Das Pech, welches sie in den ersten Spielen noch verfolgte, hatten die Löwen heute schon vor der Schlusssirene besiegt.
Nur 68 Sekunden nachdem Kassel in der 50. Minute den Anschlusstreffer zum 2:3 erzielte und der Jubel in der Halle die Huskies zur Schlussoffensive pushte wollte, ließ Huskies-Goalie Markus Keller in einer Unachtsamkeit einen harmlosen Verlegenheitsschuss von Mike Card unter dem Arm durchrutschen. Kassels Fans unter den 5.570 Zuschauern verstummten schlagartig. Das Tor zum 4:2 (51.) beendete die frisch aufkeimenden Kassler Hoffnungen auf ein mögliches Endspiel am Freitag in Frankfurt und bescherte den Löwen stattdessen den 2:2-Ausgleich in der Serie. Diese lautet nun nur noch „best of three“ und sieht die Löwen
Doch auch wenn Fortuna beim entscheidenden Tor assistierte, beruhte der Sieg der Löwen bei weitem nicht allein auf Glück. Wie schon in Spiel 3 lieferten die Löwen auch heute eine über 60 Minuten konzentrierte und kontrollierte Leistung ab, bei der vor allem die Defensive um Goalie Karjalainen den Huskies immer wieder den Zahn zog.
Antti Karjalainen rettete den Löwen vor allem im ersten Drittel mit einigen guten Saves den 0:0-Zwischenstand nach zwanzig Minuten und sorgte mit einem starken Reflex gegen Thomas Merl auch in der 23. Minute dafür, dass die Löwen nicht in Rückstand gerieten. Seine Vorderleute indes waren ebenfalls fast immer in Position um finale Passwege für die Huskies zu verhindern, offene Distanzschüsse zu forcieren und darüber hinaus auch die Rebounds von Karjalainen zügig und effektiv aus der Gefahrenzone zu klären.
Etwas im Stich ließen die Löwen ihren Goalie lediglich beim 1:0 durch Andre Reiss (34.). Bei einem 2-gegen-2-Konter der Huskies verlor Nils Liesegang beim Behaken von Huskies-Topscorer Braden Pimm seinen Schläger. Als Liesegang seinem Stock in die Ecke nachging, rückte Reiss in den völlig offenen Raum im high-slot, wurde dort von Matthew Neal bedient und versenkte die Scheibe - unhaltbar für Karjalainen - zum 1:0. Bis Sonntag zurückgerechnet war der Treffer das erste Tor nach zuvor über dreieinhalb torlosen Dritteln.
Drei Minuten nach der Führung verpassten die Löwen den Ausgleich (zunächst) nur um Zentimeter als Markus Keller einen Schuss von Mike Card nicht zu fassen bekam, die Scheibe aber gerade so am Pfosten vorbei trudelte. Alex Roach klärte die Situation, allerdings nur auf Kosten einer Strafe wegen Spielverzögerung und als Braden Pimm nur 12 Sekunden nach der ersten Hinausstellung Brett Breitkreuz mit dem Stock im Gesicht traf, agierten die Löwen in doppelter Überzahl.
Eine erste gute Chance für den im Slot freigespielten Brett Breitkreuz vereitelte Markus Keller zunächst noch mit einem Reflex. Als sich Kassels Verteidiger daraufhin auf eine engere Deckung Breitkreuz‘ im Slot fokussierten, eröffneten sie, als Breitkreuz ein wenig vom Tor wegdriftete, einen kleinen Raum für C.J. Stretch am linken Pfosten, den dieser mit einem perfekten Handgelenksschuss zum Ausgleich nutzte (39.).
Für C.J. Stretch war der wichtige Treffer der erste von insgesamt vier Scorerpunkten in seinem vielleicht besten Play-Off-Spiel für die Löwen. Fast im Sinne der Lions-Legende Len Barrie immer ein wenig zwischen Genie und Wahnsinn pendelnd, leistete sich Stretch Mitte des zweiten Drittels zunächst eine wenig notwendige Strafe. Braden Pimm, Adriano Carciola (beide 30.) und vor allem Tyler Gron, dessen One-timer den offenen Kasten von Antti Karjalainen nur um Zentimeter verfehlte (31.), hätten die Huskies hier in Überzahl in Führung bringen können.
Als Stretch im ersten Wechsel nach seiner Rückkehr von der Strafbank gleich wieder hinausgestellt wurde, schien sich der Wahnsinn schon Weg zu bahnen. Doch glücklicherweise ging Stretchs Check nach Abpfiff ein „Ellbogen-Wischer“ von Stefan Della Rovere voraus, was die Schiedsrichter ebenfalls ahndeten. Auch wenn die Löwen in der 4-gegen-4 Situation das 0:1 durch André Reiss kassierten, die Strafe Stretchs fiel nicht unter die Kategorie „unnötig“ wie das in der Vergangenheit bei den Löwen öfter der Fall war.
