Großartiger Kampf, prima Leistung: Die Roten Teufel lieferten zum Auftakt der Playoff-Serie eine starke Vorstellung, aber das glücklichere Ende hatten die Kassel Huskies: Oliver Granz traf in der Verlängerung nach 64 Minuten und 56 Sekunden mit einem verdeckten Schuss zum entscheidenden 2:1 (1:1,0:0,0:0/1:0) in diesem hart umkämpften, aber stets fairen Hessen-Derby. „Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Wir haben wirklich gut gespielt, und ein kleiner Fehler hat diese Partie entschieden“, resümierte Trainer Harry Lange. Sein Kollege Corey Nielson war „sehr zufrieden“ mit diesem Auftaktsieg, stellte gleichwohl dem Gegner ein erstklassiges Zeugnis aus: „Ich habe noch nie eine Nauheimer Mannschaft so strukturiert spielen sehen. Es war ein großer Kampf.“
Die Liste der Ausfälle, sie war einmal mehr lang im Kader des EC Bad Nauheim: Neben Philipp Wachter, Christoph Körner und Andreas Pauli mussten auch Huba Sekesi, Robin van Calster, Leo Hafenrichter und Nikonor Dobryskin kurzfristig passen.
Das erste Drittel, es war laufintensiv. Es gab kaum Unterbrechungen, beide Teams gaben Vollgas. Das Führungstor der Huskies fiel in der vierten Minute, die Vorgeschichte aus der Sicht des ECN unglücklich. Jake Weidner zupfte Tristan Keck am Trikot; eine Aktion, die man hätte ahnden können. Weidner ließ aber rechtzeitig das Jersey von Keck los und zog dann clever selbst das Foul. Tristan Keck musste runter, die Huskies schlugen nach 36 Sekunden Powerplay gnadenlos zu. Eben durch Weidner, der aus kürzester Distanz vollendete.
Dann wanderte Jerry Pollastrone wegen Haken auf die Strafbank. In Unterzahl bot sich Taylor Vause die Chance zum Ausgleich, aber der Mittelstürmer scheiterte ebenso wie danach Fabian Herrmann und Tristan Keck. Jerry Kuhn im Kasten der Hausherren untermauerte seine Qualitäten wie auf der anderen Seite Felix Bick. Der Nauheimer Schlussmann rettete mit prima Stellungsspiel gegen Jamie MacQueen. Doch die Rot-Weißen kamen ach dem Powerbreak dem Ausgleich immer näher und kassierten die Belohnung. Über Daniel Ketter und Andrej Bires kam der Puck zu Jordan Hickmott, dessen präziser Schuss 33 Sekunden vor dem Ende des ersten Drittels im Tordreieck landete – 1:1.
Zu Beginn des zweiten Abschnitts wirkten die Schlittenhunde energisch. Zwar gab es keine klaren Gelegenheiten, aber in den ersten Minuten musste der ECN in der Defensive Schwerstarbeit verrichten. Diese Phase überstand das Lange-Team schadlos. Bad Nauheim ergriff dann ebenfalls die Initiative, und die Partie bekam Playoff-Charakter. Viele Checks, Tempo und Chancen hüben wie drüben. Mitch Wahl traf für Kassel nach einem Konter den Pfosten, auf der anderen Seite visierte auch Mick Köhler nach einer herrlichen Kombination das Gestänge an. Tristan Keck spielte in der 33. Minute seine Schnelligkeit aus, lief den Huskies davon, aber auch der Top-Torjäger knallte den Puck an die Latte. Als Brett Cameron in der 34. Minute die erste Strafzeit für die Gastgeber erhielt, zogen die Roten Teufel ein sehenswertes Powerplay auf. Es gab mehrere vielversprechende Situationen, aber der Führungstreffer wollte nicht fallen. Es blieb beim insgesamt gerechten 1:1-Remis in einer fairen wie spannenden Partie.
Das letzte Drittel, es war nichts für schwache Nerven. Mit einem sensationellen Save verhinderte zunächst Felix Bick gegen Mitch Wahl die Führung der Huskies. Nauheims Keeper rettete in der 41. Minute spektakulär. Der ECN, angefeuert von den mitgereisten Fans, bot weiter Paroli und kam zu Chancen. In Überzahl (Hans Detsch musste wegen Beinstelle runter) wanderte der Puck flüssig durch die Reihen des ECN, aber Kassel warf sich ebenso in die Schüsse. Eine erstklassige Möglichkeit bot sich Tristan Keck, der in der 55. Minute durch startete – Jerry Kuhn parierte glänzend. Dann wurde es knifflig. Patrick Seifert bekam zwei Minuten wegen Beinstellen – die Uhr zeigte 58 Minuten und 19 Sekunden. In Unterzahl spielte der Gast clever und brachte den Puck mehrmals aus dem eigenen Drittel. Nach 60 Minuten stand es 1:1 – es ging in die Verlängerung.
Der ECN überstand zu Beginn der Overtime noch 18 Sekunden in Unterzahl, dann gingen beide Teams mit Elan und offensiv zur Sache. Stefan Reiter scheiterte in aussichtsreicher Position an Jerry Kuhn (63. Minute), Felix Bick rettte auf der anderen Seite gegen Top-Scorer Jamie MacQueen (64.). Und dann fiel der entscheidende Treffer: Vor dem Nauheimer Tor herrschte viel Verkehr, Felix Bick war die Sicht genommen. Oliver Granz versuchte es von der blauen Linie, der Puck fand den Weg ins Tor. 2:1 für die Huskies, aber schon am Freitag geht es in der Serie weiter. Kassel kommt nach Bad Nauheim. Beginn im Colonel-Knight-Stadion ist um 20 Uhr, die Stadiontore öffnen schon um 18 Uhr.