Es läuft gerade nicht richtig rund für die Ottawa Senators. Die Mannschaft aus der Hauptstadt Kanadas kassierte beim 3:4 gegen die Vancouver Canucks mit dem Schweizer Pius Suter die fünfte Niederlage in Folge (0-4-1) und verlor gleichzeitig auch zum fünften Mal in Serie im heimischen Canadian Tire Centre. Da half es auch nicht, dass bei der jüngsten Pleite Tim Stützle sein 100. Tor in der NHL gelang.
Frust, Unzufriedenheit und Niedergeschlagenheit waren den Spielern und dem Coach der Senators nach der Partie gegen Vancouver am Samstag anzumerken und auch anzusehen. Erneut hatten die Senators als Verlierer das Eis verlassen, erneut gab es vor heimischem Publikum keinen doppelten Punktgewinn. Nach der inzwischen achten Pleite im Monat November finden sich das Team dort, wo es eigentlich nicht sein wollte – im hinteren Teil der Tabelle der Atlantic Division. Als zweitschlechtestes Team der Eastern Conference hat Ottawa jetzt schon einen respektvollen Abstand zu den Plätzen, die am Ende für die Stanley Cup Playoffs reichen würden.
Am Ende zugelegt
„Wir sollten eigentlich einen Vorteil daraus ziehen, wenn wir zu Hause spielen“, meinte Senators-Stürmer Claude Giroux. Am Ende habe man noch mal einen Zahn zugelegt. „Aber genau so müssen wir schon agieren, wenn die Partie beginnt“, befand der Routinier. Die Mannschaft habe nicht schlecht gespielt. „Aber wir haben eben nicht so gut gespielt, dass wir ein Eishockeyspiel gewinnen können.“ Im Moment sei viel Frust dabei. „Wir müssen besser werden. Und wir werden auch besser sein“, versprach er.
Girouxs Tor zum zwischenzeitlichen 2:4 (57.) läutete die Sturm- und Drang-Phase der Gastgeber in den Schlussminuten ein. Wie schon das 1:1 durch Brady Tkachuk war auch dieser Treffer ein Überzahltor. Und doch war es am Ende ausgerechnet das Powerplay, das den Senators hätte helfen können, den Weg zurück auf die Siegerstraße zu finden. Im ersten Drittel ließen sie nämlich fünf Minuten am Stück mit einem Mann mehr auf dem Eis ungenutzt verstreichen, nachdem die Partie für Vancouvers Quinn Hughes nach einem Bandencheck gegen Josh Norris früh beendet war. „Aus dieser Situation haben wir nicht genügend Momentum gezogen“, meinte Green. „Wenn wir da ein Tor geschossen hätten …“, haderte Senators-Stürmer Josh Norris.
Canucks ziehen davon
Stattdessen gingen die Canucks mit einer 1:0-Führung in die erste Pause. Jake DeBrusk traf in Überzahl (19.). Nach Tkachuks Tor zogen die Gäste aus British Columbia davon. Bis zum Ende des zweiten Drittels hatten Teddy Blueger (30.) und erneut DeBrusk (34.) eine 3:1-Führung für die Canucks herausgeschossen. Kiefer Sherwood (49.) sorgte mit dem 1:4 für die Vorentscheidung. Bei Bluegers Treffer gelang Max Sasson bei seinem NHL-Debüt mit dem Assist gleich sein erster Scorerpunkt.
Ottawas Coach war mit dem Zustandekommen der Gegentore nicht glücklich. „Wir haben ihnen die Tore geschenkt. In der NHL darf man dem Gegner keine Tore schenken“, sagte Green. Sein Team habe sich da ein paar Scheibenverluste zu viel geleistet, habe dort nicht klären können. Ist also alles ein mentales Problem? Na ja, das sei es wohl immer, wenn man ein paar Spiele in Folge verliere. „Wir haben viel mit den Jungs gearbeitet. Aber am besten hilft man sich dann, wenn man gewinnt. Weil man es will“, sagte Green. Klar, man könne auch mal gut spielen und verlieren oder schlecht spielen und gewinnen. Aber unterm Strich habe sich sein Team mit den Geschenken an den Gegner selbst ins Bein geschossen.
Emotionen, Selbstvertrauen, Konstanz
Seinem Team fehlten nicht zwingend die nötigen Emotionen. „Was sind Emotionen? Ist das, wenn es laut ist in der Halle? Wenn man Tore schießt? Hatten wir Emotionen in Boston oder Toronto? Wir haben dort besser gespielt. Das ist die Realität“, sagte der Coach. Die beiden Auswärtssiege waren zwei der wenigen Lichtblicke in diesem Monat für die Senators. „Was am meisten im Sport frustriert, ist, Konstanz zu finden. Das ist das Härteste, was man im Sport machen muss“, meinte Norris.
Doch gerade diese Konstanz fehlt den Senators im November 2024. Und auch das Selbstvertrauen. Doch wie bekommt man dieses wieder zurück? „Wer das herausfindet, verdient viel Geld“, meinte Green. Man könne es mit einem Klaps auf die Schulter oder einem Tritt in den Hintern versuchen. „Aber am Ende kommt das Selbstvertrauen von innen. Und jeder hat da seinen eigenen Weg, Selbstvertrauen zu finden. Wir versuchen, den Spielern dabei zu helfen.“
Stützles Meilenstein
Da konnten sich die Senators dann auch nur bedingt darüber freuen, dass Stützle mit dem 3:4 43,5 Sekunden vor der Schlusssirene sein 100. Treffer in der NHL gelang. Der ehemalige Stürmer der Adler Mannheim aus der DEL ist der erste Spieler der Senators, der diesen Meilenstein vor seinem 23. Geburtstag erreicht. Und er ist auch gleichzeitig der erste Spieler aus dem NHL Draft 2020, der diese Marke erreicht hat. Alexis Lafreniere (83, New York Rangers) und Lucas Raymond (75, Detroit Red Wings) brauchen noch ein bisschen, bis sie dahin kommen. Stützle erreichte diese Marke in 305 Spielen im Trikot der Senators. Schneller als er waren bei dieser Franchise nur Dany Heatley (164), Alexei Yashin (253), Martin Havlat (286), Marian Hossa (289), Jason Spezza (290) und Tkachuk (300).
Noch dreimal in diesem Monat haben Stützle und Co. die Chance, zu zeigen, dass sie es besser können. Am Montag geht es zu Hause gegen die Calgary Flames, danach geht es an die Westküste zu den San Jose Sharks und den Los Angeles Kings. Dass viel Talent in dem Team steckt, daran besteht kein Zweifel. „Ich glaube fest daran, dass wir das Ruder herumreißen können“, betonte Giroux. Aber dabei müsse jeder im Team helfen. Das könnten nicht nur ein paar Jungs alleine schaffen. „Wir wissen, dass wir ein besseres Team sind, als wir es gerade zeigen.“