Ein Doppelschlag der Gäste zu Beginn des Schlussdrittels sorgte in einem ansonsten ausgeglichenen Spiel für die Entscheidung zugunsten des Spitzenreiters der DEL2.
Die Ausgangslage – Gelingt der erste Sieg gegen Kassel?
Drei Siege, drei Niederlagen. So lautete vor dem Spiel die etwas ernüchternde Bilanz des EHC gegen den unangefochtenen Liga-Primus aus Kassel. Umso motivierter dürften die Freiburger in dieses Top-Spiel des Dritten gegen den Ersten gegangen sein, um sich und der Konkurrenz zu beweisen, dass die aktuelle Form auch zum Sieg gegen das vermeintliche Über-Team der Liga reichen kann.
Verzichten mussten die Südbadener bei diesem Unterfangen weiterhin auf ihren Stamm-Torhüter Ben Meisner sowie die Angreifer Nikolas Linsenmaier und Christoph Kiefersauer. Evan Mosey war als überzähliger Kontingentspieler ebenso wenig mit von der Partie wie der junge Angreifer Marat Khaidarov.
Das erste Drittel – Hohes Tempo, keine Tore
In den ersten 20 Minuten bekamen die Zuschauer vor den Bildschirmen von beiden Teams schnörkelloses Hochgeschwindigkeitseishockey zu sehen. Sowohl Freiburg als auch Kassel gelang es, das Mitteldrittel schnell zu überbrücken und so immer wieder für Gefahr in der jeweiligen Angriffszone zu sorgen. Zudem gab es kaum Unterbrechungen, wodurch sich ein echtes Auf und Ab zwischen den beiden Toren entwickelte.
Dass es allerdings keine Treffer zu bestaunen gab, lag an den beidseits gut aufgelegten Defensiv-Reihen, die hüben wie drüben in den entscheidenden Momenten die Passwege zumachten oder mit geschicktem Körperspiel den gegnerischen Angreifer Richtung Bande bugsierten. Hinzu kamen mit Enrico Salvarani auf Freiburger und Gerald Kuhn auf Kasseler Seite zwei Goalies, die ebenfalls aufmerksam und sicher agierten.
Die beste Chance im ersten Drittel hatte EHC-Angreifer Georgiy Saakyan im einzigen Powerplay des Anfangsabschnitts, er scheiterte jedoch ebenso wie einige Minuten zuvor sein Kollege Jordan George an Kuhn.
Das zweite Drittel – Beide Teams überstehen Druckphasen
So viel vorweg: Auch im zweiten Spielabschnitt spurteten beide Mannschaften unablässig das Eis rauf und runter, es gab erneut kaum Verschnaufpausen. Während es im ersten Drittel aber noch von der ersten bis zur letzten Minute im wahrsten Sinne des Wortes hin und her gegangen war, hatten sowohl Kassel als auch Freiburg im Mitteldrittel jeweils einige Minuten etwas mehr vom Spielgeschehen, weshalb sich das Geschehen nun zumindest phasenweise länger vor dem einen bzw. anderen Tor abspielte.
Die erste Druckphase gehörte den Gästen aus Hessen, deren Offensivbemühungen durch ein frühes Powerplay beflügelt wurden. In diesem hatten unter anderem Corey Trivino und Ryon Moser hochkarätige Einschussgelegenheiten, aber sowohl der starke Salvarani als auch der Einsatz der Freiburger Unterzahlspezialisten verhinderten den Rückstand.
Gegen Mitte der zweiten 20 Minuten gelang es dann den Gastgebern, sich das Momentum zurückzuerobern. Zwischen der 30. und 35. Minute gaben die EHC-Spieler etliche nicht ungefährliche Schüsse Richtung Kuhn ab, immer in der Hoffnung auf einen Abfälscher oder Rebound. Doch weil auch die Huskies-Verteidiger mit höchstem Einsatz bei der Sache waren, gab es nur wenige zweite Chancen und so verpuffte schließlich auch diese Offensivphase.
In den verbleibenden Minuten vor der letzten Pause ging es dann wieder hin und her. Sekunden vor Schluss hatte Jordan George per Konter über links noch die größte Chance bis hierhin – doch sein Abschluss ins kurze Eck traf lediglich den Pfosten und so ging es torlos ins finale Drittel.
Das dritte Drittel – Früher Doppelschlag entscheidet das Spiel
Wie schnell 40 Minuten Spielgeschehen Makulatur sein können, zeigten die ersten drei Minuten des Schlussabschnitts. Nachdem bis dorthin beide Abwehrreihen größte Aufmerksamkeit an den Tag gelegt hatten, gelang es Kassel auf einmal, mit den ersten beiden Offensivaktionen Enrico Salvarani zu überwinden und das Spiel zu entscheiden.
Nach nur 17 Sekunden war es zunächst Tim Lucca Krüger, der nach feiner Vorarbeit von Ryan Olsen allein vor dem Freiburger Keeper im Slot auftauchte und zum 0-1 einnetzte. Und nur zwei Minuten später konnte Salvarani den ersten Versuch von Ryon Moser noch parieren, war dann aber beim Nachschuss von Ryan Olsen machtlos.
In der Folge drohten weitere Gegentreffer, doch der junge Schlussmann des EHC hielt, was er halten konnte und gab seinen Mannen so theoretisch noch die Möglichkeit, noch einmal zurück ins Spiel zu finden. Dass dies am heutigen Abend nicht gelang, lag in den verbleibenden Spielminuten zum einen am heute ineffizienten Powerplay – Freiburg konnte beide Überzahlsituationen, die sich noch boten, nicht nutzen – und zum anderen an zwei unglücklich genommenen eigenen Strafzeiten, die zwar nicht zu weiteren Gegentoren führten, jedoch ordentlich Zeit von der Uhr nahmen.
In den letzten Minuten erarbeiteten sich die Wölfe zwar noch die eine oder andere Gelegenheit, konnten den Shutout des starken Gerald Kuhn und somit die vierte Niederlage im vierten Saisonspiel gegen Kassel jedoch nicht verhindern.
Fazit – Vorne fehlt die Durchschlagskraft, hinten kurz die Aufmerksamkeit
Über weite Strecken war das von beiden Seiten ein gutes bis sehr gutes Eishockeyspiel, das nach 40 Mut zu Recht unentschieden stand. Doch dann zeigte sich, dass man gegen Kassel nicht einmal für wenige Minuten diese 100%ige Aufmerksamkeit in der Defensive vernachlässigen darf, die der EHC bis dahin gezeigt hatte. Und auf der anderen Seite fehlte heute Abend einfach die Kaltschnäuzigkeit und auch das Quäntchen Glück, um die außerordentlich starke Defensive des Spitzenreiters über längere Strecken ernsthaft in Gefahr zu bringen.