Durch finanzielle Probleme geriet das Garmischer Eishockey immer wieder in Bedrängnis, so dass jedes Mal Zuschauerpotenzial auf der Strecke blieb. Erst in der vergangenen Spielzeit zogen sich die Bayern freiwillig in die Oberliga zurück, nachdem die 2.Liga nicht mehr zu finanzieren war. Diese Saison nutzen die Verantwortlichen zur finanziellen Konsolidierung, wozu der sportliche Erfolg natürlich positiv beiträgt. Das Team von Marcus Bleicher wurde nach der Hauptrunde Tabellenzweiter, im Viertelfinale besiegte man glatt den EV Duisburg, so dass die Spieler gleich fünf Tage mehr Pause hatten als die Hessen, die ins vierte Spiel gegen Peiting mussten.
In Garmisch träumt man natürlich von einem Finale gegen den Erzrivalen Bad Tölz, der es im anderen Halbfinale mit dem Überraschungsteam aus Grafing zu tun hat. Doch dies wollen die Kurstädter, die Heimrecht haben und Freitag den Auftakt zuhause bestreiten (Spielbeginn 19.30 Uhr), natürlich verhindern. "Ich sehe unsere Chancen bei 50:50", sagt SCR-Coach Bleicher, der die Hessen bei deren zweiten Auftritt in Peiting unter die Lupe nahm. "Nauheim ist kämpferisch stark und sie spielen das gleiche System wie wir. Wenn wir ein hohes Tempo anschlagen, ist die Aufgabe machbar", so der gebürtige Füssener, der als Aktiver in der DEL u.a. für Mannheim und Frankfurt auflief.
Für Tempo zuständig sind bei den Bayern hauptsächlich die Offensivkräfte: Florian Vollmer (62 Punkte in der Vorrunde), George Kink (58 Punkte) sowie der US-Amerikaner Scott Bartlett (43 Punkte) bildeten zuletzt die Paradereihe des SCR, nachdem Kyle Doyle (vor zwei Jahren im Finale mit Hannover gegen Bad Nauheim) aufgrund einer Gehirnerschütterung ausfiel. Man hofft im Werdenfelser Land aber auf seine Rückkehr ins Team, "ich habe Hoffnung, dass er dabei sein kann", sagt Bleicher, der den kleinen Angreifer seit Dienstag wieder im Training begrüßen konnte.
Der Kanadier spielt an der Seite vom Ex-Teufel Tim Regan (mittlerweile 37 Jahre alt), der 1998 aus Garmisch zum EC wechselte und nach Stationen u.a. in Wolfsburg wieder an die Zugspitze zurückkehrte. Überhaupt ist es die Mischung aus Jung und Alt, die den Erfolg der Blau-Weißen ausmacht. Vor allem in der Defensive steht die geballte Erfahrung mit Akteuren wie Kapitän Joseph "Sepp" Lehner (39), Andreas Raubal (36), Christian Völk (33) oder Josef Staltmayr (30). Im Tor steht mit Leonhard Wild ein Goalie im besten Alter (30), der in der DEL u.a. für Köln und Essen Gegentreffer verhinderte. Alle Mannschaftsteile sind demnach hochkarätig besetzt, so dass eine harte Nuss zu knacken sein wird für die Roten Teufel.
"Wir sind alle heiß auf dieses Duell", sagt EC-Stürmer Matthias Baldys, der das freie Wochenende genoss, um den Kopf nach dem schweren Viertelfinale frei zu bekommen. "Das erste Spiel am Freitag zuhause wird immens wichtig sein. Mit unseren Fans im Rücken wollen wir in der Serie vorlegen und die Fahne des Nordens als einzig verbliebener Nordclub hochhalten", so der Angreifer. "Uns wird mit Sicherheit ein Hexenkessel in Bad Nauheim erwarten", weiß SCR-Trainer Marcus Bleicher, der somit den siebten Mann der Kurstädter nicht unterschätzt.
Dem Vorverkauf nach zu urteilen können sich die Bayern auf einen lauten Empfang einstellen, denn die Geschäftsstelle (jeden Tag von 14 bis 19 Uhr geöffnet) lässt regen Betrieb verlauten. Karten gibt es aber noch zur Genüge, immerhin fasst das Stadion fast 5.000 Zuschauer. "Jeder, der das Spiel sehen möchte, bekommt ein Ticket", sagt Geschäftsführer Andreas Ortwein, der auch im zweiten Heimspiel am kommenden Dienstag ein volles Haus erwartet. "Mit den Fans im Rücken wollen wir das große Ziel erreichen und ins Finale einziehen. Wir freuen uns alle auf das Duell mit dem SCR", so der Butzbacher. Es ist also angerichtet zu dieser traditionsreichen Auseinandersetzung zweier Kontrahenten, die sich in der ersten und zweiten Liga sowie der Oberliga bereits so oft gegenüber gestanden haben. Zuletzt traf man in der Saison 2003/04 aufeinander. Bleibt abzuwarten, wer in der Neuauflage anno 2011 am Ende die Nase vorn haben wird.
