Es war nach dem 1:0-Sieg der Lausitzer Füchse über die Kassel Huskies eines der meistgebrauchten Worte: „Outstanding“! Ganz neudeutsch wird wohl heraus- oder überragend gemeint gewesen sein. Und sicher wurde nicht nur einmal die Leistung von Torhüter Mac Carruth so charakterisiert, der sein ersten „zu Null“ feiern durfte. Das gesamte, etwas dezimierte Team der Weißwasseraner bot die wahrscheinlich bisher beste Saisondarbietung. Die war allerdings auch notwendig, um eine echte Top-Mannschaft der DEL2 zu bezwingen. Jedenfalls hatten die Gäste aus Nordhessen riesigen Anteil an einer Eishockeyschlacht, die an sich gar keinen Sieger verdient gehabt hätte.
Spielverlauf
Die Schlittenhunde starteten vehement und nahmen unser Heiligtum gleich unter scharfen Beschuss. Nach nur 42 Sekunden hatten die Statistikbeauftragten bereits 5:0 Torschüsse für die Gäste gezählt. Vor allem Spencer Humphries nahm sich jede Gelegenheit zum Abschluss und sorgte dafür, dass die Beinmuskelgruppen unseres Schlussmanns optimal gedehnt und erwärmt waren. Nach vier Minuten meldeten sich die Oberlausitzer in der Partie an. Doch Mike Hammond suchte den Querpass, statt aus guter, halbrechter Position zu schießen. Dann hatte Michi Christ das 1:0 für den ECK auf der Kelle. Doch Carruth stoppte selbst dessen Abfälscher aus nächster Nähe (7.). Und auch Alexander Karachun, ein ständiger Unruheherd, fand in dem Amerikaner seinen Meister (12.). Zu dieser Zeit wurde die Begegnung bereits sehr verbissen geführt. Zweikampf folgte auf Zweikampf und defensiv standen die Kontrahenten sehr, sehr sicher. Es waren kleine Fehlerchen, die die Großchancen ergaben. Hammond wischte im eigenen Drittel über den Puck, Austin Carroll nahm den Schräg- und Nathan Burns den Nachschuss. Beide Versuche waren nicht gut genug, um Carruth zu bezwingen. Dann lenkte Jordan George eine Hammond Hereingabe ab. Das Spielgerät zischte um Zentimeter am rechten Torpfosten vorbei. Von Karachuns Giganten-Möglichkeit wird noch zu schreiben sein (17.). Und beinahe hätte es sogar für das EHC-1:0 gereicht. Mike Hammond wollte Gerald Kuhn umspielen, der parierte. Beim Rebound wurde Käpt’n Breitkreuz weggecheckt – torlos! Pause!!! Und die Fairness gebietet es, das 0:0 als für die Heimischen etwas schmeichelhafter zu beschreiben.
Das änderte sich mit dem Auftakt in die zweite Periode. Zwar schossen die Huskies auch da, was das Werkzeug hergab. Und nicht immer war für Mac Carruth beste Sicht zu gewährleisten. Die Defensivarbeit der Neilson-Schützlinge war heuer aber über alle Maßen erhaben. Fast alle Versuche der Cracks von der Fulda mussten daher von außen kommen. Und plötzlich klingelte es: Darcy Murphy lauerte vor Kuhn, Robert Farmer legte von hinter dem vor das Tor und unsere Nummer 15 vollstreckte hoch. Dass das das Tor des Abends bleiben sollte, ahnte da noch niemand der 2.424 Besucher. Anschließend wurde es temporär etwas ruppiger. Der Tabellenführer fand den Rückstand unschön und wusste auch, wo der beste Mann der Ostsachsen stand. So fuhr Humphries mal kurz in unseren Goalie – unbestraft (26.). Und es wurde auch öfter lamentiert bzw. diskutiert – der Rahmen aber nie gesprengt! Erst nach 28 Minuten gab es die erste Strafe des Spiels. Die blieb, wie alle drei Herausstellungen gegen den Spitzenreiter, folgenlos. Dabei war das Powerplay der Füchse durchaus ansehnlich. Die Gäste versuchten es jetzt nicht nur einmal mit Fernschüssen, die Carruth mit der Fanghand wegzelebrierte, oder mit Abfälschern, die rechts und links am Torgestänge vorbeirutschten. Kurz vor der zweiten Sirene war der „Maccer“ noch zweimal richtig gefordert. Doch er stoppte erst Ryon Moser frei aus vier Metern (39.) und kurz darauf Carroll bei dessen kleinem Alleingang (40.).
