Um 23:46 Uhr war’s vorbei. Nach 107 Minuten und 48 Sekunden purem Abnutzungskampf traf Stephen MacAulay zum 5:4-Siegtreffer. Die Erlösung für die Löwen, die sich damit ein entscheidendes Spiel sieben in die heimische Arena holen.
Man stelle sich zwanzig Sportler vor, die 60 Minuten lang einer Hartgummischeibe im höchsten Tempo nachjagen. Verrückt genug, führt man sich vor Augen, mit welch enormen Einsatz Eishockey gespielt wird. Am Freitagabend wurde diese Sportart in Freiburg allerdings noch deutlich extremer ausgeübt. Am Ende eines langen Abends waren fast fünfeinhalb Drittel gespielt: Über 107 Minuten. Der pure Wahnsinn für jeden noch so trainierten Körper. Gut, dass die Tölzer Löwen in ihrem Team viele besonders gut trainierte Körper haben. Zu diesen zählen offensichtlich unter anderem Jordan Hickmott und Stephen MacAulay, die den Siegtreffer mit einer letzten Energieleistung herbeiführten.
Diese Playdown-Serie wird in die Geschichte eingehen. Freiburg und Bad Tölz liefern sich seit Tag eins einen Kampf auf Biegen und Brechen. Das Marathon-Spiel am Freitag ging dann endgültig in die Annalen ein. Um 41 Sekunden wurde die Länge des bisherigen DEL2-Rekordspiels überboten. Eine kaum vorstellbare Belastung für Körper und Geist. Besonders hervorzuheben ist hier besonders Ben Meisner. 75 (!) Schüsse bekam der Goalie auf sein Tor. Am Ende des Tages standen 71 Saves und nur eine Bitte im Bus: “I need ice”.
In den ersten zehn Minuten merkte man beiden Teams die Bedeutung der Partie an. Ein Abtasten war die Folge, ehe Christian Neuert mit der ersten wirklichen Großchance die Freiburger Führung erzielte. Das erste Drittel war eines zum Abhaken für die Buam. Umso überzeugender dafür die Reaktion im Mitteldrittel. Drei Tore innerhalb von fünfeinhalb Minuten drehten die Partie komplett. Johannes Sedlmayr fälschte ab, Kevin Wehrs fand die Lücke und Lubor Dibelka setzte zum Solo an. Ein Traumstart ins zweite Drittel, der allerdings wenige Sekunden nach dem 3:1 gedämpft werden sollte. Brad McGowan traf zunächst zum 2:3 und in der Schlussminute des Drittels sogar zum 3:3. Erneut zeichneten sich enorm spannende letzte 20 Minuten ab. Den besseren Start erwischten dabei wieder die Löwen. Tyler Gron traf zum 4:3. Die Vorlage kam von Andreas Pauli, der später mit dem Verdacht auf eine Gehirnerschütterung ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Paulis Kopf knallte ungebremst auf das Becken eines Freiburger Spielers – schmerzhaft. Ähnlich ging es Florian Kraus, der nach einem Zweikampf ebenfalls etwas an den Kopf bekommen hatte und frühzeitig ausschied. Kurz sah es so aus, als hätte sich die Eishockeywelt gegen die Löwen verschworen. Knapp 15 Sekunden vor Ende der Partie chippte Andreas Schwarz die Scheibe aus dem eigenen Drittel. Doch statt der Befreiung, prallte der Puck vom Hallendach zurück aufs Eis – Bully vor Ben Meisner. Alexander Brückmann nutzte die letzte Chance des Spiels sechs Sekunden vor Schluss zum erneuten Ausgleich.
Danach begann das große Zittern. Beide Teams überstanden jeweils ein Unterzahlspiel. Sowohl Freiburg, als auch die Löwen hatten einige Großchancen, die teilweise hervorragend von den beiden Goalies verhindert wurden. So lange, bis Jordan Hickmott etwas zu viel Platz bekam und Stephen MacAulay seinen harten Schuss wenige Zentimeter vor dem Tor über die Linie drückte.
Damit ist klar: Eine finale Entscheidung über den vorzeitigen Klassenerhalt fällt erst am Sonntag. Ab 18:30 Uhr findet Spiel sieben in der weeArena statt. Die Löwen haben sich – dank großzügiger Mithilfe ihres Hauptsponsors – etwas Besonders einfallen lassen: Der Eintritt kostet am Sonntag auf allen Plätzen, in allen Kategorien, nur 5€! Außerdem bekommt jeder Besucher einen Gutschein für ein Freigetränk seiner Wahl! Der Online-Kartenkauf ist bereits möglich. Zusätzlich hat die Geschäftsstelle am Samstag zwischen 10 und 12 Uhr geöffnet.