Es hat nicht sollen sein… Trotz einer mehr als couragierten Vorstellung unseres Häufleins Aufrechter reichte es nach einer über weite Strecken ausgeglichenen Partie gegen den EC Bad Nauheim nicht zu einem Punktgewinn. Am Ende gewannen die Hessen vor 2.503 Besuchern nicht unverdient, aber auch etwas glücklich, mit 4:2. Dabei hatten auch unsere Gäste eine Reihe Ausfälle zu beklagen. Und: Nein, obwohl es nach der Begegnung heftige Diskussionen um die Leistung der Unparteiischen gab, die Referees haben das Match nicht zu unseren Ungunsten entschieden. Als ausschlaggebend erwies sich heuer das Powerplay. Viermal hatten die Schützlinge von Coach Christof Kreutzer nummerischen Vorteil. Dreimal – zuletzt per empty-net-goal – schepperte es. Unsere Jungs durften sich immerhin sechsmal mit einem Mann mehr versuchen, schafften aber da nicht einen einzigen Treffer. Zu den Wahrheiten des Matches zählt allerdings auch, dass die Zebras unseren Blau-Gelben zwei glasklare und jeweils lange Fünf-gegen-drei-Überzahlspiele verweigerten, die Gäste nicht nur nach Toren, sondern auch im Lamentieren besser waren und Top-Scorer Dustin Sylvester über die Glanzleistung seines Schusses aus kurzer Distanz in unser leeres Tor derart verzückt gewesen sein muss, dass er sich sogleich eine provozierende Geste vor unserer Spielerbank nicht verkneifen konnte. Noch Sekunden zuvor hatte sich der Goldhelm etwas ausufernde Debatten mit den Spielleitern gegönnt, die das da längst ohnehin etwas „angefressene“ Publikum gar nicht amüsierten. Dennoch zeigte der treue Anhang der Heimischen viel Gespür bei der Bewertung der Leistung der Neilson-Cracks. Denn die Mannschaft wurde nicht nur temporär mit „Wir sind stolz auf unser Team!“-Rufen gefeiert – zu Recht!
Ins Spiel gingen die Weißwasseraner nicht nur „ohne Sieben“, sondern sogar ohne Acht. Denn kurzfristig musste auch noch Vincent Hessler passen, der zwar aus der Hauptstadt angereist war, aber doch nicht ins Geschehen eingreifen konnte. Und das Ende des Matches erlebten die Heimischen sogar ohne Neun. Nach knapp 18 Minuten musste Keeper Olafr Schmidt verletzt vom Eis. Auch unseren Schlussmann erwischte es an der Schulter. Zwar steht die genaue Diagnose noch aus. Erste Prognosen deuten aber nicht nur auf ein „kleines Problem“ hin. Stattgefunden hat dafür das Zweitligadebüt von Luis Rentsch. Um es vorweg zu nehmen: Der 18-Jährige erhielt eine ganze Menge Eiszeit, ging scheinbar unaufgeregt zu Werke, war nicht weit entfernt von seinem ersten Scorerpunkt und deutete mehr als nur an, dass doch wieder ein Einheimischer den Sprung zu den eigenen Profis schaffen kann.
