In einem unglaublichen Spiel, das bis zur letzten Sekunde hochdramatisch verlief, mussten sich die Roten Teufel den Blue Devils Weiden mit 5:6 (1:1/1:1/3:3/0:0/0:1) geschlagen geben. Die Mannschaft von Headcoach Mike Pellegrims egalisierte dabei vier Rückstände und ging trotzdem leer aus. Am Freitag steht damit ein absolutes Endspiel im Colonel-Knight-Stadion an, bei dem der ECN den Serienrückstand aufholen will und muss.
Keine Abtastphase:
Die Roten Teufel legten sofort los und sorgten gleich im ersten Angriff für die Führung: Tim Coffman bediente Jordan Hickmott von der blauen Linie und dieser schoss nach nur 52 Sekunden eiskalt ein (1.). Daraufhin übernahm Weiden fast gänzlich das Spiel und machte es unserer Mannschaft schwer, vielversprechende Konter zu fahren. Tomas Rubes legte ab zu Goldhelm Tyler Ward, der Jerry Kuhn zu einer Rettungstat zwang (5.). Kurz darauf zog Fabian Voit mit der Scheibe links vorbei, doch dem Bad Nauheimer Goalie gelang in letzter Sekunde die Glanzparade (7.).
Eine Strafzeit gegen Brent Aubin verteidigten die Kurstädter diszipliniert, doch nur Sekunden nach Ablauf des Unterzahlspiels tauchte Ex-Teufel Daniel Bruch dann frei vor dem Tor auf: Zunächst scheiterte er noch an Kuhn, der das Spielgerät im Nachschuss aber nicht mehr zu fassen bekam – 1:1 (13.). Trotz verdeckter Sicht parierte er später noch einen abgefälschten Distanzschuss von Bruch (17.), so dass der ECN mit einem schmeichelhaften Unentschieden in die erste Pause ging.
Fischers Comeback-Tor:
Im zweiten Durchgang geriet das Team von Mike Pellegrims früh in Überzahl, doch die beste Chance im Bad Nauheimer Powerplay hatte Blue Devils-Angreifer Voit, der freistehend vergab (23.). Nachdem Aubins Direktabnahme entschärft worden und Weiden wieder vollzählig war, bediente Ward Tobias Elsner sehenswert und Kuhn musste erneut parieren (24.). Für den zweiten Torschrei der mitgereisten Teufel-Anhänger sorgte Garret Pruden mit einem Distanzschuss, doch per Videobeweis deckten die Schiedsrichter auf, dass Pascal Steck die Scheibe mit dem hohen Stock abgefälscht hatte – es blieb also beim 1:1 (29.).
Nur kurze Zeit später fiel dann das 2:1, doch diesmal durften die Hausherren jubeln: Jerry Kuhn hatte die Scheibe nicht zu fassen bekommen, was sich Dominik Müller nicht zweimal sagen ließ. Er staubte trocken zur ersten Weidener Führung der Partie ab (29.). Die Teufel fanden in der Folge aber vollständig zurück ins Spiel und generierten endlich Chancen. Nachdem eine weitere Unterzahl erfolgreich verteidigt wurde und sich Schlussmann Kuhn erneut beweisen durfte, schlug der ECN zu: Edwin Tropmann bediente Taylor Vause, der das unkontrollierte Gewimmel vor dem Tor beobachtete und die Übersicht für den besser positionierten Christopher Fischer behielt. Der Rückkehrer nahm das Hartgummi direkt und besorgte den Ausgleichstreffer für die Gäste (38.)!
Sechs Tore in unglaublichem Schlagabtausch:
In das Schlussdrittel brachten die Roten Teufel noch 35 Sekunden Unterzahl mit. Gerade, als diese abgelaufen war, ließ sich Coffman zu einem Beinstellen hinreißen (41.). In erneuter Unterzahl konnte Kuhn Lukas Vantuchs Abschluss parieren, doch Voit bewies Torjäger-Qualitäten und staubte zur Weidener Führung ab (42.).
Wieder vollzählig, erstarkte unser Team, kam aber zunächst nicht zum Torerfolg. Eine Willensleistung musste her – und diese lieferte Tim Coffman: Der EC-Topscorer der letzten beiden Saisons tankte sich durch, war schlicht nicht von der Scheibe zu trennen und setzte diese unter die Latte (52.)! Sofort antworteten die Blue Devils und kamen in Person von Vantuch zu ihrem vierten Treffer. Doch noch in derselben Minute bediente Parker Bowles den mitgelaufenen Hickmott, der den Puck zum 4:4 über die Linie drückte – ein wahnsinniges Spiel (53.)!
