Wann eine Neusser Mannschaft zuletzt vor einer so eindrucksvollen Kulisse gespielt hat, ist nicht überliefert – in den vergangenen 20 Jahren jedenfalls nicht. Trainer Andrej Fuchs wollte keinem seiner Schützlinge dieses vielleicht einmalige Erlebnis vorenthalten und setzte drei Verteidigungs- und vier Sturmreihen ein.
Trotz der ungewohnten Rahmenbedingungen brauchten diese nicht lange, um zu ihrem Spiel zu finden. Gehörte die Anfangsphase noch den Gastgebern, so erarbeiteten sich die NEV-Cracks ab der siebten Minute einige gute Gelegenheiten, bei denen sie jedoch an Frankfurts Torhüter Schwarz scheiterten. Der Knoten platzte in der 20. Spielminute, als Holger Schrills mit einem wuchtigen Schuss aus der Halbdistanz die Führung markierte. Lange Bestand haben sollte diese jedoch nicht, denn nur 21 Sekunden später traf Jan-Jaap Natte für die vor allem in Überzahl gefährlichen Löwen zum 1:1.
Wie schon am Freitag gehörte der mittlere Abschnitt dem NEV, wobei es diesmal herzhafter zuging als im Hinspiel, da beide Teams deutlich körperbetonter agierten, so dass Schiedsrichter Roland Seckler vermehrt in den Vordergrund rückte. Auch wenn er sich auf beiden Seiten nicht nur Freunde machte, lag er im Verbund mit seinen Assistenten beim Großteil der Entscheidungen richtig. Dass Holger Schrills mit einem feinen Rückhand-Schlenzer für einen erneuten Vorsprung sorgte, war durchaus verdient, und als Niklas Hofmann gekonnt den Frankfurter Torhüter umspielte und zum 1:3 einschob, rückte der dritte Tabellenplatz wieder in greifbare Nähe. Der Regionalliga-Meister zeigte sich jedoch unbeeindruckt und erhöhte in der Folgezeit den Druck auf das von Dennis Kohl gut gehütete Neusser Gehäuse. Als die Gastgeber in Überzahl auf den Anschlusstreffer drängten, schickte Boris Fuchs seinen Sturmpartner Schrills auf die Reise, der mit einem Lehrbuch-Konter seinen Hattrick perfekt machte (39.). Eine weitere Parallele zum Freitags-Spiel deutete sich im letzten Drittel an, das erneut den Main-Städtern zu gehören schien.
Diese setzten verstärkt auf ihre gefährlichen Kontingentspieler Barg und Natte, von denen letztgenannter in der 44. Minute das 2:4 markierte. Elf Minuten vor dem Ende erhielt auch Daniel Petry die Chance, sich vor großer Kulisse zu beweisen und hatte bereits bei seiner zweiten Aktion das Pech, dass die Scheibe bei einem Schuss aus dem Gewühl hinter ihm einschlug, ohne dass er dabei eine Abwehrchance besessen hätte (52.). Evgenij Kozhevnikov verhinderte die drohende Wende mit seinem Treffer zum 3:5, so dass sich in der Folgezeit eine kuriose Situation ergab. Die Gastgeber wollten sich eigentlich mit einem Erfolg vom eigenen Anhang verabschieden, durften es aber auch nicht zu offensiv angehen, um nicht auch noch den dritten Platz zu gefährden – ein Dilemma, das vor allem in der Schlussphase deutlich wurde, als Alexander Brinkmann auf die Strafbank geschickt wurde.
Als der Neusser Stürmer in der Schlussminute auf das Eis zurückkehrte, warf der NEV noch einmal alles nach vorne und sorgte für mächtig Wirbel vor dem Frankfurter Gehäuse. Tatsächlich gelang es Brinkmann sogar noch, den vermeintlichen sechsten Treffer zu erzielen, doch sein Torschuss kam wohl minimal zu spät. Dennoch gab es nach kurzer Aufregung im Anschluss an die sehr unterhaltsame Partie auf beiden Seiten zufriedene Gesichter. Während den Quirinusstädtern mit dem Auswärtssieg ein positiver Saisonabschluss vor stimmungsvoller Kulisse gelang, feierten die Gastgeber eine äußerst erfolgreiche Spielzeit, die nach dem Aufstieg mit dem dritten Tabellenplatz gekrönt wurde.
Tore:
Strafen:
Frankfurt 22 + 10 (Lamm)
Neuss 24 + 3x10 (Sauer, Görge, Brinkmann)
Zuschauer: 5251
eishockey.net / PM Neuss