Derweil entwickelte sich schnell eine Begegnung mit intensiven Zweikämpfen, hohem Tempo und Torchancen hüben wie drüben. Erstmals richtig gefährlich wurde es nach vier Minuten, als Feodor Boiarchinov aus Nahdistanz nicht traf, weil Nauheims guter Schlussmann Felix Bick „unten dicht“ hielt. Dann hatte Luis Rentsch seine erste starke Szene. Der Youngster blockte einen Distanzschuss von Daniel Ketter (6.). Wenig später bekamen die Füchse das erste Überzahlspiel. Aber mehr als eine Direktabnahme von Anders Eriksson, die Maximilian Brandls Schläger zerstörte, kam nicht zustande. Kaum waren die Gäste wieder komplett, da klingelte es erstmals. Andrej Bires, generell auch sehr redebedürftig, kam frei zum Abschluss und knallte den Puck hoch ins lange Eck. Es war erst die zweite Scheibe, die das EHC-Tor traf (9.). Die Oberlausitzer Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Ganze 48 Sekunden nach dem 0:1 schlenzte Steve Saviano das Spielgerät in den Slot, von wo es sich den Weg ins Gehäuse der Roten Teufel suchte (10.). Schnell stand es also wieder ex aequo. Es folgte ein Distanzschuss an den Außenpfosten von Mike Dalhuisen (11.) und ein Abschluss von Fabian Dietz aus unmöglich spitzem Winkel, wobei das Hartgummiteil in Block G flog und dort für „Aufregung“ sorgte (13.). Dann liefen die Gastgeber einen Zwei-gegen-eins-Angriff, wobei sich Feo Boiarchinov nicht entscheidend absetzen konnte, der Pass zu riskant gewesen wäre, der Hochschlenzer aber in Felix Bicks Fanghandschuh landete (17.). Es schloss sich der Torwartwechsel, nachdem Olafr Schmidt bei angezeigter Strafe hinter dem Tor gegen die Bande krachte und sich die Schulter auskugelte, an, sowie eine Szene, die für das Spiel exemplarischen Wert hatte: Nach einer ungeahndeten Attacke gegen David Kuchejda übte sich unsere 69 in Selbstjustiz. Da aber griffen die Schiedsrichter ein und hoben den Arm. Mit der geballten Erfahrung ihres Kaders ließen die Hessen die Scheibe laufen, jagten unsere eher „jugendlichen“ Cracks, die nicht wechseln durften, müde, und kamen so nach vielleicht 90 Sekunden nicht nur zu einer Großchance, die Maximilian Brandl versemmelte (20.), sondern auch noch zum Powerplay gegen geschlauchte Ostsachsen. Zunächst machte die Sirene dem Spuk ein Ende.
Doch unmittelbar nach Wiederanpfiff fanden die Angereisten schnell die Überzahlformation, scheiterten in persona von Zach Hamill (21.) und Dustin Sylvester (22.) zunächst zweimal am glänzend parierenden Konstantin Kessler, der den Platz zwischen den Pfosten eingenommen hatte. Und dann passierte es doch. Den zweiten Sylvester-Distanzhammer konnte Kessler nicht festhalten, die Scheibe fiel hinter ihm aus der Ellenbeuge und Zach Hamill reagierte am schnellsten und stocherte ein (22.). Jetzt übernahm Bad Nauheim die Spielkontrolle. Aber Dennis Reimer kam nicht an der blitzschnell von Tino Kessler ausgefahrenen Matratze vorbei (28.). Die Gastgeber standen defensiv gut. Nach vorne ging da eher nicht so viel. Luis Rentsch durfte sich am Bullypunkt versuchen und gewann auch einige Anspiele. Dann musste Maximilian Hadraschek für zwei Minuten zugucken. Und als Anders Eriksson den nächsten Angriff aufbauen wollte, wurde er von Maximilian Brandl noch im eigenen Drittel glasklar von den Beinen geholt (35.). Es ist nicht überliefert, ob die Referees die Szene nicht gesehen hatten oder vor einer Entscheidung zugunsten eines doppelten Spielervorteils der Füchse zurückschreckten. Jedenfalls hatten nach 38 Minuten noch Anders Eriksson und Steve Saviano zwei gute Tormöglichkeiten, beide verzogen aber.
