Ähnlich wie am Sonntag in Bietigheim hielt der EHC Freiburg heute in Frankfurt ein Drittel lang mit, kassierte dann aber im zweiten Drittel die Tore, die den Gegner entscheidend davonziehen ließen. Gepaart mit einem Überzahlspiel, das in seinen vier Powerplays kaum Torchancen herausspielte, verlor der EHC in der Mainmetropole verdient mit 1:4.
Vorgeschichte(n)
Vor knapp zwei Wochen noch Erster, jetzt Vierter - was auf den ersten Blick hin wie ein steiler Fall der Löwen Frankfurt erscheinen mag, täuscht über die Tatsache hinweg, dass den Tabellenersten (Weißwasser, 82 Punkte) momentan (vor den heutigen Spielen) genauso viele (bzw. wenige) Punkte vom Sechsten (Bietigheim, 72) trennen wie den Sechsten vom Siebten (Heilbronn, 62). Dennoch erlebten die Löwen in jüngster Vergangenheit ungewohnte Niederlagenserien von zwei bzw. vier Spielen, denen allerdings jeweils ein Kantersieg folgte: ein 8:1 gegen Ravensburg und ein 9:1 am vergangenen Sonntag gegen Crimmitschau.
Für den EHC stand heute nach seinem krankheitsbedingten Ausfall am Sonntag wieder Matthias Nemec im Tor, der nun zum dritten Mal in vier Spielen in dieser Saison gegen Frankfurt von Beginn an den Wölfe-Kasten hütete (beim letzten Spiel in Frankfurt ersetzte er Jimmy Hertel im zweiten Drittel, nachdem dieser eine Disziplinarstrafe erhalten hatte). Hertel musste heute erneut pausieren.
Außerdem hieß die Top-Reihe des EHC heute erstmals seit der Verpflichtung von Brad McGowan - der seit vergangener Woche nun fest zum Aufgebot der Wölfe gehört - wieder Moser-Linsenmaier-Kunz; McGowan stürmte mit Sergej Stas und Josef Mikyska in einer Reihe. Mikyska und Linsenmaier waren in Mitten eines offensiv insgesamt schwachen Spiels des EHC die Akteure, die dennoch die Scheibe in allen drei Dritteln in Richtung gegnerisches Tor brachten.
Die entscheidenden Phasen
Die heutige Niederlage war das Resultat zweier altbekannter Themen im Freiburger Spiel: ein schwaches Freiburger Drittel, in dem der Gegner die Tore schießt, die ihm zum Sieg reichen (2:1/3:1; 24./35. Minute) und ein ineffizientes Powerplay des EHC.
Dabei erlebten die Wölfe bei einem Rückstand von 1:3 zwei Phasen von jeweils zwei Powerplays in unmittelbarer Abfolge, in denen ihnen jedoch ein Torerfolg verwehrt blieb: Nach dem Freiburger 5-gegen-4, das in der 38. Minute begonnen hatte, vergingen lediglich 11 Sekunden bis zur nächsten Überzahlgelegenheit; und die beiden Powerplays im Schlussabschnitt (53./55.) überschnitten sich sogar um 13 Sekunden, was eine kurze 5-gegen-3-Phase zur Folge hatte. Zu einer Torchance, geschweige denn dem Anschlusstreffer, der dem Spiel eine Wende hätte geben können, kam es jedoch nie.
Der Reihe nach
Im ersten Drittel merkte man beiden Mannschaften an, dass sie nach vorne spielen wollten. So ergab sich ein interessantes Spiel von Angriffsdrittel zu Angriffsdrittel, das jedoch niemandem hochkarätige Torchancen einfuhr - und dennoch fielen zwei Tore: Ein verdeckter Schlenzer von Josef Mikyska (5.) und ein Frankfurter Schuss von der blauen Linie, der abgefälscht wurde (8.), sorgten für einen frühen 1:1-Gleichstand. Das einzige Überzahlspiel des Drittel veränderte dann aber ein wenig den Verlauf des Spiels: Frankfurt fand nicht nur mit seinem drittbesten Powerplay der Liga, sondern auch in den dann noch verbleibenden sieben Minuten des Drittels besser ins Spiel.
