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Bären meiden das schmale Brett

EHC meldet für die Regionalliga – Verwunderung über Alleingänge in der Liga

Þ30 Mai 2020, 00:12
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EHC Neuwied
EHC Neuwied

Kann die Eishockey-Saison 2020/21 nach der Corona-Pandemie planmäßig beginnen? Sind dann wieder unbegrenzte Zuschauerzahlen möglich? Wie sieht der Modus in den Ligen aus? Und wie groß sind die Spielklassen überhaupt? Fragen über Fragen, die man sich momentan stellt. Eine erste wichtige Antwort hat der Vorstand des EHC „Die Bären“ 2016 nach gründlichem Abwägen getroffen.

Oberliga oder Regionalliga West – was macht der EHC? Die Zahl der Fragezeichen ist aus Neuwieder Sicht aktuell zu groß, um das Wagnis einer Oberliga-Meldung einzugehen. „Durch Corona ist alles momentan zu wenig kalkulierbar. Wir werden die Zukunft unseres Vereins nicht aufs Spiel setzen, in dem wir solch einen Schritt gehen. Oberliga zu spielen, wäre aktuell Harakiri und grob fahrlässig. Wir müssen hier auch an unseren Nachwuchs denken, den wir vor allem im letzten Jahr aufgebaut haben. Hier sind die meisten Mitglieder unseres Vereins zu Hause“, erklärt der EHC-Vorsitzende Uli Günster, dass die Bären die am 1. Juni auslaufende Frist für die Einrichtung der Oberliga-Bewerbungsunterlagen verstreichen lassen und sich voll und ganz auf die Regionalliga West konzentrieren werden. Günster: „Es gibt in diesem Jahr einfach zu viele Sachen, die in den Sternen stehen. Vor allem jetzt kommt es auf den Zusammenhalt zwischen Verein, Spielern, Fans und Sponsoren an. Wir müssen besonders eng zusammenrücken.“

Was machen die anderen Regionalligisten? Der Neusser EV hat auf der als Videokonferenz durchgeführten Ligatagung erklärt, sich aus der Regionalliga verabschieden zu wollen. Diese Nachricht kam für viele überraschend, hatte der NEV doch in den Tagen zuvor noch einen zweiten Kontingentspieler verpflichtet. Diesen Platz könnte ein Landesligist einnehmen. Die „Realstars“ aus Bergisch Gladbach können sich offenbar einen Aufstieg in die Regionalliga vorstellen. Anders als der EHC flirten drei Regionalligisten mit einem Sprung in die Oberliga. Der Neuwieder Gegner im nicht ausgetragenen Finale, die EG Diez-Limburg, hat seine Bewerbungsunterlagen beim DEB eingereicht. Ob der Herforder EV und/oder die Hammer Eisbären am Wochenende nachziehen, bleibt abzuwarten. „Ich wünsche jedem Verein, der in die Oberliga geht, viel Glück. Aber ich halte es nicht für unwahrscheinlich, dass uns in absehbarer Zeit der eine oder andere von oben wieder im freien Fall entgegenkommt“, zeigt sich EHC-Manager Carsten Billigmann verwundert, denn: „In der momentanen Zeit geht es nicht nur um die Zukunft der einzelnen Vereine, sondern um die des ganzen deutschen Eishockeys. Ich hätte mir gewünscht, dass die Klubs alle an einem Strang ziehen und sich dafür einsetzen, dass eine starke Regionalliga entstehen kann. Das hätte das Leben aller in dieser schwierigen Phase einfacher gemacht. Natürlich kennen die handelnden Personen vor Ort die Situation selbst am besten, aber die Oberliga-Ambitionen, von denen Herford und Hamm sprechen, passen nicht zu den Nachrichten, die man ansonsten von den beiden Standorten vernimmt. Wenn man die Facebook-Seite der Hammer Eisbären verfolgt, bekommt man den Eindruck, es geht dort momentan einzig und alleine um die Existenz des Vereins. Ich bin wirklich gespannt, wer nächste Woche wirklich zur Oberliga-Tagung nach Leipzig fährt.“

Was machen die Oberligisten? Der EV Duisburg hat am Mittwochabend bekanntgegeben, in der Saison 2020/21 nicht mehr für die Ober-, sondern für die Regionalliga zu planen. Genauso wie der EHC-Vorstand, will auch der Füchse-Vorsitzende Stavros Avgerinos das Fortbestehen des Vereins nicht aufs Spiel setzen. Und jetzt scheint mit den Moskitos aus Essen ein weiteres nordrhein-westfälisches Schwergewicht zu wanken. Am Donnerstag aufkommende Meldungen über ein Finanzloch machen die Moskitos zum Oberliga-Wackelkandidaten. Die Zeit drängt, denn anders als in diversen Medien zu lesen war, hat der DEB die Oberliga-Bewerbungsfrist nicht bis zum 30. Juni verlängert. Am 1. Juni wird der Schlussstrich gezogen. „Wenn etablierte Vereine diesen Schritt gehen, sollten sich andere vielleicht noch einmal hinterfragen“, so Billigmann.

Gibt es Alternativen? Der Inter-Regio-Cup stellt künftig keine Option mehr dar für die Mannschaften aus der Regionalliga West. Die vom EHC gewonnene internationale Runde mit deutschen, belgischen und niederländischen Teams scheint eine einmalige Angelegenheit zu bleiben. „Ich habe kein Verständnis dafür, dass andere Vereine aus der Regionalliga wie die Hammer Eisbären, die sich jetzt aus dem Staub machen wollen, diesen Wettbewerb vollkommen despektierlich behandeln. Vielleicht nur, weil sie keinen Erfolg hatten. Hier wurde den Vereinen, die das Format gut fanden, die Tür zugeschlagen“, ärgert sich Carsten Billigmann.

Wie sehen die Perspektiven aus? Einige Sponsoren haben beim EHC die Verträge bereits verlängert, andere warten aufgrund der Corona-Lage noch ab. Natürlich kann noch nicht abgeschätzt werden, wie die Saison 2020/21 aussieht, aber sollten Duisburg und Essen die Regionalliga tatsächlich verstärken und der Spielbetrieb einigermaßen geregelt möglich sein, könnten sich die Befürchtungen von einer Staffelstärke von nur sechs, sieben Mannschaften doch noch auflösen. Carsten Billigmann sieht auch Chancen: „Wir haben nun auch die Gelegenheit, in aller Ruhe die Kräfte zu bündeln, Gespräche zu führen, an einem Strang zu ziehen und Anlauf zu nehmen für die Zukunft. Trotz der Corona-Zeit sehe ich mit einem vernünftigen Aufbau auch Chancen. Wir wollen eine erfolgreiche Saison spielen in einer Regionalliga, die durch Essen und Duisburg doch noch anspruchsvoll werden könnte, und Fahrt aufnehmen, um in einem Jahr die Oberliga wieder zum Thema machen zu können. Dafür müssen aber auch alle zeigen, dass sie zum Neuwieder Eishockey stehen und die viel zitierte Bärenfamilie leben. Trotzdem bleibt ein fader Beigeschmack, denn die ganzen Alleingänge und Diskrepanzen hätte es in so einer schwierigen Zeit nicht geben müssen. Wenn am Ende alle Regionalligisten bleiben und die Klasse Zuwachs aus der Oberliga erhält, gab es viel Wind um nichts. Das hätte man nicht gebraucht. Dafür viel mehr die Einsicht, mit einem gemeinsamen Weg den eigenen Standort zu sichern. Wir sind froh, dass wir als EHC jederzeit klar kommuniziert haben, nicht auf dieses schmale Brett zu gehen.“

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