Es ist vollbracht! Die Rostock Piranhas haben ihren ersten Auswärtssieg errungen. Dabei war nicht alles schick, aber am Ende alles gut. Der Spielbericht nimmt euch mit in die besonderen Momente eines für einige Piranhas denkwürdigen Abend.
Der Spielverlauf:
Aus Gründen hat dieser Spielbericht eine besondere Färbung. Es geht heute ums große Fernsehen. Die Namen einiger entscheidender Protagonisten lassen uns da gar keine andere Chance.
Bleibt ein Problem: Zum ersten Drittel gibt es nicht viel Plot und noch weniger Ideenspielraum. Es war schlicht: langweilig.
Im Internet versagt sogar der Joker des modernen Wissensarbeiters. Auf die Frage, was der langweiligste Film zum Einschlafen wäre, spuckt CHAT-GPT nämlich »Lost in Translation« aus – was für eine Blasphemie gegenüber Bill Murray und Scarlett Johansson.
Also hier noch keine Filmvergleiche. Sondern: Vorspulen. Das Resümee der ersten 20 Minuten:
Duisburg galliger.
Duisburg geradliniger.
Duisburg gefährlicher.
Zum Glück haben wir Sebastian Albrecht.
Einer der Lieblingsfilme des Autors dieser Zeilen heißt »Dänische Delikatessen«. Schönster dänischer Humor. Schwärzer als Rostocker Polarlichtnächte.
Plot ohne Spoiler? Zwei kommunikationsschwache Psychos machen eine Metzgerei auf und verkaufen aus einem Notfall heraus etwas andere Waren. Unliebsame Mitmenschen der beiden verschwinden auf einmal spurlos. Dem Antagonisten, dem Gegenspieler, schmeckts irgendwann aber zu sehr nach Hilde. Ärger droht!
Was das mit den Piranhas zu tun hat? Im Film gibt es eine kultige Nebenfigur namens Eigil! Und fast so, wie Eigil da steht (nur mit langem I) wird unser lettischer Stürmer Egils (Kalns) ausgesprochen. Und dieser Lette hatte gestern seinen ersten großen Auftritt im Raubfisch-Ensemble.
Nur wenige Szenen waren im zweiten Drittel gespielt, als er eine Scheibe mopste. Ein Duisburger Verteidiger hatte gepatzt. Egils nahm die Scheibe, glitt ein paar Schritte in Richtung Slot und jagte sie dem Torhüter über die Stockhand. Der erste Puck war im Kasten.
Auch sonst: Die Piranhas spielten plötzlich wie gegen Leipzig. Schnell, gekonnt, mit Druck. Die Worte von Coach Lenny (noch nicht, aber bestimmt bald gespielt von Jean-Claude van Damme) hatten gewirkt.
In den Minuten danach schien das 2:0 fast vorprogrammiert.
Doch dann hatte eine Duisburger Spürnase was dagegen. Name: Martin Schymainski Der Tatort? Das Tor von Sebastian Albrecht.
Quasi aus dem Nichts lief er aus schlechten Winkel aufs Piranhas-Tor. Sein Puck – halb Schuss, halb Pass, wurde von Connor Hannon so abgefälscht, dass Albrecht famos reagieren musste. Leider landete der Puck wieder auf der Kelle vom Duisburger Routinier. Der fackelte nicht lange. 1:1. Bitter!
Das weitere Drittel lässt sich gut zusammenfassen: Die Piranhas hatten Kontrolle, hatten Dampf, trafen aber das Tor nicht. Mit 1:1 ging es in den letzte Abschnitt.
Drittel: Strombergs schießen scharf
Die Geschichte wiederholte sich.
Wieder kamen die Piranhas mit viel Elan aus der Kabine. Den Gummibärensaft, den das Betreuerteam um Doro, Raik und Mike zusammengepanscht hatte, tat wohl auch sein Übriges.
Sogleich war es Zeit für Rostocker Delikatessen.
Patrick Pohl gewann das Bully, Connor Hannon spielte direkt vors Tor. Und Hans Jesper Öhrvall bekam die Scheibe. Scheiterte zunächst, kontrollierte den Puck, legte sie dann mit der Rückhand ins Tor. Abgezockter gehts nicht. Ein »Iskall typ«, wie man jetzt rumschweden könnte.
