Diese zwei Spiele haben es wahrlich in sich: Für den EHC Neuwied steht das erste „Hammer-Wochenende“ der noch jungen Saison an. Die Bären gastieren am Freitag (20 Uhr) bei den starken Icefighters in Leipzig. Und am Sonntag kommt es zum mit Spannung erwarteten Heimspiel gegen den langjährigen Rivalen Herner EV (19 Uhr). „Das ist für uns quasi das Derby in dieser Liga, ein besonderes Spiel“, sagt EHC-Trainer Craig Streu vor dem Duell gegen den HEV.
Fünf Spiele sind gespielt, in jedem hat der EHC gepunktet. Das ist in einer starken und ausgeglichenen Oberliga Nord ein erstes sportliches Ausrufezeichen der Bären, auch wenn bei 42 Hauptrundenspielen noch ein langer Weg vor dem Team liegt. Bemerkenswert ist zudem das, was man bisher auswärts erreicht hat – bedenkt man, dass Neuwied in der Vorsaison gerade in fremden Stadien wenig überzeugen konnte. In Tilburg (4:1), Essen (4:2) und Braunlage (4:2) gab es jeweils die volle Punktausbeute für die Neuwieder. „Wir wollen unsere Auswärtsserie gerne ausbauen, wissen aber, dass es in Leipzig unheimlich schwer wird“, sagt Streu. Von nicht wenigen Experten werden die Icefighters als eines der Topteams der Liga angesehen.
Erst in der Vorwoche verlor Leipzig nach der ersten Saisonniederlage gegen die Hannover Scorpions die Tabellenführung. „Wir werden hart dafür arbeiten, auch in diesem Spiel im letzten Drittel noch eine Chance auf den Sieg zu haben“, sagt der Trainer, dessen Team bisher nur einmal das Eis als Verlierer verlassen musste - beim 2:3 gegen die Hannover Indians nach Verlängerung. Erst spät hatten die Neuwieder den möglichen Sieg aus der Hand gegeben, die Spieler saßen danach wie versteinert in der Kabine. Streu kam hinzu und stellte nur eine Frage. „Wie fühlt sich das an?“ Die Antwort der Spieler kann man sich denken. „Natürlich ist es unmöglich, alle Spiele zu gewinnen“, sagt der Trainer. „Deshalb denken wir nur von Spiel zu Spiel, von Aufgabe zu Aufgabe. Jedes Spiel ist schwer in dieser Liga. Wir brauchen – wie bisher – immer die richtige kämpferische Einstellung.“
Leipzigs Trainer Sven Gerike konnte in der Nacht danach gut schlafen – der Nacht nach der ersten Saisonniederlage im heimischen Zelt in Taucha gegen die Scorpions. „Wir haben das kommen gesehen“, sagt der Trainer der Icefighters mit Blick auf das 3:6 am vergangenen Sonntag. „Wir hatten die Spiele davor gegen nicht so starke Gegner zwar alle gewonnen, aber immer Fehler gemacht. Und wenn du Spielern wie in Berlin nach einem ersten Drittel bei einer 6:1-Führung sagst, das das nicht gut war, dann schauen dich alle wie blöde an und glauben es dir nicht. Auch nicht, wenn du es ihnen zwei Tage später auf Video zeigst.“ Der Weckruf der Scorpions kam demnach zum richtigen Zeitpunkt. „Ich bin wirklich froh, dass wir gegen einen so starken Gegner gespielt haben. Bei Fünf-gegen-Fünf waren wir auch die bessere Mannschaft, aber dumme Fehler haben uns im Spielverlauf aus der Ruhe gebracht.“
Gerike sieht sich nach diesem Spiel in der Leipziger Sicht der Dinge bestätigt. Denn während Experten und Gegner gerne davon sprechen, dass die Icefighters ein Titelkandidat sind, sehen es die Sachsen zurückhaltender. „Unser Ziel ist ein Play-off-Platz. Das ist realistisch. Wir haben viel Potenzial. Aber auch viele junge Spieler, die einfach noch Zeit brauchen.“ Auch deshalb sind die kommenden Spiele für Gerike richtungsweisend. „Wir spielen jetzt gegen Neuwied, die Hannover Indians und Duisburg. Das ist das komplette Kontrastprogramm zu unserem Saisonstart. Ich freue mich auf das Kräftemessen mit Neuwied und Craig Streu, den ich sehr schätze und schon sehr lange kenne. Die Bären werden eine gute Rolle spielen in der Liga.“
Auch Hernes Trainer Frank Petrozza gönnte sich am Tag danach Kontrastprogramm, machte mit der Familie einen Ausflug in den Moviepark nach Bottrop. „Die Kinder sind gerade auf der Achterbahn, ich kann also reden.“ Achterbahn, das klingt auch nach einer guten Beschreibung der bisherigen Saison des Herner EV. Doch Petrozza sieht das einen Tag nach dem souveränen 7:1-Erfolg gegen Preußen Berlin anders. „Ich wusste, dass es nicht so einfach werden würde. Und ja, es ist in den ersten Spielen nicht optimal gelaufen. Aber so ist das in dieser starken Liga. Da darf man nicht erwarten, dass wir durch die Liga gehen wie das Messer durch die Butter. Man muss realistisch bleiben.“
Zehn Punkte hat Herne in den ersten sechs Spielen gesammelt. Hätte die Mannschaft derzeit nicht dieses eine Problem, es hätten locker schon ein paar mehr sein können: „Wir machen zu wenig Tore. Die Chancen spielen wir uns heraus, aber ein paar Spieler sind noch nicht in Tritt gekommen. Ich hoffe, der Sieg gegen Berlin hat Selbstvertrauen gegeben.“ Für das Duell in Neuwied erwartet Petrozza „ein gutes Spiel von beiden Teams. In Neuwied hatten wir es noch nie leicht. Ich freue mich auf dieses Spiel. In dieser Liga kann jeder jeden schlagen. Du musst immer bereit sein, alles zu geben.“
Die Bären werden am Sonntagabend vermutlich den nächsten Neuwieder Zuschauerrekord für die laufende Saison aufstellen, denn gegen den Herner EV wird das Neuwieder Icehouse sicherlich noch voller werden als bei den bisherigen Heimspielen gegen FASS Berlin (1.228) und die Hannover Indians (1.327). „Wie in allen Spielen so muss auch gegen Herne jeder Akteur bereit sein, über 60 Minuten alles zu geben“, fordert der Trainer.
Der Ausblick:
Freitag, 20 Uhr: Icefighters Leipzig – EHC Neuwied
Sonntag, 19 Uhr: EHC Neuwied – Herner EV
PM Neuwied / eishockey.net
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