Unter dem Motto 'Jugend forscht' dürfen die Columbus Blue Jackets ihren 17. Saisonsieg einordnen (17-17-1). Am Donnerstag bezwangen sie die Carolina Hurricanes auf deren Eis mit 6:0-Toren.
Die annähernd 16.000 Besucher in der PNC Arena von Raleigh trauten ihren Augen nicht. Wie kann es sein, dass ihre erfolgsverwöhnten Hurricanes so untergehen? Mit einer Bilanz von 24-8-2 und einer Punktgewinn-Quote von 73,5 Prozent stürmten die Hurricanes an die Ligaspitze, doch an diesem Abend wehte ihnen der Wind aus Columbus kräftig ins Gesicht.
"Es begann gleich mit dem ersten Shift. Wir hatten heute Abend ein hohes Niveau mit dem wir den Wettkampf angingen. Wir wissen, was diese Mannschaft ausmacht und wie gefährlich und gut sie ist. Es waren volle 60 Minuten, in denen wir alles gaben", lobte Columbus' Trainer Brad Larsen den Auftritt seines Teams.
Bereits in der 9. Minute bescherte Emil Bemstrom den Gästen aus Ohio das 1:0. Der 22-jährige Schwede hatte am 30. Dezember sein Saison-Debüt gegeben und in seinen ersten sechs Auftritten für die Blue Jackets einen Assist erzielt. Bemstrom reagierte am schnellsten beim Abpraller von Carolinas Torwart Frederik Andersen und beförderte aus kurzer Distanz die schwarze Hartgummischeibe ins Netz. Mit der Führung hatten die Blue Jackets mächtig Selbstvertrauen getankt und die vier Niederlagen in ihren letzten fünf Partien vergessen. Sie dominierten bereits im Eröffnungsdrittel das Spielgeschehen und hätten angesichts von 18 zu 10 Torschüssen bis zur ersten Pause sogar noch höher in Führung gehen können.
Versäumtes nach, holte als Erster Yegor Chinakhov zur Mitte des zweiten Durchgangs. Es lief die 32. Minute als der 20-jährige Jungspund mit den Nerven eines Routiniers einen schnellen Gegenangriff, eingeleitet über seinen russischen Landsmann Vladislav Gavrikov und Eric Robinson, mit dem 2:0 abschloss. Nichts zu halten gab es für Andersen bei dem präzisen Schuss von MItte der beiden Bullypunkte.
Es sollte nicht das letzte Ausrufezeichen gewesen sein, dass der russische Stürmer setzte. Im Schlussabschnitt wirbelten die Blue Jackets weiter, so dass ihre Gastgeber vollends nicht mehr wussten wie ihnen geschah. In der 45. und 46. Minute trafen Patrik Laine, Chinakhov und Cole Sillinger innerhalb von 67 Sekunden. Es waren die zweitschnellsten drei Tore in der Franchise-Geschichte der Blue Jackets. Nur am 22. Dezember 2016 in einer Partie gegen die Pittsburgh Penguins waren die Blue Jackets mit drei Toren in 51 Sekunden noch ein bisschen flotter beim Schnüren eines Dreier-Packs gewesen.
Richtig schön anzusehen war Chinakovs zweiter Treffer zum 4:0, als er sich im Slot Andersen ausguckte. "Ich habe das noch nie gemacht, auch nie geübt. Es ah danach aus, als würde der Torwart auf einen Schuss warten, dann machte ich den Move. Das war so nicht geplant gewesen, es hat sich so ergeben", beschrieb der Zweifach-Torschütze das Zustandekommen des Treffers.
Sillinger bezwang nach einem Alleingang den für Andersen eingewechselten Jack Lafontaine. "Das war mein erstes Breakaway, dementsprechend ist es gut, dass ich getroffen habe", meinte Sillinger und gab zu, dass er sich in Chinakov ein Vorbild genommen habe: "Ich hatte gesehen, dass er [gegen Andersen] auf der Blocker-Seite getroffen hatte. Ich habe eine Lücke gesehen und dann einfach drauflosgeschossen."
Mit dem 5:0 war die Partie vorentschieden. Zum ersten Mal in seiner noch jungen NHL-Karriere waren Chinakhov zwei Tore in einem NHL-Spiel geglückt. Der 18-jährige Sillinger beendete seine elf Spiel währende Torflaute und Laine, 23 Jahre jung, seine von fünf Spielen. Den Schlusspunkt setzte der 24-jährige US-Amerikaner Jack Roslovic als noch 5 1/2 Minuten auf der Uhr standen.
Gästetorwart Elvis Merzlikins hielt bis zum Ertönen der Schlusssirene seinen Kasten sauber und durfte sich mit 31 Rettungstaten über seinen zweiten Saison-Shutout, den neunten in seiner NHL-Karriere freuen.
"Carolina ist ein sehr, sehr gutes Eishockeyteam. Sie sind schnell, sie sind stark. Der Puck lief sehr, sehr schnell. Ich habe das Spiel einfach genossen", so Merzlikins.
Zum ersten Mal in der laufenden Saison war den Hurricanes ein einer Partie kein Tor geglückt, dennoch drückt Larsen auf die Euphoriebremse: "Man sollte das nicht überbewerten und zu viel darüber nachdenken. Es war nur ein Spiel. Wir haben eine gute Partie gemacht und ich bin froh darüber. Ich denke, was man daraus mitnehmen kann, ist, wie es sich auf der Bank angefühlt hat, das Engagement. Ich werde nicht zu weit vorausdenken, was die Lehren daraus sind, außer dass wir ein wirklich solides Spiel geliefert haben. Das sollte ein kleiner Gradmesser dafür sein, was wir vollbringen können und wie es sich anfühlen sollte."
Am Samstag gastieren die Blue Jackets bei den Florida Panthers in Sunrise, und ihre junge Truppe würde dann gerne erneut einen überzeugenden Auftritt hinlegen (6:00 p.m. ET; BSFL, BSOH, NHL.tv; So 0:00 MEZ).