sein Sieg überhaupt zustande kam, verlieren die Roten Teufel das Gastspiel in Rosenheim mit 3:4 (1:1, 1:0, 1:3) und damit auch wichtigen Boden im Kampf um die Pre-Playoffs, nachdem der SC Riessersee heute zwei Punkte beim 2:1-Sieg n.P. gegen Bayreuth einfahren konnte. "Das ist sehr bitter. Wir haben eine gute Auswärtspartie abgeliefert und Rosenheim keine großen Chancen gegeben. Nach dem 2:1 müssen wir mit den Alleingängen das 3:1 und damit den Sack zumachen, aber durch unsere eigene Dämlichkeit haben wir stattdessen Gegentore kassiert und uns selbst nach dem späten Ausgleich nicht belohnt. Damit haben wir am Ende auch keine Punkte verdient", zeigte sich EC-Coach Petri Kujala nach dem Schlusspfiff frustriert ob dieses nicht nötig gewesenen Ergebnisses, nach dem man aus den Top-Ten-Rängen rutscht und sich nun wieder auf dem undankbaren elften Rang mit zwei Punkten Rückstand und einem mehr absolvierten Spiel wiederfindet.
Die Gäste traten mit exakt demselben Kader an, der am Freitag zuhause gegen Bietigheim ein starkes Spiel ablieferte - auch wenn gegen den Tabellenführer am Ende keine Punkte eingefahren werden sollten. Die Hessen machten heute aber von Beginn an deutlich, dass sie bei den Starbulls nicht ohne etwas Zählbares nach Hause fahren wollten. Bereits nach wenigen Sekunden hatte Meisinger somit die erste Großchance auf der Kelle, Lukas Steinhauer im Tor der Bayern war nach seinem Rückhandschuss zur Stelle. Bad Nauheim machte viel Druck auf die Starbulls-Abwehr, erst eine Strafzeit gegen die Wetterauer verschaffte den Gastgebern in der 3. Minute ein wenig Luft. Und diese wurde auch gleich genutzt: untypisch für ein Powerplay empfing SBR-Topscorer Scofield an der blauen Linie einen langen Pass von Burt und war in der Nahtstelle der EC-Defensive frei durch. Mikko Rämö konnte gegen den temporeichen Kanadier nicht viel ausrichten, so dass es wie beim ersten Spiel im Emilo-Stadion plötzlich 1:0 für die Hausherren stand. Diesmal machten es die Gäste aber besser, denn sie setzten weiterhin nach und erspielten sich zahlreiche Möglichkeiten. Dineen und Meisinger im Powerplay (6.) sowie Pauker frei vor Steinhauer (7.) vergaben beste Chancen, was sich diesmal (zunächst) aber nicht rächen sollte. Zwar kam Rosenheim in der Folgezeit ein wenig stärker auf und stellte sich auf das Spiel der Hessen besser ein, mehr als ein Schuss aus spitzem Winkel von Gottwald war aber nicht zu notieren (13.). Stattdessen kamen die Kurstädter durch Lange gar in Unterzahl zu einem Break, wieder war Steinhauer da und entwickelte sich zum besten Akteur im SBR-Dress. Beim längst fälligen Ausgleich durch Alanov konnte aber auch er nichts ausrichten, zu stark agierte der EC-Stürmer mit einem tollen Move gegen zwei Gegenspieler und dem Schuss unter die Latte zum 1:1 (16.). Die Gäste hatten in der 19. Minute gar die Riesenchance auf das zweite Tor, doch die dritte Reihe konnte sich nicht entscheiden, wer nun das Hartgummi ins Tor schießen sollte, so dass die Möglichkeit verpuffte und es mit dem Unentschieden und einem Schussverhältnis von 15:8 zu Gunsten der Gäste in die erste Pause ging.
