Der EV Landshut habe sich „…auf dem Papier extrem verstärkt“, stellte das Fachmagazin EishockeyNEWS vor dem Saisonstart fest und ordnete die Niederbayern unter die Top-sechs-Mannschaften ein. Sechs von 14 Vereinsverantwortlichen hielten die Drei-Helme-Städter gar für einen Meisterschaftsaspiranten. Jener EVL gastierte heute im Fuchsbau und biss sich an unseren weiterhin dezimierten Blau-Gelben lange die Zähne aus. Allein Co-Trainer André Mücke, Mannschaftsleiter Stefan Wohlschlager und Physiotherapeut Florian Ostermann konnten an ihre Arbeitsplätze zurückkehren. Gerade, als unsere Füchse scheinbar auf die Siegerstraße eingebogen waren, kosteten zwei Unkonzentriertheiten den allemal möglichen Erfolg. Schlussendlich triumphierten die Gäste mit empty net und 4:2, derweil die Oberlausitzer Playoff-Träume immer mehr zu Schäumen verkommen.
Zu Beginn setzten die Angereisten die Akzente. Sie entwickelten gleich viel Druck und nahmen jede sich bietende Abschlussmöglichkeit. Doch unser Team war hervorragend eingestellt und stand defensiv sehr sicher. Das führte dazu, dass echte Großchancen in der gesamten Partie Mangelware blieben. Erstmals nach 195 Sekunden prüfte Bennet Roßmy mit einem Schrägschuss den Goalie der Rot-Weißen, Dmitri Pätzold. Der Routinier stand stoisch und strahlte viel Ruhe aus. Dann wurde es hektisch. Maximilian Forster attackierte Peter Quenneville sehr unsanft Höhe Kopf. Die Aktion blieb ungeahndet. Doch der Goldhelm unseres Top-Scorers nahm Schaden (4.). Die Antwort auf diese wenig schöne Szene ließ nicht lange auf sich warten. Hunter Garlent ging flugs über rechts ab und bediente Roope Mäkitalo zentimetergenau, der Pätzold noch verlud und einschob. Anschließend verlagerte sich das Geschehen in die ungefährlicheren Zonen. Die Gäste hatten die Scheibenhoheit und schossen auch viel. Allerdings waren die Versuche – fast durchweg von Außen – kein Problem für Leon Hungerecker. Erst Josef Mikyska, der zentral zu hoch zielte, und sogleich Andreas Schwarz, der in unserem Goalie seinen Meister fand, sorgten wieder für höhere Pulsfrequenzen (beides 16.). Roßmy traf mit einem verdeckten Schuss nur die linke Schulter von Pätzold, der die Scheibe gar nicht gesehen hatte (17.). Und nach einem Scheibenverlust von Brett Carson in unserem ersten Powerplay hatten Andrée Hult und Max Forster noch zwei dicke Dinger, denen unser Hüter den Einschlag verwehrte. Mit dem knappen Vorsprung ging es in die erste Pause.
Die ersten Tormöglichkeiten im Mittelabschnitt hatten zweimal Quenneville und einmal Garlent, dessen Schuss an die Maske von Pätzold klatschte (alles 22.). Das Spiel verlief nun sehr ausgeglichen. Mäkitalo für uns und Julian Kornelli für die Fremden hatten mal einen auffälligeren Abschluss. Aufregend wurde es erst wieder, als Forster eine Hereingabe im Slot aus der Luft, zum Glück aber über die Torlatte ablenkte (30.). Kurz darauf wurde Moritz Raab wegen Stockchecks bestraft. Nur sieben Sekunden dauerte die Füchse-Unterzahl. Da hatte Hult die Lücke im langen Eck erspäht und sozusagen direkt nach dem Bully eingenetzt. Das Duell begann von vorne. Landshut versuchte zu drücken, aber die Unsrigen standen sehr sicher und warteten auf Konter. Da fehlte beim letzten Pass aber immer wieder mal die nötige Präzision. Das zweite Powerplay der Gäste nach einer Strafe gegen Jan Bednar wegen Spielverzögerung wurde bestens gekillt. Raab war es, der mit einem Blueliner nochmals Pätzold forderte, der wegfing (40.).