Das zweite Drittel sah über viele Strecken ähnlich aus wie das erste: Bewegung war da, zwingende Chancen ergaben sich jedoch lediglich bei den Frankfurter Toren (24./35.) und innerhalb einer dreiminütigen Phasen (27.-30.), in der Goldhelm Adam Mitchell vor dem Freiburger Tor eine Einschussmöglichkeit verpasst, dann eine Minute später einen Schlenzer aufs Tor von Nemo landet und in der, auf der anderen Seite, Linsenmaier nach einem Frankfurter Aufbaufehler und später noch Mikyska zu gefährlichen Schlenzern kommen.
Wie bereits erwähnt, erzielte Frankfurt im zweiten Drittel zwei Tore und konnte somit entscheidend in Führung gehen: einer der Torschützen war Mathieu Tousignant (24.), der bereits im ersten Drittel für zwei Frankfurter Großchancen (8./12.) gesorgt hatte; der andere Treffer fiel durch Maximilian Eisenmenger, der einen Abpraller nach einem Save von Nemo mit einem trockenem Schlenzer zum 3:1 verwandelte (35.). Ähnlich wie am Sonntag in Bietigheim war es die Freiburger Arbeit vor dem eigenen Tor, die dem Gegner die eine Chance zuviel bereitete, die dieser dann ausnutzen konnte.
Die Powerplay-Formationen des EHC kamen in nahezu ununterbrochenen Spielphasen in den letzten beiden Minuten des zweiten Drittels und den ersten beiden Minuten des dritten Drittels zum Einsatz, waren jedoch in keiner Weise torgefährlich; ein ähnliches Bild boten die Powerplays im dritten Drittel: Auch hier kam es selten vor, dass einmal mehr als drei Pässe zielführend durch die Powerplay-Formation geleitet wurden.
Abgesehen von diesen Special-Team-Situationen gelang es den Frankfurtern gut, dass Spiel “dahinplätschern” zu lassen oder dann ihre schon davor spürbaren besseren Spielqualitäten auszuspielen. Nun war nämlich auch Matthias Nemec äußerst gefordert: Innerhalb kürzester Zeit (47./48.) hielt er einen One-Timer von Proft nach Anspiel von Lewandowski mit dem Schoner und klärte gegen Tousignant mit der Fanghand.
In den letzten beiden Minuten erlebte das Spiel eine Großchance von Tobi Kunz in Form eines One-Timers unmittelbar vor dem Frankfurter Tor nach Anspiel von Linsenmaier - aber auch das Tor zum 4:1-Entstand, 16 Sekunden vor Ende des Spiels. All dies sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass - zumindest gefühlt - die Entscheidung in diesem Spiel schon lange zuvor gefallen war.
So geht’s weiter
Im Zwei-Tage-Rhythmus kommen nun der aktuell Viert- und Drittplatzierte der Liga in die Franz-Siegel-Halle: Am Sonntag um 18.30 Uhr trifft der EHC auf Kaufbeuren und am Dienstag um 19.30 Uhr auf Ravensburg.
Nach der überraschenden Heimniederlage der Kaufbeurer am heutigen Abend gegen die Bayreuth Tigers (die mit dem 10. Platz den ersten “Nicht-Playdown-Platz” belegen) beträgt der Rückstand des EHC auf den direkten Klassenerhalt nun satte 13 Punkte (bei noch zehn verbleibenden Spielen).
Tore:
0-1 (04:56) Josef Mikyska (Sergej Stas, Brad McGowan)
1-1 (07:25) Daniel Spang (Mick Köhler, Mathieu Tousignant)
2-1 (23:17) Antti Kerälä (Mathieu Tousignant, Maximilian Faber)
3-1 (34:23) Maximilian Eisenmenger (Magnus Eisenmenger, Tim Schüle)
4-1 (59:44) Tim Schüle (Maximilian Faber, Adam Mitchell - PP2)
Strafzeiten: Frankfurt 8, Freiburg 8
Schiedsrichter: Sven Fischer, Seedo Janssen / Hendrik Pernt, Dominic Six
Zuschauer: 4.762