In den Pausendebatten war nicht nur einmal zu vernehmen, dass diesmal vieles für einen Shut-out für Mac Carruth spreche. Doch der Weg bis dahin war noch lang; sehr lang! Das Match wogte auf hohem Niveau jetzt hin und her. Corey Trivino musste die Klasse unseres Torwarts anerkennen. Im Gegenzug suchte Hammond bei zwei gegen eins nicht Jordan George, sondern den Torschuss, der knapp verfehlte (beide 46.). Bei seinem Solo wurde Darcy Murphy in letzter Sekunde und auch nicht ganz fair gestoppt (50.). Im Füchse-Powerplay brannte es eher vor unserem Tor, in dem Carruth den Durchblick behielt (51.). Derweil sich die Blau-Gelben mit aller Macht gegen ein Ausgleichstor stemmten, hatten Karachun (54.) und Topscorer Ben Duffy noch zwei Hochkaräter. Aber der heimische Goalie war heute unbezwingbar. Bei etwa 65 Sekunden sechs gegen fünf verteidigten die Lausitzer geschickt und tüteten so den lautstark bejubelten Dreier ein. Wer hätte wohl gedacht, dass die Weißwasseraner, die nur drei Reihen plus Luis Rentsch an den Start bringen konnten, sich für das 0:1 in Kassel vor fünf Wochen ex aequo revanchieren würden!
Schlüsselszene
Wenn ein Eishockeyspiel durch nur einen Treffer entschieden wird, kommentiert sich die Schlüsselszene praktisch von alleine. Allerdings bot das Match so viel Unterhaltsames, dass es auch fünf Schlüsselszenen hätte geben können.
Wohltuend
Es gab in einem höchst intensiven Spiel nur drei kleine Strafen, übrigens alle gegen die Huskies. Das Quartett der Unparteiischen ließ die Begegnung hervorragend laufen und ahndete nur, was unumgänglich war. Das tat dem Match sehr, sehr gut!
UnCHRISTlich
Was auch immer Michael Christ mit seinem Helm für Probleme hatte: Der Huskies-Angreifer reklamierte während seiner Strafe im Mittelabschnitt bei jeder Spielunterbrechung Nöte mit seiner Kopfbedeckung – und sorgte so für viel Unmut auf den Tribünen.
Teamgeist
Man kennt es von den Musketieren: „Einer für alle…“ Der unbändige Einsatzwille und das Zusammenstehen, vor allem aber das wirklich tolle Backchecking der Stürmer, lassen auf sehr fröhliche Weihnachten hoffen.
Der Top-Spieler: Mac Carruth
Symbolisch für das Spiel unseres Torhüters sei eine Szene aus Minute 17 beschrieben: Alexander Karachun kam frei aus fünf Metern zum Abschluss. Carruth parierte mit der rechten Schonerspitze. Nachschuss Karachun – und Mac krallte sich das Spielgerät links im Fanghandschuh. Es war einer von vielen, vielen Monstersaves.
Die Trainerstimmen
Tim Kehler: „Meine Mannschaft hat eine gute Partie geboten. Der Schlüssel zum Sieg war heute die Nummer 78. Beide Teams haben gut verteidigt. Wenn wir mit Tempo in das Drittel der Füchse kamen, dann haben sie uns nach außen gepresst. Aber auch wir haben nicht viel zugelassen. Am Ende hat Weißwasser eine Torchance genügt. Carruth war outstanding.“
Corey Neilson: „Kassel ist nicht ohne Grund Erster. Sie sind stark organisiert und gut trainiert. Aber wir haben heute richtig toll dagegengehalten. Die Huskies hatten zwar mehr Puckbesitz, aber uns ist das Tor geglückt. In Kassel war es andersherum. Da hatten wir mehr die Scheibe und sie haben getroffen. Es war heute ein 50:50-Spiel. Nicht nur unsere Führungsspieler haben einen prima Job gemacht, sondern auch die ‚Kids‘. Es geht in die richtige Richtung.“
Die Statistik
1:0 (25.) Darcy Murphy (Robert Farmer, Mychal Monteith)