Schon in den ersten zwei Play-Off-Spielen leisteten sich die Löwen trotz natürlich deutlich höherer Spielintensität nicht mehr Strafen als in der regulären Saison. In den letzten beiden Spielen reduzierten sie ihre Hinausstellungen allerdings sogar (je 4 Strafen in Spiel 3 und 4, ggü. 5 und 7 Strafen in Spiel 1 und 2).
Bei drei Powerplays am heutigen Abend war Kassel nur einer 5-gegen-3-Situation in der 50. Minute erfolgreich, als Matthew Neal einen Rebound zum 2:3 versenkte. Lausige 3 Sekunden hatten den stark verteidigenden Faber, Dronia und MacLeod dabei gefehlt, um auch diese Situation unbeschadet zu überstehen.
Zwar erzielten auch die Löwen mit Stretchs 1:1-Ausgleich im 2. Drittel auch nur einen Treffer in Überzahl, aber Kassel nahm sich mit den eigenen Strafen vor allem im ersten Drittel die Chance aus dem ausgeübten Druck auch zählbares zu erzielen und dem Spiel möglicherweise einen anderen Verlauf zu geben. So waren die Löwen mit Beginn der letzten zwanzig Minuten nicht nur voll im Spiel, sondern nach dem späten Ausgleich im zweiten Drittel auch noch mit dem Momentums auf ihrer Seite.
Schon nach 30 Sekunden im Schlussabschnitt hätten die Löwen in Führung gehen können, doch Brett Breitkreuz‘ Pass bei einem 2-gegen-1-Konter der Löwen errichte den in Richtung des langen Pfosten ziehenden Nils Liesegang aufgrund eine Kasselers Schlägers nicht.
Doch die Löwen gingen den Puck nach und hielten die Scheibe in ihren Reihen. Auf Zuspiel von Liesegang zog C.J. Stretch in den Slot und da dort Freund und Feind Markus Keller die Sicht auf die Scheibe erschwerten, sah sie der Schlussmann der Huskies erst, als sie hinter ihm im Netz zappelte (41.).
Die Führung aus heiterem Himmel konterten die Huskies mit energischen Angriffen, doch die Löwen-Defensive behielt in fast jeder Situation die Ruhe. Richtig brenzlig wurde es nur in der 46. Minute, als Alex Roach bei seinem Nachschuss ein zumindest halboffenes Tor vor sich hatte, Wade MacLeod jedoch mit einem starken Block einen Torschuss verhinderte.
Wade MacLeod feierte heute seine Play-Off-Premiere im Dress der Löwen und ersetzte Patrick Jarrett in der 2. Reihe. Zusammen mit Matt Pistilli und Dani Bindels, die im letzten Spiel sehr gut harmonierten, bildete MacLeod eigentlich eine reine Winger-Reihe, wobei MacLeod die Bullies nahm und als Center agierte. Eigentlich eher als Torjäger bekannt, arbeitete MacLeod heute vor allem auch in der Defensive und hielt mit seiner Reihe oftmals auch Kassels Topsturm (Pimm/Carciola/Neal) in Schach.
Bei allen Offensivbemühungen schienen die Kasseler die eigene Defensive in der Folge ein wenig aus dem Kopf zu streichen. Anders jedenfalls ist die Entstehung des 3.1 durch Nils Liesegang kaum zu erklären: Brett Breitkreuz und C.J. Stretch zogen die Aufmerksamkeit der Kasseler Defense an der rechten Seitenbande derart stark auf sich, dass die Huskies Nils Liesegang auf der linken Seite völlig außer Acht ließen. Nach Stretchs Pass auf Liesegang musste dieser den Puck nur noch im von Markus Keller offen gelassenen Tor versenken.
Zwar währte diese Führung für die Löwen nur gut zweieinhalb Minuten ehe Matthew Neal bei 5-gegen-3 zum 2:3 traf, doch ein unfreiwillig spendabler Gastgeber in Markus Keller rückte die Verhältnisse schnell wieder gerade. Die auch in Phasen der Kasseler Schlussoffensive stets kontrolliert agierenden Löwen erhöhten in der 60. Minute dann gar noch auf 5:2, als Clarke Breitkreuz seine persönlich ebenfalls starke Partie mit einem Treffer ins leere Tor krönte.
Mit dem Sieg der Löwen wird die Serie nun über mindestens sechs Spiele gehen. Partie Nummer 5 folgt dabei zunächst am Freitag, 23.3. ab 19.30 Uhr in der Frankfurter Eissporthalle. Tickets gibt es noch im Löwen-Ticket-Shop. Am Sonntag steigt dann Spiel 6 erneut in Kassel.
Kassel Huskies - Löwen Frankfurt 2:5 (0:0, 1:1, 1:4)
eishockey.net / PM Löwen Frankfurt
Nützliches zur DEL 2