Das Schlussdrittel sah dann vehement drückende Hausherren. Und prompt fiel der erneute Ausgleich. Feo Boarchinov und Fabian Dietz ackerten vor dem Gäste-Käfig, bis Cederic Schiemenz die Scheibe vor die Kelle fiel und der 48er hoch einklinkte (44.). Das Tor führte bei den Hessen einmal mehr zu erhöhtem Gesprächsbedarf. Und die Gestreiften erwiesen sich als durchaus zuhörenswillig. Dann wurde das Match fortgesetzt – für 29 Sekunden. Ein hoher Stock von Feodor Boiarchinov bescherte diesem eine Kampfpause neben dem Kampfgericht. Weitere sechs Sekunden danach lag der Puck in unserem Tor. Bullygewinn Bad Nauheim, Schrägschuss Reimer, Nachschuss Bires– Jubel (45.). Das wäre sicher besser zu verteidigen gewesen… Aufgeben aber war natürlich keine Option. Die Lausitzer kamen schnell wieder. Doch weder Maximilian Adam aus fünf Metern, noch Fabian Dietz und Cederic Schiemenz aus Nahdistanz brachten den Puck an Felix Bick vorbei (45.). In den letzten zehn Minuten war zwar der Wille da, dem Spiel noch eine Wende zu geben. Aber bei nachlassenden Kräften – auch Bad Nauheim konnte nur drei Reihen ins Rennen schicken – brannte es eher vor Konstantin Kessler lichterloh. Maximilian Brandl zielte nach einem Zwei-gegen-eins-Konter frei am leeren Tor vorbei (52.), Radek Krestan traf nach Sololauf nur den Pfosten (53.) und der „goldene“ Sylvester wurde von unserem Hüter gestoppt (54.). Nach 56 Minuten wurde Steve Slaton wegen Hakens in die Kühlbox geschickt. Hart im Slot arbeitend wurde Cederic Schiemenz niedergestreckt. Was ausblieb, war ein Pfiff. Wieder kein fünf gegen drei… Stattdessen konterte Dustin Sylvester, fand aber in Konstantin Kessler seinen Meister (57.). Steve Saviano versprang auf der Gegenseite der Puck, als der sechste Feldspieler schon gekommen war. Damit konnte Daniel Stiefenhofer ins leere Tor schießen – schaffte er aber nicht (60.). Ob sich das Auslassen derart vieler Top-Chancen noch rächen würde? Nein, denn nachdem auch Anders Eriksson vor dem Bick-Gehäuse per (unbestraftem) Stockcheck zu Boden gebracht worden war und Dustin Sylvester sein Plauderstündchen beendet hatte, traf Letztgenannter zwei Sekunden vor Ultimo zum Endstand.
„An sich war es ein Spiel, das auch wir hätten gewinnen können. Aber nach unserer Leistung brauchen wir uns definitiv nicht zu verstecken“, resümierte der Füchse-Spieler des Abends, Philip Kuschel. Erwähnenswert ist auch noch die sagenhafte Menge Eiszeit, die der erste Fünfer um Steve Saviano, Anders Eriksson und Jordan George schrubbte, sowie der Umstand, dass unsere Jungs ja doch zwei Wochenendpunkte auf die Habenseite bringen konnten – nämlich die am 4. Dezember 2018 beim vorgezogenen Match in Dresden geholten, die uns trotz der Niederlage vorerst an der Tabellenspitze verweilen lassen.
Die Trainerstimmen
Christof Kreutzer: „Wir freuen uns sehr über die drei Punkte nach der langen Fahrt, die uns auch die Heimreise einfacher machen. Es war ein sehr enges Spiel, wobei Weißwasser anfangs erwartet gut war. Später haben wir besser auf die Konter der Füchse geachtet. Auch wir hatten nur einen schmalen Kader zur Verfügung. Aber unser Powerplay hat wieder sehr gut funktioniert. Überhaupt haben wir vieles richtig gemacht.“
Corey Neilson: „Wir haben heute sehr gut gespielt. Wegen der Ausfälle mussten wir unser System ändern, haben dafür in der Woche hart trainiert. Ich bin zufrieden mit unserer Vorstellung, denn vieles hat gut geklappt. Einzelne Fehler haben dann zu den entscheidenden Gegentoren geführt. Ich fand auch unser Überzahlspiel heute in Ordnung. Aber manchmal will der Puck trotz bester Gelegenheiten einfach nicht ins Netz.“