Am 41. Spieltag trafen sich zwei aktuell äußerst formstarke Teams in der Echte Helden Arena in Freiburg. Während der EHC bekanntermaßen vor allem zuhause derzeit fast gar nicht mehr schlagbar erscheint und sich mittlerweile auf Platz Zwei in der Tabelle vorbearbeitet hat, konnte Dresden den katastrophalen Saisonstart überwinden und kämpft nun – mit Aussicht auf Erfolg – doch noch um die Teilnahme an Pre-Playoffs oder direkten Playoffs.
So lief das Spiel
Dass es für die Gäste aus Sachsen um richtig viel ging in diesem Spiel, ließ sich schon an dem für diese Liga ungewohnten Umstand erkennen, dass die Mannschaft bereits am Donnerstag nach Freiburg angereist war. An den berüchtigten Bus-Beinen kann es also nicht gelegen haben, dass Dresden im ersten Drittel von Beginn an ganz schön unter Druck geriet. Vielmehr musste es an den Gastgebern gelegen haben, die nicht nur mit immenser Power in die Partie starteten, sondern auch immer wieder zu gefährlichen Abschlüssen kamen. Schon in den ersten 90 Sekunden hätte das 1-0 fallen können, wäre Dresdens Neuzugang im Tor, Riku Helenius, nicht ein ums andere Mal zur Stelle gewesen. In der zehnten Spielminute war aber dann auch der Finne machtlos, als Nick Pageau – schön von Luke Pither freigespielt – zunächst seinen Gegenspieler per Körpertäuschung ins Leere und dann den Puck per Schlenzer ins Getümmel vor dem Dresdner Tor schickte. Dort hielt Scott Allen kurz die Kelle rein und schon klingelte es zum ersten Mal.
In der Folge schien sich Dresden zu schütteln und begann nun auch das Heil in der Offensive zu suchen. Die beste Chance zum Ausgleich hatte in dieser Phase Jordan Knackstedt, der – als sich die Freiburger Abwehr zu sehr nur auf die Scheibe konzentrierte – plötzlich völlig allein vor Ben Meisner freigespielt wurde. Der Topscorer der Eislöwen hatte den Freiburger Schlussmann auch quasi schon verladen, schaufelte den Puck jedoch – zur Erleichterung der heimischen Fans – Millimeter am Erfolg vorbei.
In der 14. Minute gab es dann einen Schreckmoment, als Jake Ustorf unglücklich im Gesicht getroffen wurde und – immerhin ohne fremde Hilfe – vom Eis musste. Und kurz vor Drittelende hatte Dresden dann in Form des ersten Powerplays die nächste Chance auf den Ausgleichstreffer … doch anstatt eigene Möglichkeiten herauszuspielen verspielte man im Angriffsdrittel das Spielgerät. Nick Pageau nahm es auf, schickte Cam Spiro auf die Reise und der US-Amerikaner überwand Helenius durch die Hosenträger zum 2-0-Pausenstand.
Nachdem das erste Drittel über weite Strecken klar an Freiburg gegangen war, sah es im zweiten – zumindest in Bezug auf die Spielanteile – ganz anders aus. Dresden kam mit viel Schwung aus der Pause und setzte sich von Beginn an im Angriffsdrittel fest. Und nach nicht einmal zwei gespielten Minuten erarbeiteten sich die Gäste auch folgerichtig den ersten Erfolg: Toni Ritter eroberte im Bandenkampf die Scheibe, Kevin Lavallée fand sich alleingelassen im Slot wieder und traf mit einem platzierten Schuss zum Anschluss.
Der EHC, für den Ustorf glücklicherweise wieder zurück aufs Eis kam, geriet nun etwas ins Schlingern; selbst im ersten eigenen Powerplay konnten sich die Gastgeber nun keine nennenswerte Chance erspielen. Als kurz vor Mitte des Abschnitts kurz nacheinander Niko Linsenmaier auf Freiburger und Dale Mitchell auf Dresdner Seite auf die Strafbank mussten, wussten dann auch die Sachsen die frei gewordenen Eisfläche bei 4-gegen-4 besser auszunutzen – Petr Pohl fuhr vor das Freiburger Tor und fälschte einen Schuss seines Teamkameraden Steve Hanusch unhaltbar zum 2-2-Ausgleich ab.
