Was für ein Eishockey-Krimi! 23 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit liegen die Amberger Wild Lions gegen den souveränen Spitzenreiter der Eishockey-Bayernliga mit 4:6 zurück – und schaffen mit einem unglaublichen Finish doch noch den Ausgleich. Zur ganz großen Überraschung fehlte nur das Quäntchen Glück.
Den Zusatzpunkt holte sich im Penaltyschießen zwar der amtierende Meister aus Miesbach, aber der moralische Sieger war zweifellos der ERSC, der als erster den Miesbachern zumindest einen Zähler abnehmen konnte. Die Truppe von Trainer Dan Heilman zeigte viel Moral und hatte über die gesamte Spielzeit mindestens gleiche Spielanteile. Vor allem das Duo Felix Köbele – Liam Blackburn bereitete dem Favoriten größte Schwierigkeiten.
Miesbach zeigte sich zu Beginn als spieltechnisch reifer und zeigte gleich, dass jeder Fehler bestraft wird. So beim 0:1 nach einem Amberger Abspielfehler in der Vorwärtsbewegung. Der ERSC ließ sich davon aber nicht beeindrucken und glich durch Daniel Krieger zum 1:1 aus. Die Gastgeber hatten nun mehr Gelegenheiten, aber Miesbach ging durch ein Überzahltor von Kokoska mit einer 2:1-Führung in die Pause.
Der Mittelabschnitt begann mit einem Ausbau der Führung durch einen Treffer von Feuerreiter im Nachschuss, aber Amberg fand eine schnelle Antwort. Eine sehenswerte Kombination über Kevin Schmitt und Köbele vollendete Blackburn zum 2:3. Der ERSC weiter mit erfolgversprechenden Angriffen und fast logisch mit dem 3:3-Ausgleich durch Köbele. Kurz vor Drittelende zogen sich die Unparteiischen den Unmut der Fans zu, weil ein Foul an Andreas Hampl nicht geahndet wurde und die direkte Szene danach das 3:4 durch Feuerreiter brachte.
Lange Gesichter auf Amberger Seite zu Beginn des Schlussabschnitts, weil Bacher für die Gäste nahezu ungehindert auf 3:5 erhöhen konnte. Die Löwen gaben aber nie auf, erhielten mehrfach Szenenapplaus von den Rängen. Die Schlussphase hatte es dann in sich. Sechs Minuten vor dem Ende verkürzte Michael Franz mit einem gekonnten Rückhandschuss auf 4:5. Der 21-jährige lief erstmals im ERSC-Trikot auf und ist ein Förderlizenzspieler vom Oberligisten Passau. Amberg erhöhte den Druck, wollte den Ausgleich, fing sich aber in Unterzahl das 4:6 ein – die Partie schien entschieden. Heilman nahm in der Schlussminute eine Auszeit und danach Timon Bätge zu Gunsten eines Feldspielers vom Eis – und dann schaffte binnen neun Sekunden Köbele mit einem Doppelschlag tatsächlich noch den Ausgleich zum 6:6. Trotz zahlreicher Chancen beiderseits blieb die Overtime torlos. Die Entscheidung für den Zusatzpunkt fiel im Penaltyschießen und da war Miesbach in Person von Filip Kokoska treffsicherer.