Der Schwung des ersten Drittels war mit Beginn des Mittelabschnitts ein wenig dahin, es wurde nun mehr taktiert und das Augenmerk auf die Defensive gelegt. Große Gelegenheiten ergaben sich somit hüben wie drüben nicht, lediglich einmal war Rosenheims Greg Classen in der 26. Minute durch, Rämö verkürzte aber clever den Winkel und stocherte das Hartgummi im letzten Moment vom Schläger des Gegners, der sich schon im Torjubel wähnte. Bad Nauheim übernahm ab der Hälfte des Spiels dann wieder die komplette Kontrolle, ein Powerplay brachte zunächst noch nichts Zählbares, auch wenn man fast zwei Minuten lang vor Steinhauer agieren konnte. Dann aber die 33. Minute: Diego Hofland scheiterte im ersten Anlauf am Torhüter, Rosenheim verteidigte anschließend nicht clever, so dass der frei stehende EC-Stürmer erneut zum Schuss aus spitzem Winkel kam - und ins lange Eck zur 2:1-Führung traf. Die Starbulls-Abwehr schien nun völlig aus dem Tritt, denn die Roten Teufel schalteten und walteten nach Belieben - ohne jedoch einen Nutzen daraus zu generieren, was der einzige Vorwurf war, den man ihnen an diesem Abend machen konnte. Beste Chancen durch Dineen frei vor Steinhauer (35.), Alanov nach einem krassen Abwehrfehler der Bayern und einem freien Sololauf (39.) sowie erneut der auffälligste EC-Akteur Eugen Alanov nach einem Zwei-auf-Eins-Spielzug (40.) scheiterten allesamt am SBR-Torsteher - den mit Abstand bestem Mann im grünen Dress der Starbulls, der sein Team somit nach 40 Minuten noch in der Partie hielt.
Im letzten Abschnitt suchten die Gäste die Entscheidung und übten somit viel Druck auf die Bayern aus. Von den Starbulls kamen nur wenig Angriffsbemühungen, allerdings verstanden es die Roten Teufel nicht, hieraus Kapital zu schlagen. Und diesmal sollte sich dies rächen: nach einem abgefälschten Schuss von Nowak rutschte Rämö das Hartgummi durch die Schoner, was Leopold Tausch nutzte und den Puck zum überraschenden 2:2 über die Linie drückte. Dieses Tor gab den Bayern sichtlich Auftrieb, sie erhöhten nochmal das Tempo und gingen durch Scofield gar auf 3:2 in Front, als der Kanadier ganz frei vor Rämö zum Abschluss kommen konnte. Bad Nauheim agierte dennoch besonnen und nutzte eine Powerplay-Gelegenheit nach nur fünf Sekunden zum 3:3 durch Krestan, der mustergültig von Sarault bedient wurde. Somit waren Zähler wieder im Bereich des Möglichen, doch ein Schnitzer in der Defensive kostete exakt 32 Sekunden später dieses Vorhaben, als Wenzel den glücklichen 4:3-Siegtreffer für die Starbulls markierte, denn auch die Herausnahme von Rämö brachte fortan nichts Gefährliches mehr für die Hessen. "Im ersten Drittel sind wir kaum aus der eigenen Zone gekommen", analysierte Rosenheims Trainer Franz Steer die Partie. "Danach haben wir aber eine gute Druckphase gehabt, man muss auch sehen, was da bei uns personell derzeit auf dem Eis steht. Umso mehr großen Respekt an die Mannschaft."
Am Dienstag geht es für die Roten Teufel mit dem Heimspiel gegen Heilbronn weiter (Spielbeginn 19.30 Uhr), in diesem Match muss im Grunde genommen ein Sieg her, will man sich die Chance auf den Pre-Playoff-Platz weiterhin aufrecht erhalten.
Starbulls Rosenheim - EC Bad Nauheim 4:3 (1:1, 0:1, 3:1)
Tore:
1:0 (02:53) Scofield (Burt, Steinhauer) PP1
1:1 (15:53) Alanov (Gerstung, Meisinger)
1:2 (32:41) Hofland (Ketter)
2:2 (46:34) Tausch (Nowak, Wenzel)
3:2 (50:32) Scofield (Valkonen, Daxlberger)
3:3 (57:22) Krestan (Saraultz, Dineen) PP1
4:3 (57:54) Wenzel (Classen, Neuert)
Strafminuten: SBR 6 / ECN 6+10 (Götz)
Zuschauer: 2.252
eishockey.net / PM Bad Nauheim
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