ʦ
Wir verwenden Cookies, um Ihnen Inhalte bereitzustellen und ein angenehmeres Surfen zu ermöglichen. Mehr erfahren Sie hier
ı
Zurück zu der Nachricht

Ernüchterung pur in der Lausitz

Þ30 November 2019, 11:54
Ғ1281
ȭ
Lausitzer Füchse
Lausitzer Füchse

Rivalität hin, Dresden her – die Szene des Freitag-Abend-Sachsen-Duells gab es in der 45. Spielminute: Nach einem vermeintlichen Beinstellen von Mychal Monteith gegen Petr Pohl hatten die Unparteiischen bereits eine Strafe gegen unsere Nummer 58 angezeigt. Doch der Stürmer der Eislöwen signalisierte den Gestreiften, dass es kein Foul und er auf seinen eigenen Schläger getreten war. Und tatsächlich wurden auch keine zwei Minuten gegen unseren Verteidiger ausgesprochen. Das war wirklich großer Sport, den nicht nur in dieser Sequenz fast ausschließlich die Blau-Weißen boten. Weißwasser dagegen präsentierte sich erneut zu pomadig und unterlag verdient, vielleicht um zwei Tore zu hoch, mit 3:7.

Spielverlauf

An sich war bereits nach 40 Sekunden klar, welchen Verlauf dieses Match nehmen würde: Die Gäste ackerten und rackerten, fuhren die Checks zu Ende, nahmen jeden Zweikampf an und schossen auf unser Tor, wenn das möglich war. Noch klarer war nach acht Minuten, welchen Verlauf das Spiel nehmen würde. Denn erst bekam Nick Huard nach hohem Stock gegen Jordan George zwei plus zwei Strafminuten. Kaum waren die Landeshauptstädter komplett, da musste Timo Walther eine kleine Strafe verbüßen. Die Bilanz von de facto kompletten sechs Minuten Powerplay war so ernüchternd, wie das komplette Duell: Es gab keine zwingende Torchance. Die einzig gute Gelegenheit hatten zwischen den Herausstellungen Philip Kuschel und Jakub Kania, die an Florian Proske scheiterten (6.). Bei vollen Kapellen schufen die Elbflorenzer Gefahr. Jordan Knackstedt wuchtete das Spielgerät an den Außenpfosten (9.), derweil Nick Huard direkt vor Mac Carruth ungehindert nach dem Puck stochern konnte, ohne abgeräumt zu werden (11.). Und dann schepperte es. Sebastian Zauner brachte die Scheibe vor unser Tor, Knackstedt hielt die Kelle dazwischen und das Tornetz hinter unserem Hüter bauschte auf. Kurz nach der zweiten Torchance der Heimischen durch Tomas Andres, der frei aus sechs Metern etwas zu hoch zielte, gab es die erste Strafzeit für die Unsrigen (Feo Boiarchinov). Dresden suchte den schnellen Abschluss und hatte Pech, weil die Versuche von Knackstedt und Elvijs Biezais das Ziel nur ganz knapp verfehlten (18.). Und wenige Sekunden vor der ersten Pause schenkten die Gastgeber brav den Puck her, den Biezais und Thomas Pielmeier nur an das Außennetz bugsierten. Das beste aus EHC-Sicht war der nur knappe Rückstand.

Der Mittelabschnitt plätscherte zunächst dahin. Die einzig bemerkenswerte Aktion war ein Zweikampf von Mike Hammond gegen den Linesman, den unser Top- Sorer gewann (25.). Dresden wirkte etwas zielstrebiger und stringenter, aber die Ostsachsen verteidigten nun besser, so dass es keine klaren Chancen gab. Als unser Keeper seinen Mitstreitern den schnellen Spielaufbau demonstrieren wollte, fingen die Rossi-Schützlinge das Hartgummiteil ab, passten flugs zu Timo Walther und der tunnelte Mac Carruth zum 2:0. Die Unruhe im Fuchsbau stieg. Wenigstens unser Goalie war auf dem Posten, als er einen freien Schuss von René Kramer in seiner Fanghand begrub (30.). Es folgte eine Strafe gegen Knackstedt und Anschauungsunterricht für schönes Spiel. Denn endlich lief die Scheibe schnell und direkt über Hammond und Clarke Breitkreuz zu Darcy Murphy, der ohne Mühe verkürzen konnte. Doch derartiges klappt halt nicht im Minutentakt. Bei einem Pielmeier-Direktschuss bewahrte uns Carruth vor Schlimmerem (35.). Auf der Gegenseite stand Boiarchinov frei vor Proske, kam aber nicht zum Abschluss. Wie es besser geht, wurde noch vor dem zweiten Pausentee belegt. Die Eislöwen kombinierten sich schnell in unser Drittel und Toni „TR-Fashion“-Ritter zog ab und versenkte flach im kurzen Eck. Nach 40 Minuten ging das Resultat so in Ordnung.