Nur Minuten später wurde es dann wirklich cineastisch. Louis Stromberg trat auf. Der Junge, der pausbäckig sympathisch ausschaut, als hätte er vorgestern noch den »Schimmelreiter« in der 11B aufgesagt, zog mal richtig einen Puck in den Giebel.
Denn das, was nach Jesse-Ray Dudas, Connor Hannon oder Shea Weber aussah, vollbrachte tatsächlich das heutige Geburtstagskind. Das erste Profi-Tor gleich eines für das Poesiealbum einer hoffentlich langen Karriere – kann man machen. WAS EINE HÜTTE!
Auch für die Spielminuten danach kann man die Serienfigur »Stromberg zitieren«. Der schoss mal in der gleichlautenden TV-Sendung verbal scharf:
»Die besten Jahre kommen doch nach 45! War mit Deutschland ja genauso.«
Stromberg traf passenderweise in der 45. Minute– und danach zeigten sich die Piranhas sehr souverän und erwachsen. Eine Führung sicher verwaltet, keine Unterzahl bekommen, dem Gegner eigentlich nur noch eine Chance gelassen (Albrecht hielt famos) – das war spitze.
Der Schlusspunkt im Abspann hatte noch seinen besonderen Moment. Kurz vor dem Spielende ging das klinisch tote Duisburg noch mal All-in, nahm den Torwart raus. Tatsächlich wollte noch ein Duisburger eine Scheibe aufs Tor jagen, Filip Stopinski blockte aber mit Mut. Die Belohnung gab es kurz darauf: Kunz ergriff die Scheibe, spielte sie zurück zum Deutsch-Polen. Der versenkte aus der Distanz ins leere Tor.
Empty-Netter für die Raubfische sind immer das beste Filmende!
Die weiteren Rubriken
Der Respekt vor dem Gegner:
Wer in den Kommentarspalten der Duisburg las, konnte sich angesichts der Kritik an der Heimmannschaft die Augenreiben. Dort ging so mancher mit dem eigenen Team hart ins Gericht.
Irgendwie unverständlich! Duisburg zeigte nicht nur bereits überragende Spiele gegen Tilburg und Halle, sie spielten auch gestern ohne einige Top-Spieler manierlich. Dafür machte das sehr junge Team einen lange Zeit guten Job. Das erste Drittel war ein klarer Punktsieg für den Gastgeber. Auch danach stemmten sich die Füchse gegen die Rostocker Dominanz. Wenn die Wernersons-Libäcks zurück sind, scheint sicher wieder die Sonne. Wir wünschen allen versehrten Duisburgern eine rasche Genesung.
Ein großes Kompliment geht auch an das sehr faire und neutrale Sprade-TV-Team der Duisburger. Tolle Übertragung!
Der Spieler des Spiels:
Schwer zu sagen – es war erneut eine kollektive Teamleistung. Albrecht hielt wieder richtig gut (23 von 24) Saves, ein Shutout wäre mit mehr Glück drin gewesen. Die Reihe Öhrvall, Kalns und Pohl scheint immer eingespielter. Auch die Verteidiger machten ab der 21. Minute einen herausragenden Job. Gar nicht so leicht, wenn mit Marius Pöpel ein ganz wichtiger Spieler fehlt.
Am Ende gebührt die besondere Liebe dem Stromberg Louis, der mit seinem Tor für den Knock-out der Füchse sorgte.
Hinter den Kulissen: Wen man nur lieben kann? Emil Bejmo. Er überraschte gestern ein paar Piranhas-Fans bei einer privaten Filmvorführung des Piranhas-Spiels. Fieberte dabei sichtbar emotional mit, reckte väterlich stolz die Faust, als Stromberg einen raushaute. Über dieses bodenständige und fannahe Team kann man nur glücklich sein – Auswärtssieg hin oder her.
Wie es weitergeht:
Morgen Abend um 19.00 Uhr spielen wir hoffentlich Cowboy und Indianer mit den Hannover Indians. Ein bockstarkes Team!