Erneut schwächten sich die Teufel selbst, denn Goldhelm Bowles musste auf die Strafbank (54.). Als die Gastgeber keine Lücke fanden, fasste sich Jamey Hardie ein Herz, zog ab und stellte auf 5:4 für Weiden (55.). Was kam noch von den Kurstädtern, die nun zum vierten Mal hinten lagen? Gut viereinhalb Minuten vor Schluss erwischte Fabian Ribnitzky EC-Angreifer Coffman und musste nach Überprüfung durch den Videobeweis eine fünfminütige Strafe absitzen (56.). Zeit genug, um auszugleichen, doch unsere Mannschaft machte es spannend und ließ ihre Anhänger bis in die Schlussminute warten. Nach einer Auszeit und ohne Jerry Kuhn hielt Coffman von rechts drauf, woraufhin Bowles die Scheibe über die Linie drückte – das 5:5, 26 Sekunden vor der Schlussirene (60.)! Trotz einiger Diskussionen über eine Kickbewegung mit dem Schlittschuh und der erneuten Bemühung des Videobeweises durch die Unparteiischen blieb der Treffer bestehen. Das Spiel ging also in die Overtime!
Erste Overtime bleibt torlos:
In den ersten zwanzig Extraminuten gingen beide Teams sichtlich weniger Risiko ein, um den Sieg nicht leichtfertig abzuschenken. Als die Roten Teufel nach kurzer Zeit in Unterzahl gerieten, hielt sie Jerry Kuhn im Spiel, ehe auf der Gegenseite Felix Noack in den Fokus rückte. Unter anderem bei einem Distanzschuss von Steck (69.) und einer Direktabnahme von Julian Lautenschlager (79.) bewahrte er sein Team vor dem entscheidenden Gegentreffer. Die beste Chance gehörte Constantin Vogt, der sich Torhüter Kuhn im Eins-gegen-Eins geschlagen geben musste (70.).
Ward entscheidet Overtime-Krimi:
Nachdem Hickmott und Bowles ihrerseits zu Abschlüssen gekommen waren (83.), setzten sich die Blue Devils vorne fest. Die Teufel verloren die Scheibe an der eigenen Grundlinie, woraufhin Rubes den unbewachten Ward bediente. Der Goldhelm bedankte sich und setzte das Spielgerät in die Maschen und besorgte die Entscheidung (84.).
Die Stimmen zum Spiel:
Mike Pellegrims, Headcoach EC Bad Nauheim: „Ich gratuliere Weiden zum ersten Sieg, am Freitag geht’s weiter.“
Sebastian Buchwieser, Headcoach Blue Devils Weiden: „Ich stimme Mike zu, denn warum man in den Playoffs Pressekonferenzen abhält, ist mir ein Rätsel. Zum Spiel: Das war ein richtiger Playoff-Krimi, in dem Zuschauer auf ihre Kosten gekommen sind. Ein Aufreger war das 5:5, bei dem ich mir nicht vorstellen kann, wie das gegeben werden konnte. Da hätte ich gerne eine Erklärung, vielleicht liege ich ja auch falsch. In der zweiten Overtime hatten wir wieder Kraft und konnten das Spiel entscheiden. Das wird ein heißer Tanz in Bad Nauheim.“
Tore:
0:1 (00:52) Hickmott (Coffman)
1:1 (12:52) Bruch (Voit)
2:1 (28:53) Müller (Bruch, Voit)
2:2 (37:49) Fischer (Coffman)
3:2 (41:20) Voit (Vantuch)
3:3 (51:52) Coffman (Hickmott, Bowles)
4:3 (52:16) Vantuch (Elsner)
4:4 (52:37) Hickmott (Bowles, Tropmann)
5:4 (54:37) Hardie (Elsner)
5:5 (59:34) Bowles (Coffman)
6:5 (83:33) Ward (Rubes)
Strafen: BDW 8 + 5 (Ribnitzky) / ECN 14
Zuschauer: 2.245
Blue Devils Weiden: Noack (Wölfl) / Müller, Ribnitzky, Sredl, Muck, Länger, Kolb, Serikow / Bruch, Voit, Vogt, Ward, Rubes, Gläser, Pul, Vantuch, Elsner, Hardie, Schlenker, Schwarz.
EC Bad Nauheim: Kuhn (Hergerdt) / Fischer, Tropmann, Seifert, Pruden, Erk, Kaisler, Grunewald / Bowles, Vause, El-Sayed, Calce, Lautenschlager, Aubin, Steck, Coffman, Hickmott, Kölsch, Gaidel.
Schiedsrichter: HSR: Bastian Steingross, Daniel Todam / LSR: Alexander Pletzer, Norbert van der Heyd.