Die letzten 20 Minuten gehörten lange den Heimischen. In Überzahl zog Quenneville direkt schräg ab. Doch der EVL-Keeper flitzte ins bedrohte Eck, wehrte ab und verschob das Tor (42.). Dann probierte es Philip Kuschel aus der Ferne. Der Puck wurde irgendwo abgefälscht und zischte sauknapp am rechten Pfosten vorbei. Und Mäkitalo verfehlte das freie lange Eck (beides 43.). Bei einem drei gegen zwei entschied sich Marius Stöber zum Abschluss. Pätzold hielt nicht fest, doch Daniel Visner kam nicht an den Rebound (45.). Plötzlich stand Forster frei vor Leon Hungerecker, der aber nichts zuließ. Der Landshuter fiel noch auf die Torwartkelle, was die Szene am Kochen hielt. Mit vereinten Kräften klärte die ostsächsische Defensive (49.). Als Thomas Holzmann wegen hohen Stocks draußen saß, knallte Peter Quenneville nur an den Außenpfosten (50.). Wenig später war es so weit. Bennet Roßmy wurde im Slot angespielt, drehte sich vor Pätzold und versenkte den eigenen Nachschuss. Der Jubel war verständlicherweise groß – aber zu ausufernd? Wer in der Arena hat das 2:2 tatsächlich gesehen? Denn nur acht Sekunden nach der Führung schoss Yannik Valenti humorlos zum Ausgleich ein. Weg war es, das vielgepriesene Momentum. In Minute 54 setzte Mäkitalo zum Sololauf an, kam aber am Gäste-Torwart nicht vorbei. Das hätte es wieder sein können… Gegenüber konnte Leon Hungerecker einen Mikyska-Schrägschuss nicht sichern. Unsere Abwehr war aber im Bilde und räumte weg (57.). Das Match stand auf des Messers Schneide, als dem sonst so zuverlässigen Eric Valentin ein dicker Patzer passierte. Der Scheibenverlust hatte fatale Folgen. Denn Marco Pfleger stand wie aus dem Nichts vor dem fast leeren Tor und schoss zum 3:2 für die Niederbayern ein. Wie bitter!!! Nur Augenblicke später hätte Mikyska den Deckel draufmachen können (noch 58.). Da hatte Hungerecker etwas dagegen, ehe er reichlich zwei Minuten vor Ultimo für den sechsten Feldspieler Platz machte. Zum Remis reichte es nicht mehr. Mit der Schlussirene traf Valenti ins verwaiste EHC-Gehäuse.
Logisch, dass diese Niederlage nach toller Vorstellung frustrierend war. Mit gutem Spiel und viel Entschlossenheit hatte man die hochgehandelten Landshuter am Rande einer Niederlage. Vielleicht mussten unsere Jungs den kräftezehrenden letzten Matches Tribut zollen, indem die Konzentration zum Ende hin nachließ. Wenn es denn, worauf nun Vieles hindeutet, doch in die Playdowns gehen sollte, dann wird die Analyse ergeben, dass unsere Weißwasseraner die entscheidenden Punkte nicht in der aktuellen Phase verspielten. Denn was die Lausitzer in den letzten Matches auf das Eis brachten, ist und war aller Ehren wert.
Schlüsselszene
Das 2:2 – nur acht Sekunden nach der erneuten Führung – fiel zu schnell. So konnten die Unsrigen mit dem Momentum nicht wuchern und gaben den Kontrahenten den Glauben an Zählbares zu früh zurück.
Gelb…
…, und zwar auffällig gelb, war heute der Schläger von Peter Quenneville. Einen besonderen Grund hatte das nicht. Unser Top-Scorer probierte lediglich ein neues Modell.
Paradox
Moritz Raab, nach dem Vorbericht in Quarantäne, stand plötzlich doch auf dem Eis. Nach dem Schnelltest am Donnerstag, der positiv anzeigte, war der PCR-Test negativ. Wie positiv…
Helmgeschichten
Weil nach der Attacke von Maximilian Forster Peter Quennevilles Goldhelm beschädigt war, lief unser Top-Scorer von Minute fünf bis zur ersten Pause mit weißer Kopfbedeckung auf. In Minute 42 kam es dann zum Duell der Goldhelme Quenneville vs. Pfleger, das für den Landshuter auf der Strafbank endete.