eishockey.net / PM Nauheim
Es war ein durchaus rassiges erstes Drittel in dieser richtungsweisenden Partie. Die Gäste, die ohne die Juniorenspieler mit drei Blöcken antraten, gaben von der ersten Minute an Vollgas und kamen gleich zu zwei guten Gelegenheiten durch Barta (2.) und Piwowarczyk (3.), doch beide Male hielt Norbert Pascha im Kasten der Saale Bulls. Erst zwei Strafen gegen die Kurstädter brachten Chancen für die Hausherren hervor, doch auch Keller konnte sich gegen Thiede (7.) und Miklik (8.) auszeichnen. Das Tempo blieb hoch, und Halle freute sich in der 9.Minute schon über einen vermeintlichen Treffer von Ex-Teufel Sebastian Lehmann, doch ein Torraumabseits verweigerte dessen Anerkennung. Gegen Ende des ersten Abschnittes forcierten die Hessen nach einem kurzen Zwischenhoch der Hallenser den Zug zum Tor, doch weder Schwab, Barta, Althenn noch Gare konnten die sich bietenden Möglichkeiten in Treffer ummünzen. Zumindest die Spielanteile zugunsten der Gäste stimmten somit positiv hinsichtlich des zweiten Durchgangs.
Der Mittelabschnitt begann wieder furios: zunächst scheiterte Weibler zwei Mal an Pascha, im Gegenzug hielt Keller zwei Szenen gegen Halles Miklik. Im erneuten Konter vergab Tobias Schwab eine Möglichkeit, als Pascha wieder zugreifen konnte. Die Angriffsbemühungen der Kurstädter wurden aber schließlich belohnt, als Matthias Baldys ein feines Zuspiel von Igor Filobok in der 23.Minute völlig freistehend zur Führung verwerten konnte. Und die Hessen setzten nach: nur Sekunden später hatte Alexander Althenn das zweite Tor im Nachstochern auf dem Schläger, Pascha griff aber rechtzeitig zu. In der nächsten Szene konnten die Roten Teufel wieder jubeln, als Lanny Gare einen Rebound nach einem Pfostenschuss von Weibler ins leere Gehäuse zum 2:0 versenken konnte. Mit diesem Spielstand im Rücken ließ es sich jetzt natürlich perfekt kontern, nachdem die Hausherren mehr für das Offensivspiel tun mussten. Doch anstatt mit dem dritten Treffer den vielleicht entscheidenden Nadelstich zu setzen, kassierte man in Unterzahl (Kohl saß in der Kühlbox) das 1:2 durch Miklik, so dass die Hausherren nun natürlich wieder im Spiel waren. Doch nicht nur das: auch die zweite Strafzeit gegen die Hessen im Mitteldrittel nutzten die Hausherren durch Burian in der 33.Minute gar zum Ausgleich für die Hallenser, womit die Roten Teufel den Gegner selber wieder trotz spielerischer Überlegenheit aufbauten. Somit hieß es für beide Teams in den letzten Minuten des Mitteldrittels, sich erstmal neu zu sortieren, so dass nicht mehr allzu viel bis zur zweiten Pause passierte.
Im letzten Abschnitt war somit das Warten auf des Gegners Fehler vorherrschend in dieser spannenden Partie. Als die Hessen in der 49.Minute ihrerseits mal in Überzahl spielen konnten, nutzte Tobias Schwab die Situation mit einem Schuss aus der Halbdistanz zur erneuten Bad Nauheimer Führung. Dramatische Schlussminuten deuteten sich an, und das Match war an Spannung nicht mehr zu überbieten, zumal die Hessen nach dem Führungstreffer eine Strafzeit gegen Oliver Bernhardt schadlos überstehen mussten. War man gerade wieder komplett, musste Christian Franz wegen Hakens in die Kühlbox, und wieder drückten erwartungsgemäß die Gastgeber. Aber auch diese Szene blieb ohne Gegentor für die Wetterauer, die ihrerseits in den Schlussminuten noch einmal mit einem Mann mehr agieren konnten und somit die große Chancen auf die endgültige Entscheidung hatten. Als auch noch Halles Kilian Glück 90 Sekunden vor dem Ende eine Strafe kassierte, ging es nur noch darum, den knappen Vorsprung über die Zeit zu bringen. Unter dem Jubel von gut 80 mitgereisten EC-Fans vor Ort und mehr als 200 Zuhörern am Radio zuhause brachtre man diesen über die 60-Minuten-Marke und fährt somit drei mehr als wichtige Punkte in der Zwischenrunde ein. Am kommenden Wochenende können die Hessen in den Spielen gegen Duisburg (Freitag auswärts, Sonntag ab 19.00 Uhr zuhause) einen ganz großen Schritt in Richtung Playoffs machen.
Saale Bulls Halle - EC Bad Nauheim 2:3 (0:0, 2:2, 0:1)
Tore:
0:1 (22:12) Baldys (Cardona, Filobok)
0:2 (24:59) Gare (Cardona, Weibler)
1:2 (28:23) Miklik (Eichelkraut, Gross) PP 5-4
2:2 (32:03) Burian (Lehmann, Eichelkraut) PP 5-4
2:3 (48:35) Schwab (Baldys, Baum) PP 5-4
Strafminuten: MEC 8 / ECN 12 + 10 (Bernhardt)
Zuschauer: 1.000