Den Auftakt ins Schlussdrittel bestimmten dann die Heimischen. Und die schossen plötzlich wirklich auf das Tor der Gäste. Prompt schepperte es. Darcy Murphy schnippte einen Rebound ins Proske-Gehäuse, wobei der folgende Videobeweis Regelkonformität untersetzte. „Jetzt geht’s los!“, skandierten die Fans – aber es loderte bloß ein Strohfeuer. Und die Eislöwen wähnten sich bestimmt im Training, als zwei schnelle Pässe ausreichten, um Knackstedt frei und in beste Position zu spielen, der kompromisslos danke sagte. Es schloss sich die Szene an, die Petr Pohl zum Fairnesspreis verhalf. Dann gab es Bully, das die Dresdner gewannen. Steve Hanusch holte sich die Scheibe, umkurvte seine Gegenspieler wie Slalomstangen und schoss hoch ein. Das war wieder einmal„Toreschießen leicht gemacht“. Aber noch war ja Zeit und im Powerplay verwandelte Robert Farmer einen von der Bande zurückspringenden Monteith-Schuss zum 3:5. Nach 53 Minuten verhinderte Monteith mit einem bestraften Stockschlag ein Huard-Solo, nach 56 Minuten bekam Farmer frei vor Proske den Schuss nicht los. Als unsere 58 dann wieder auf die Sünderbank musste, machte Ritter seine zweite Bude. Bei drei Toren Rückstand zog unser Coach 306 Sekunden vor Ultimo den Keeper für den zusätzlichen Feldspieler. Das brachte schon Gefahr, aber auch das Solo für Nick Huard, der ins leere Tor fahren konnte. Vor 2.577 Besuchern war, was neidlos anzuerkennen ist, Dresden die bessere Mannschaft. Das Credo unserer Lausitzer Füchse war es, stets schnelles und hartes Eishockey zu spielen. Was ist davon aktuell übrig geblieben?

Schlüsselszene

Wahrscheinlich war es das 3:1 der Mittelsachsen kurz vor der zweiten Sirene, dass das Momentum endgültig auf die Seite der Angereisten kippen ließ.

Fanpower

Mit bewundernswerter Leidenschaft feuerten die EHC-Fans ihr Team an trotz all der Nackenschläge. Vor dem Match wurde mit einem Spruchband gefordert „Arsch aufreißen; Zähne zeigen“. Wahrscheinlich hatten das Banner nicht alle Spieler gelesen.

Zweikampfverhalten

Binnen vier Tagen vergeigten die Weißwasseraner zwei Duelle gegen sächsische Erzrivalen. Mag man unseren Jungs den Einsatzwillen diesmal auch nicht absprechen: Wie aber will man Spiele gewinnen, wenn man der Mehrzahl der Zweikämpfe ausweicht?

Bankdrücker

Was auch immer Daniel Schwamberger zuletzt falsch gemacht haben könnte – unsere Nummer 10 stand heute zwar im Aufgebot, bekam aber nicht einen Wechsel.

Nachgefragt

Ein Teil der Füchse-Fans hatte sich nach dem 3:7 vor der Kabine eingefunden und Erklärungen für das momentane Desaster gefordert. Co-Trainer Chris Straube stellte sich und wies darauf hin, dass man Profi-Sport bertreibe und genau beobachten werde, wer sein Leistungsvermögen abrufe – ansonsten seien Veränderungen angezeigt.

Der Top-Spieler: Timo Walther

Der 21-Jährige stand sinnbildlich für Einsatzwillen, Leidenschaft und Durchsetzungskraft. Sein Treffer zum 2:0 asphaltierte für Dresden die Siegerstraße.

Die Trainerstimmen

Rico Rossi: „Ein Derbysieg ist immer etwas besonderes und fühlt sich nach mehr an, als nur nach drei Punkten. Nachdem wir zuletzt immer schlecht in die Spiele gestartet waren, lautete heute unser Ziel, es besser zu machen und vorzulegen. Das ist uns gelungen. In den zweiten 20 Minuten haben wir unseren Weg etwas verloren und ein paar Turnovers bekommen. Aber das 3:1 fiel für uns genau zur richtigen Zeit. Im dritten Drittel haben wir gut und aggressiv vorgecheckt und es wirklich toll gemacht. Noch ein Satz zu Petr Pohl, der zu den Schiris ging und sagte, dass es kein Foul gegen ihn war: So etwas habe ich bisher nicht erlebt. Dass wir dann aus dem folgenden Bully auch noch ein Tor geschossen haben, muss eine Eingebung gewesen sein. Großes Lob an Petr!“

Corey Neilson: „Natürlich bin ich ärgerlich, dass wir verloren haben. Doch Dresden war heute sehr gut. Sie haben große Spieler, die sich gut bewegt haben. Ich meine, dass das Resultat den Spielverlauf nur zum Teil widerspiegelt. Wir waren besser als in Crimmitschau. Aber die Eislöwen hatten stets die richtige Antwort parat und haben schnelle Tore geschossen. Wir müssen unsere jungen Spieler weiterentwickeln, die halt immer noch ihre Fehler machen. Die Mannschaft hat hart gearbeitet, da kann ich ihr keinen Vorwurf machen. Jetzt hoffe ich, dass Spieler wie Keussen oder Hessler bald zurückkommen und unser Kader damit besser wird.“

Die Statistik

Tore:
0:1 (13.) Jordan Knackstedt ( Sebastian Zauner , Nick Huard )
0:2 (28.) Timo Walther ( Nick Huard , Jordan Knackstedt )
1:2 (32.) Darcy Murphy ( Clarke Breitkreuz , Mike Hammond PP-1)
1:3 (39.) Toni Ritter ( Mario Lamoureux , René Kramer )
2:3 (42.) Darcy Murphy ( Jakub Kania , Mike Hammond )
2:4 (43.) Jordan Knackstedt ( Nick Huard , Kevin Lavallée )
2:5 (45.) Steve Hanusch ( Nick Huard , Jordan Knackstedt )
3:5 (50.) Robert Farmer ( Mychal Monteith , Tomas Andres PP-1)
3:6 (57.) Toni Ritter ( Mario Lamoureux , René Kramer PP-1 )
3:7 (58.) Nick Huard ( Jordan Knackstedt , Timo Walther EN EQ)

â
Anzeige
Anzeige