Nettigkeiten
Unmittelbar nach Spielschluss erreichte den Verfasser des Spielberichts folgende „nette“ Nachricht: „Ein Landshuter Fan im Fuchsbau war zufrieden.“ Okay – wenn die Ansprüche angesichts der mit Klasse gespickten rot-weißen Mannschaft halt nicht höher sind…
Gegluckt
Nach einem Bully in Minute 52 setzte sich Sahir Gill auf den Puck – und zuckte nicht mehr. Da passte das Bild von der Glucke und dem Ei.
Der Top-Spieler: Yannik Valenti
Mit zwei Treffern wurde der Förderlizenzler der Straubing Tigers zum spielentscheidenden Akteur.
Die Statistik
1:0 (5.) Roope Mäkitalo ( Hunter Garlent , Peter Quenneville ), 1:1 (30.) Andreé Hult ( Robin Weihager , Maximilian Forster ) PP1, 2:1 (51.) Bennet Roßmy ( Hunter Garlent , Peter Quenneville ) PP1, 2:2 (51.) Yannik Valenti ( Henry Martens ), 2:3 (58.) Marco Pfleger ( Andreé Hult , Andreas Schwarz ), 2:4 (60.) Yannik Valenti ( Henry Martens , Robin Weihager ) EN SH1
Strafminuten
Weißwasser: 4 (0-4-0 Landshut:4 (2-0-2)
Schiedsrichter
Ulpi Sicorschi, Jens Steinecke - Julian Laudahn, Jakob Sauerzapfe
Zuschauer: 1002
weeEisArena Weißwasser / O.L.
Heiko Vogler: „Ich bin sehr erleichtert, dass wir mit den drei Punkten nach Landshut zurückfahren dürfen. Das war ein hartes Stück Arbeit für uns. Man muss Weißwasser ein Riesenkompliment zollen, sie haben sehr, sehr gut gespielt. Sie haben schon am Montagabend gegen Frankfurt sehr gut gespielt. Da habe ich das Spiel angeschaut. Sie stehen sehr kompakt und haben eine erste Reihe, die äußerst gefährlich ist in der Offensive. Wir hatten hier einen guten Start und haben viel Druck auf Weißwasser ausgeübt. Wir wussten aber auch, dass sie sehr konterstark sind. Wir haben ihnen den einen Turnover gegeben. Da haben sie das 1:0 geschossen. Danach war es etwas zerfahren und wir haben schwer ins Spiel gefunden. Weißwasser hat uns sehr früh gestört. Im zweiten Drittel war es sehr wichtig, dass wir in der Powerplaysituation das 1:1 schießen konnten. Danach ging es up and down. Torchancen waren auf beiden Seiten da. Aber die Torhüter haben einen guten Job gemacht. Im dritten Drittel bekommen wir in Unterzahl das Tor, haben aber sofort die Antwort parat gehabt. Dann haben wir alles in die Waagschale geworfen und die Scheiben schnell zum Tor gebracht. Es gab den Rebound und Yannik Valenti stand goldrichtig zum 3:2. Es folgte das empty net, das war eine Erlösung. Ich bin stolz auf meine Mannschaft. Wir spielen jeden zweiten Tag. Was die Jungs leisten, ist aller Ehren wert. Aber auch nochmal Gratulation nach Weißwasser zu der guten Teamleistung.“
André Mücke: „Gratulation an Heiko und den EVL. Und danke für die Glückwunsche, für die wir uns leider nichts kaufen können. Es ist irgendwie eine Art Spiegelbild, dass wir immer einen Weg finden, die Spiele zu verlieren. Das ist frustrierend. Ich denke, dass wir heute auch gut gespielt haben. Den Jungs kann man keinen Vorwurf machen. Sie ackern und hauen sich rein. Auch die jungen Spieler waren da. Das ist das frustrierende. Das merkt man auch in der Kabine. Es ist sehr ärgerlich.“