Erst musste die Defensive sattelfest werden und nun wird auch wieder vorne kräftig zugeschlagen. Die Edmonton Oilers rocken die Liga und vermiesen dem einen und anderen Kontrahenten kräftig den Abend.
Mit dem hehren Ziel sich den ersten Tabellenplatz in der Central Division zu ergattern, waren die Colorado Avalanche am Dienstag in ihre Heimpartie gegen die Oilers gegangen, doch eh sich die Hausherren versahen, lagen sie mit 0:4 im Hintertreffen und zur zweiten Pause stand es 1:5. Am Ende entführten die Oilers mit 6:4-Toren beide Punkte aus Denver.
Manch einer im weiten Rund rieb sich verwundert die Augen und fragte sich, ob das diese Oilers waren, die 48 Stunden zuvor, ganz auf Sicherheit bedacht, gegen die Calgary Flames mit 1:0 gewonnen hatten. Nein, das waren sie nicht! Es waren jene Oilers, die schon am vergangenen Freitag ihre Treffsicherheit bewiesen hatten, indem sie die Minnesota Wild mit 7:2 aus der Halle schossen und bedröppelt nach Hause schickten.
Nachdem Ken Hitchcock am 20. November das Traineramt in Edmonton übernommen hat, sind die Oilers ganz schwer einzuschätzen. Wobei, es gibt seit vier Spielen eine Konstante: Sie gewinnen!
Hitchcock war nach der Ankunft bei seinem neuen Arbeitgeber, zunächst einmal darauf bedacht gewesen, die Defensive zu stabilisieren. In den ersten 20 Saisonpartien unter seinem Vorgänger Todd McLellan hatte die Mannschaft im Durchschnitt 3,3 Tore pro Spiel kassiert. An diesem wunden Punkt setzte Hitchcock zuvorderst an. Von den ersten fünf Spielen unter seiner Regie verloren die Oilers zwar zwei (3-1-1), doch der Gegentrefferschnitt ging dabei auf 2,4 zurück. Somit benötigten die Oilers selbst nur elf Tore, um sieben von zehn möglichen Zählern einzufahren.
In vier der folgenden sechs Begegnungen im Dezember ließ die Hitchcock-Truppe maximal zwei Gegentore zu. Nur die Dallas Stars, am Montag von vor einer Woche, und jüngst die Avalanche konnten das Abwehrbollwerk häufiger überlisten. Summa summarum ließen die Oilers mit Hitchcock an der Bande nur noch 2,27 Tore pro Spiel zu. Sie liegen mit ihrem Gegentrefferschnitt in diesem Zeitraum ligaweit auf dem zweiten Platz hinter den Flames (2,20).
Das Salz in der Suppe sind jedoch die selbst erzielten Tore. Für die Würze zuständig sind bei den Oilers vor allem drei Stürmer: Connor McDavid, Leon Draisaitl und Ryan Nugent-Hopkins.
Letztgenannter verriet nach dem Sieg gegen Colorado das Erfolgsrezept: "Wir gaben ihnen relativ wenig Zeit zum Durchschnaufen. Wir waren immer am Mann, standen immer vor ihnen und brachten die Pucks zurück in ihr Drittel. Wir ließen sie nicht raus und sie konnten nicht wechseln. Das war Teil unseres Plans. Wir wollten sie sehr viel beschäftigen, unsere Körpergröße und unsere Spielmacherqualitäten in der Tiefe nutzen. Wir haben sie die meiste Zeit im Griff gehabt."
Hitchcock lässt seinen stärksten Stürmern den Freiraum ein Spiel an sich zu reißen, und sie zahlen es ihm mit Toren zurück. McDavid (5 Tore, 10 Assists), Draisaitl (4 Tore, 10 Assists) und Nugent-Hopkins (6 Tore, 4 Assists) bauten ihren ohnehin schon hohen Punkteschnitt weiter aus.
Noch beeindruckender wirken diese Zahlen, wenn man berücksichtigt, dass die Oilers 18 Überzahlsituationen in Folge nicht mehr getroffen hatten, bis zum Powerplaytreffer von Nugent-Hopkins zum 2:0 in der 30. Spielminute gegen Colorado. Nähert sich da eine weitere von Hitchcock ausgemachte Baustelle der Fertigstellung? Dem Trainingsleiter dürfte es nämlich nicht gefallen haben, dass sein Team in den zehn Partien davor nur auf eine Powerplay-Erfolgsquote von 14,3 Prozent gekommen war.
Schließlich setzte auch noch Darnell Nurse in Denver ein Tor bei nummerischer Überlegenheit drauf und damit Hitchcocks geäußerten Wunsch um.
"Von unseren anderen Spielern muss mehr kommen. Wir brauchen mehr Spieler, die ihren Beitrag leisten, wenn wir ein Playoff-Team werden möchten."
Ein Sonderlob hatte Hitchcock für seine zwei besten Spieler parat: "McDavid [1 Tor, 1 Assist] schaltete sich ein und Draisaitl [1 Tor, 2 Assists] wurde mit der Zeit immer besser. Auch andere Spieler haben sich eingebracht, aber insgesamt gesehen, wenn du solche Starspieler in deinen Reihen hast, die so auftrumpfen, dann tut sich jeder Gegner beim Verteidigen schwer."