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Das Erfolgsrezept: Teamwork und harte Arbeit

Vorfreude ist die schönste Freude.

Þ25 Februar 2025, 11:37
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badnauheim
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Auswärts in Crimmitschau, am Sonntag im heimischen CKS das Hauptrunden-Halali gegen die Lausitzer Füchse. Es ist noch vieles möglich. Sollten die Roten Teufel weiterhin punkten und die Tabellennachbarn aus Freiburg und Weißwasser am Freitag Federn lassen, wäre sogar – und wer bitteschön hätte vor einigen Wochen von diesem Szenario zu hoffen gewagt? – der Sprung auf Platz acht noch machbar.

Denn bis am Sonntagabend, 19:28 Uhr, herschte in der EC-Familie kollektives Zittern. Erst als das Team in Selb mit 3:0 die Oberhand behielt und fast zeitgleich Rosenheim gegen Kaufbeuren mit 4:3 gewann, hatte dieses monatelange Bangen ein abruptes Ende gefunden. Die EC-Familie, erprobt mit Höhen und Tiefen in der langen Geschichte des Eishockeys in Bad Nauheim, war befreit von einer Angst, die im CKS umherspukte: Das Abstiegsgespenst hatte sich eingenistet und war bis eben zum gestrigen Abend ungebetener Gast. Nun ist es vertrieben, das Gespenst.

Die Roten Teufel und die vielen, vielen Anhänger in diesem emotionalen Umfeld atmen auf.

Mit einer Aufholjagd, die ihresgleichen in der DEL2 sucht. Der Erfolg hat bekanntlich viele Väter, allerdings trägt er in diesem bemerkenswerten Fall den Namen Mike Pellegrims. Die Verpflichtung des ehemaligen Top-Verteidigers, der am 11. November 2024 das erste Training leitete, war der entscheidende Wendepunkt. Wir erinnern uns: Als Pellegrims das Team übernahm, hatte der EC die Punktausbeute eines potentiellen Absteigers. 17 Spiele, 13 Zähler, Tabellenletzter. Mit dem Belgier holten die Rot-Weißen in 33 Pflichtspielen satte 56 Punkte. Das entspricht einem Schnitt von 1,7 Punkten pro Spiel und wäre hoch gerechnet Platz sechs.

Zahlen lügen nicht, daher bleiben wir bei statistischen Werten. Am 21. Spieltag standen die Roten Teufel mit 18 Punkten auf dem letzten Platz. Kaufbeuren hatte zu diesem Zeitpunkt 39 Zähler und somit einen Vorsprung von 21 Punkten. Nun trennen diese beiden Teams sieben Punkte und das bedeutet, dass der EC im Zeitraum zwischen dem 21. und dem 50. Spieltag 28 Punkte mehr geholt hat als die Allgäuer. Apropos ESV Kaufbeuren: Diesem Team gelang es am 24. November, mit 3:1 im Kurpark zu gewinnen. Danach folgten 14 Heimspiele mit mindestens jeweils einem Punkt für die Rot-Weißen – ein Rekord.

Wie hat Mike Pellegrims gemeinsam mit seiner rechten Hand, Marc Vorderbrüggen, diese beeindruckende Wende bewerkstelligt? Darauf gibt es eine recht einfache Antwort: Mit harter Arbeit und der Gabe, einer in jeder Hinsicht fragilen Mannschaft Sieger-Mentalität einzuimpfen. Denn „Pelle“ verkörperte schon als Spieler Wille, Leidenschaft und Ehrgeiz. Hinter „harter Arbeit“ steckt so viel mehr als diese beiden Worte. Denn wir müssen uns beim Blick zurück auch in Erinnerung rufen, welche Probleme die Roten Teufel von Beginn der Saison begleiteten.

Taylor Vause, der Motor des Spiels und der Kopf des Teams, fehlte in den ersten zwölf Begegnungen und feierte erst am 20. Oktober in der Partie gegen Freiburg (3:4 nach Verlängerung) sein Comeback. Bode Wilde stand die ersten sechs Spieltage nicht im Aufgebot, weil sein deutscher Pass irgendwo zwischen Kanada und Deutschland bei den Behörden lag. Aber es kam noch schlimmer im Verlauf dieser denkwürdigen Saison 24/25. Tim Coffman musste wegen einer Bauchmuskelzerrung pausieren. Kaum war Vause fit, fehlte damit der nächste Schlüsselspieler. 15 mal musste der US-Amerikaner aussetzen.

Die Pechmarie wurde zum ständigen Begleiter, personelle Rückschläge gab es quasi im Wochentakt. Luigi Calce, Zach Kaiser, Christopher Fischer und Kevin Orendorz verlängerten die Ausfall-Liste. Calce ist seit Sonntag wieder dabei, Fischer könnte demnächst wieder eingreifen. Aber Orendorz und Kaiser, die besten Torschützen mit deutschem Pass, werden weiterhin schmerzlich vermisst.

Aber Pellegrims ist kein Typ, der jammert und auf diese personellen Widrigkeiten verweist. Er beschäftigt sich rund um die Uhr mit seinem Team. Akribische Videoanalysen gehören zum täglichen Reportoire. Der Coach zeigt die Fehler und die positiven Aspekte. Er trainierte zu Beginn sehr hart und nahm Rückschläge in Kauf. Denn es war offensichtlich, dass es dem Team an Physis und Kondition fehlte. So fand quasi eine Vorbereitung in der laufenden Saison statt, aber Pellegrims zog das Programm  gemeinsam mit Marc Vorderbrüggen durch und impfte einer verunsicherten Mannschaft Selbstvertrauen ein. Parallel wurde auch das Off-Ice Programm mit Fitness-Coach Mark Lubetzki intensiviert.

Das Resultat: jeder kämpfte und rannte für den anderen, Teamwork war der Schlüssel zum langsamen, aber stetigen Aufstieg.

Alle zogen an einem Strang, vor allem in der so wichtigen Defensivarbeit. Mit Disziplin, wenigen Strafzeiten und einem herausragenden Keeper Jerry Kuhn kletterten die Roten Teufel in der Tabelle nach oben. Ziel erreicht? Ja und nein. Natürlich sorgt der Klassenerhalt zwei Spieltage vor dem Ende der Hauptrunde für große Erleichterung. Und die damit verbundene Qualifikation für die Pre-Playoffs wurde am Sonntagabend nicht nur von den 200 Fans in Selb gefeiert. Aber Pellegrims will mehr. Das Team will mehr. Freuen wir uns auf das, was noch kommt.

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