„Wenn der Winter Einzug hält, kommt für uns die schönste Zeit“ singen die Fans der Düsseldorfer EG seit Jahrzehnten vor jedem Spiel. Der Winter ist da und der Januar hat es mit gleich sechs Heimspielen und dem DEL Winter Game in Köln so richtig in sich. Zum Auftakt des Heimspielmarathons war niemand geringeres als der unangefochtene, aber bis dato gegen die DEG sieglose Tabellenführer Adler Mannheim in den ISS DOME. Vor 10.512 Zuschauern hielt das Spiel, was es versprach, in dem sich die Gäste als etwas dominanter und cleverer erwiesen und deswegen beim 2:3 (0:2; 2:0; 0:1) verdient als Sieger vom Eis gingen.
Von der ersten Sekunde waren Tempo, Rasse und Klasse im Spiel, in dem Manuel Strodel nach langer Verletzungspause ins Team zurückkehrte, die DEG aber weiterhin auf Jerome Flaake verzichten musste. Die Rot-Gelben hätten schon nach wenigen Sekunden in Führung gehen können, als Kapitän Alex Barta etwas unverhofft, dafür aber völlig unbedrängt vor dem von Dennis Endras gehüteten Tor der Gäste aus der Kurpfalz an die Scheibe kam. Allerdings bekam er das Spielgerät nicht über den Mannheimer Schlussmann gelupft (2.). Direkt im Anschluss hielt Patrick Köppchen von der blauen Linie drauf und verpasste Philip Gogulla den Rebound nur knapp. Im Gegenzug zog David Wolf zwei Mal aus dem rechten Bullykreis ab. Die Führung für die Gäste war mehr dem Glück als ihrem zweifellos vorhandenen Können geschuldet. Andrew Dejardins hatte aus recht zentraler Position abgezogen und Mathias Niederberger den Schuss mit der linken Schulter pariert. Vom Plexiglas hinter dem Tor sprang die Scheibe so unglücklich vor den Kasten, dass sie genau auf den Schläger von Matthias Plachta landete, der den Puck problemlos über die Linie drückte (5.). Die DEG brauchte eine Weile, um sich nach dem Gegentreffer zu sortieren. Einige Spielminuten verstrichen, ohne dass sich eine der beiden Mannschaften große Torchancen erspielen konnten. Bis Mannheim plötzlich eiskalt zuschlug: Ben Smith gewann ein Anspiel vor Niederberger und Phil Hungerecker zog sofort ab. Zunächst rettete Niederberger mit dem linken Schoner, doch Smith ging der Scheibe hinterher, eroberte sie zurück und legte auf für Luke Adam, der aus kurzer Distanz traf (15.). Mit dem Zwei-Tore-Rückstand der DEG ging es in die erste Pause.
Kaum hatte das zweite Drittel begonnen, war die DEG zurück im Spiel. Zunächst blieb Calle Ridderwall mit seinem Schuss aus dem rechten Bullykreis nach schönem Zuspiel von Leon Niederberger aus der rechten Bandenrundung das Erfolgserlebnis noch verwehrt (21.). Wenig später aber rissen die Fans und Spieler in rot und gelb die Arme zum Torjubel in die Höhe. Ryan McKiernan, ganz besonders angefeuert von 21 Fans der Vienna Capitals, packte den Hammer aus und jagte die Scheibe in den linken Knick (21.). In Überzahl hätten die Adler den alten Abstand wieder herstellen können. Chad Kolarik legte den Puck mit einem sehenswerten Diagonalpass zu Markus Eisenschmied, der aus dem linken Bullykreis einen gefährlichen Schuss abgab. Niederberger aber war zur Stelle (23.). Dem 1:3 noch näher kam Wolf, der mit einem langen Pass bedient wurde und die Scheibe beinahe mit der Rückhand durch die Schoner von Niederberger bugsiert hätte. Einige der zahlreich mitgereisten Adler-Fans hinter dem DEG-Tor hatten schon zum Jubeln angesetzt (27.). Als die Mannschaft von Harold Kreis erstmals in Überzahl ran durfte, gerieten die Adler mächtig unter Druck. Aus spitzem Winkel traf Barta von der rechten Seite nur den linken Pfosten (30.). Die DEG blieb dran und wurde dafür belohnt: McKiernan zog abermals aus der Distanz ab, der Abpraller landete bei Jaedon Descheneau, der sich nicht zwei Mal bitten ließ und mühelos zum 2:2 traf (31.). Der Ausgleich fiel auch, weil die DEG nun viel besser in die Zweikämpfe kam. Nach einem schönen Querpass des erst 17 Jahre alten Adler-Ausnahmetalents Moritz Seider hätte die Truppe von Pavel Gross wieder in Führung gehen können, aber Kolarik fand in Niederberger seinen Meister (33.). Im Gegenzug feuerte John Henrion aus der Ferne in Richtung Endras (33.). Es war ein schnelles, ein gutes, ein hin und her wiegendes Eishockeyspiel zweier Spitzenmannschaften mit Torszenen auf beiden Seiten. Das ging auch bis zum Ende des Drittels so weiter. Weitere Tore gab es aber keine.
Der dritte Abschnitt begann ein wenig verhaltener als die anderen beiden Drittel zuvor. Nach und nach erspielten sich die Mannheimer ein Übergewicht. Als Adam alleine aufs DEG-Tor zulief, reagierte Niederberger prächtig (44.). Kurz darauf war der DEG-Torhüter machtlos, als Adler Verteidiger Joonas Lehtivuori die Schlägerspitze an einen Schuss von Hungerecker bekam und den Puck so ins kurze linke Eck lenkte (45.). Beinahe hätte Braden Pimm die richtige Antwort gefunden, als der Endras aus dem Slot zu einer Glanztat zwang (47.). Danach gelang es der nicht, ein großes Chancenfeuerwerk zu entfachen, auch weil die Adler gar nicht daran dachten, ihre Offensivbemühungen einzustellen. Ein gefährlicher Schuss nach dem nächsten zischte in Richtung Niederberger. Besonders brenzlig wurde es, als sich Wolf durch das gesamte DEG-Drittel kurvte (53.). In der Schlussphase aber kam die DEG noch einmal mit Macht. Kreis brachte einen sechsten Feldspieler und nahm kurz darauf eine Auszeit. Kenny Olimb traf von der rechten Seite aus spitzem Winkel das äußere Gestänge. In den allerletzten Sekunden sah sich Endras einem wahren Schussgewitter ausgesetzt. Der Ausgleich lag in der Luft, doch die Mannheimer retteten sich über die Zeit. Als die Schlusssirene ertönte, riss Endras wild jubelnd die Arme in die Höhe, seine Teamkollegen taten es ihm gleich. Erneut war es ein Duell auf Augenhöhe, dieses Mal leider mit dem besseren Ende für die Adler.
Auch wenn es heute nicht ganz gereicht hat: Der Auftritt der DEG gegen das Star-Ensemble der Adler hat gezeigt, dass die Rot-Gelben für den Rest der Saison bestens gewappnet ist. Der wilde Januar geht am Sonntag mit einem Sonderzug-Gastspiel bei den Augsburg Panthern weiter (Spielbeginn 14 Uhr). Am 12. Januar steigt dann das große DEL Winter Game gegen die Kölner Haie im Rhein-Energie-Stadion (erstes Bully um 16:30 Uhr). Einen Tag später gastiert ab 19 Uhr der deutsche Meister aus München im ISS DOME.