Die Angst vor einem vollständigen Kippen der Partie war nun förmlich zu spüren bei den Wölfen und ihren Anhängern. Doch dann kam Powerplay Nummer Zwei – und hier zeigte Freiburg dann doch sein Überzahl-Können. Pageau zog von der blauen Linie ab, Pither hielt Schläger und Körper rein und schon lagen die Gastgeber – wenn auch etwas überraschend zu diesem Zeitpunkt – wieder in Front.
Dresden ließ sich davon zwar nicht beirren und machte weiter das Spiel, aber auch das nächste Tor sollte der EHC erzielen. Niko Kolb gewann das Bully im Angriffsdrittel, nach dem Schussversuch von Marvin Neher plumpste die Scheibe im Slot direkt vor Jannik Herm – und der traf an Helenius vorbei zum umjubelten 4-2, mit dem es dann auch in die zweite Pause ging.
Im finalen Drittel sahen die knapp über 3.000 Zuschauer dann leidenschaftlich um Punkte kämpfende Eislöwen – aber auch einen EHC, der sich nicht mehr wie in den 20 Minuten zuvor den Schneid abkaufen ließ. Auf den schicken Anschlusstreffer durch Knackstedt in Überzahl folgte nicht etwa Nervosität oder defensives Mauern, sondern beherztes Angriffsspiel gespickt mit etlichen Top-Chancen.
Die Vorentscheidung fiel dann – ebenfalls in Überzahl – durch den Mann des Abends, Luke Pither. Von Chris Billich geschickt am rechten Bullypunkt angespielt verzögerte der Kanadier kurz, um dann Helenius mit einem schlauen Schlenzer ins lange Eck zu überwinden.
Natürlich suchten die Sachsen weiterhin ihre Chance, doch ganz so überzeugt schienen sie nun nicht mehr zu sein, nochmal die Wende in diesem Spiel zu schaffen. Erneut Pither machte dann 90 Sekunden vor Ende per Empty-Net-Treffer aus dem eigenen Drittel den Sack zu und so sicherte sich Freiburg verdiente drei Punkte.
Einen Reihenwechsel …
… veranlasste Coach Peter Russell zwischen Erik Betzold, der zu Niko Linsenmaier und Cam Spiro rückte, und Tobi Kunz, der Betzolds Position neben Jannik Herm und Niko Kolb einnahm. Und die Maßnahme des Schotten zeigte durchaus direkt positive Wirkung: Beide Reihen kreierten über die gesamte Spieldauer Chancen und die vierte Formation erzielte sogar das immens wichtige 4-2 Ende des zweiten Drittels.
Frustabbau …
… schienen die Dresdner gegen Ende verrichten zu müssen. Anders lassen sich die zwei Strafen in der 59. und 60. Minute wegen Stockchecks und Unerlaubtem Körperangriff kaum erklären. Doch die Freiburger ließen sich nicht provozieren und freuten sich stattdessen lieber über den verdienten Heimsieg – was durchaus etwas über den Charakter dieses Teams aussagt.
Fazit
Das 2-0 nach Minuten war hochverdient. Das 4-2 nach 40 Minuten dagegen eher glücklich – und somit eventuell spielentscheidend. Im letzten Drittel fand der EHC dann wieder zu seiner Stärke zurück und verwaltete den knappen Vorsprung mit großem Geschick und Schlauheit. Speziell diesen Aspekt lobte dann auch Russell im Nachgang des Spiels.
Tore:
09:24 1-0 Scott Allen (Nick Pageau, Luke Pither)
17:56 2-0 Cam Spiro (Nick Pageau, Marc Wittfoth) - SH1
21:55 2-1 Kevin Lavallée (Toni Ritter, Mario Lamoureux)
28:37 2-2 Petr Pohl (Steve Hanusch, Alexander Dotzler)
31:24 3-2 Luke Pither (Nick Pageau, Christian Billich) - PP1
33:22 4-2 Jannik Herm (Nico Kolb)
46:23 4-3 Jordan Knackstedt (Dale Mitchell) - PP1
53:42 5-3 Luke Pither (Christian Billich, Nick Pageau) - PP1
58:31 6-3 Luke Pither - ENG
Schiedsrichter: Martin Holzer, Markus Schütz / Michael Sauer, Thomas Weger
Zuschauer: 3.011