Jahrelang waren Oleg (32) und Vyacheslav Tokarev (26) getrennt – mehrere Tausend Kilometer lagen zwischen den beiden eishockeyspielenden Brüdern. Während Oleg in Deutschland sein Glück versuchte, spielte Vyacheslav im heimischen Kasachstan. In der kommenden Saison werden die beiden erstmals gemeinsam auf dem Eis stehen – sieht man von einem kurzen Gastspiel von Oleg im Jahr 2006 in Kasachstan ab. Der EHC Neuwied hat sowohl Verteidiger Oleg Tokarev als auch seinen stürmenden Bruder Vyacheslav Tokarev verpflichtet.
Beide waren Wunschspieler von EHC-Trainer Bernd Arnold, über den die Tokarev-Brüder sagen: „Bernd war damals wie ein Vater für uns. Er ist ein außergewöhnlicher Mensch und Trainer.“ Während Oleg mit einem deutschen Pass spielt, besetzt Vyacheslav die erste von zwei Ausländerpositionen bei den Deichstädtern.
Rückblick: Die Familie Tokarev zieht es Ende der 90er-Jahre nach Deutschland. Während Oleg mit dem Nachwuchs der Kölner Haie um den Titel in der Junioren-Bundesliga spielt, stürmt Vyacheslav in der U16-Mannschaft der Haie. Sein Trainer damals: Bernd Arnold. „Seit dieser Zeit kennen wir Bernd“, sagt Oleg. „Wir haben größten Respekt, aber auch riesiges Vertrauen in ihn als Menschen und als Trainer.“ Als die Familie im Jahr 2000 ausgewiesen wird und zurück nach Kasachstan muss, trennen sich wenig später auch die Wege der Brüder. Während Oleg nach Deutschland zurückkehren kann, zieht es Vyacheslaw zunächst in die USA und später in die Heimat zurück nach Kasachstan. In der Saison 2009/2010 gewinnt er mit seinem Verein die Meisterschaft in Kasachstan, 2011 wird er zum besten Stürmer beim „Kasachstan Cup“ gewählt. Doch er will zurück nach Europa.
„Ich möchte mich beweisen und für höhere Aufgaben empfehlen“, sagt Vyacheslav Tokarev im fernen Alma-Ata. „Ich hatte Angebote zum Beispiel aus Frankreich oder aus der zweiten schwedischen Liga.“ Doch Bruder Oleg wollte ihn lieber in Deutschland sehen, am liebsten mit ihm in einem Team spielen. Da lag es auf der Hand, dorthin zu wechseln, wo mit Bernd Arnold ihr langjähriger Mentor aktiv ist: beim EHC Neuwied.
„Ich habe mich damals zu Oberligazeiten des SC Mittelrhein bereits pudelwohl gefühlt in Neuwied“, sagt Oleg, der bereits von 2004 bis 2006 und in der Saison 2009/10 für die Bären gespielt hat. „Man spürt die Euphorie rund um den EHC. Hier soll etwas aufgebaut werden – diesen Weg wollen wir mitgehen. Für mich persönlich ist es zudem eine große Herausforderung zu beweisen, dass ich auch in der starken Oberliga West bestehen kann.“ Und Vyacheslaw, der samt Frau und Tochter im August nach Deutschland kommt, ergänzt: „Es war immer ein Traum von uns, gemeinsam in einer Mannschaft zu spielen. Wir sind beides Kämpfer und wir werden bis zum Umfallen Kämpfen für die Bären.“ Seinen Umzug nach Neuwied kann der Stürmer schon jetzt kaum mehr erwarten. Gleich nachdem sein Wechsel zum EHC feststand, hat er auf der Facebook-Seite des EHC Neuwied den „Gefällt mir“-Button geklickt – im mehr als 6000 Kilometer entfernten Alma-Ata.
„Vyacheslav war mein absoluter Wunschspieler für eine der beiden Kontingentstellen“, sagt EHC-Trainer Bernd Arnold. „Er bringt alle Fähigkeiten mit, die ich mir von einem Spieler erwarte, der die Mannschaft führen soll – trotz seines noch jungen Alters. Er ist körperlich und technisch perfekt ausgebildet in der deutschen, der russischen und der amerikanischen Eishockeyschule. Er spricht deutsch und englisch. Er ist bei den Neuverpflichtungen unsere wichtigste Personalentscheidung und ich bin hochgradig erfreut, dass das geklappt hat. Sein Bruder Oleg hat schon bei vielen Vereinen gespielt, es mag vielleicht auch kritische Stimmen über ihn geben. Wir brauchen aber einen stabilen Verteidiger und Blueliner wie ihn.
Ich kenne ihn lange, wir kommen super miteinander klar. Wenn er seine teils unnötigen Strafen minimieren kann, wird er uns in der Defensive immens weiterhelfen. Dass die beiden nun gemeinsam auf dem Eis stehen wird sie zusätzlich motivieren.“
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eishockey.net / PM EHC Neuwied
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