Es hat auch heute nicht sollen sein. Etwa 24 Stunden nach dem 1:2 in Crimmitschau schickten die Füchse-Verantwortlichen nach der (leicht abgewandelten) Devise „Never change a losing team“, unsere 15 plus diesmal zwei Spieler in das Duell mit dem Aufstiegsaspiranten aus der Mainmetropole. Alternativen gab es nämlich nicht und seit dem Tag, da das Virus die Herrschaft im Fuchsbau übernahm, waren die Auftritte der Weißwasseraner allemal sehenswert und stark. Die drei Blöcke, die sich fast von selbst aufstellen, harmonieren an sich immer besser. Schade, dass das nötige Selbstverständnis nicht von der ersten Sekunde an da ist. Möglicherweise zu großer Respekt brachte unsere Mannschaft auch diesmal früh ins Hintertreffen.
Der Tabellenzweite drückte sofort auf die Tube. Schon nach zwei Minuten knallte das Spielgerät zum ersten Mal an unser Torgestänge. Die Hessen waren sehr agil und brachten die Scheibe zum Tor, wann immer sich die Gelegenheit dazu ergab. Das stiftete immer wieder Unruhe in unserem Defensivslot. Nach einem Distanzschuss von Dylan Wruck, den Leon Hungerecker prallen lassen musste, verlor unser Goalie auch noch die Kelle. Dennoch klärte er den Wruck-Nachsetzer per Hechtsprung (3.). De facto folgerichtig fiel alsbald das 0:1. Roope Mäkitalo verlor die Scheibe im eigenen Drittel, die dann über die Stationen Manuel Strodel, Constantin Vogt und Leon Hungerecker zu Markus Erk rutschte. Der zog ab und der Puck touchierte noch das eine oder andere Bein, ehe er sich ins Netz verirrte. Logisch, diese Führung war verdient. Denn die Hessen waren schneller, präziser und insgesamt griffiger. Doch so langsam arbeiteten sich die Blau-Gelben in das Match. Daniel Visner hatte die erste, gute Füchse-Möglichkeit, als er aus vier Metern über den Kasten schoss (7.). Peter Quenneville traf dann nur das Außennetz (12.), während die Gäste über Wruck und den Nachschuss von Bobby Raymond für viel Gefahr sorgten. Hungerecker parierte zweimal bravourös (13.). Dann aber wurde unser Goalie im kurzen Eck überrascht. Darren Mieszkowski hielt einfach mal drauf und das Ding saß. Dann probierten es die Heimischen in Hessen-Manier. Philip Kuschel schoss von der Blauen. Hunter Garlent arbeitete hart im Slot. Doch Bastian Kucis im Löwen-Käfig blieb der Sieger (16.). Und hinten klingelte es noch einmal. Gerade war ein vier gegen vier vorbei, da netzte Rylan Schwartz aus spitzem Winkel ein, als der Puck durch unsere Verteidigungszone trudelte und nicht geklärt werden konnte. War Frankfurt drei Tore besser? Egal! Es zählte, was oben auf der Tafel stand.
In die zweite Periode starten die Füchse deutlich besser. Die große Gefahr kam aber erst einmal nicht auf. Fast hätten die aus der Mainmetropole die vierte Bude gemacht. Nach einem Schwartz-Schuss, den unser Hüter abwehrte, hätten die Unsrigen dreimal klären können – taten sie aber nicht. So brannte es lichterloh. Erst als nochmals Schwartz und Reid McNeill gegen Hungerecker nur zweite Sieger blieben (25.), nahm das Match einen etwas anderen Verlauf. Konnten die Löwen Peter Quenneville nach einem Kuschel-Schuss beim Rebound noch blocken (29.), so kam Tim Detig nach schöner Vorarbeit von Eric Valentin zentral frei an die Scheibe, zockte Kucis noch aus und machte das 1:3. Bobby Raymond ließ man danach etwas viel Freiraum. Der ESC-Defender schoss aus sechs Metern. Unser Hüter aber krallte sich das Hartgummiteil (32.). Und die Unsrigen blieben dran. Nach schöner Distanzfackel von Jan Bednar, die Kucis springen ließ, konnte Valentin nicht versenken, weil er gleich von zwei Frankfurtern hart bearbeitet wurde (34.). Es folgte das erste und einzige EHC-Powerplay, nachdem Darren Mieszkowski auf das Sünderbänkchen geschickt worden war. Ergo: Füchse gegen die beste Unterzahl der Liga. Na und!? Zwar verfehlte Mäkitalo mit der Rückhand knapp den Löwen-Kasten (35.). Dann aber war Peter Quenneville frei und zimmerte den springenden Puck exakt ins Kreuzeck. Nur noch 2:3! Das wurmte die Gäste. Die schossen nun wieder öfter, brachten Hungerecker aber nicht wirklich in Verlegenheit. Erst als der (nun neue) Spitzenreiter ein drei gegen eins hatte, wurde es sehr brenzlig. Leon Hungerecker war gegen Darren Mieszkowski aber zweimal unbezwingbar (39.). Nur noch ein Tor Rückstand – das ließ für die letzten 20 Minuten hoffen.
Da stand Bennet Roßmy plötzlich frei vor Basti Kucis – aber auch zu nahe am Frankfurter Keeper, der abwehren konnte (41.). Wenig später arbeitete Paul Reiner etwas zu massiv gegen Nathan Burns, direkt an der Bande. Es folgte das erste und einzige Unterzahlspiel für die Blau-Gelben gegen das beste Powerplay der Liga. Na und!? Bis auf einen Fernschuss von Tomas Sykora ließen unsere Farben aber auch gar nichts zu. Wieder komplett hatten die aus Dresden Angereisten das dicke Ding zur Vorentscheidung. Doch Alexej Dmitriev traf den Puck nicht richtig und Hungerecker fing spektakulär weg (45.). Das Geschehen wogte jetzt hin und her, wobei es kaum hochwertige Einschusschancen gab. Zur Mitte der letzten Periode waren es erst Schwartz aus Nahdistanz und dann McNeill von der Blauen, die unseren Schlussmann zu Paraden zwangen (50.). Das Bestreben der Löwen, die Partie einfach zu kontrollieren, war unübersehbar. Doch unsere Jungs holten sich jetzt hinten viele Scheiben und spielten schnell nach vorn. Weil sich Daniel Visner und Markus Freis im Youngster-Duell in die Haare bekamen, ging es in Minute 56 mit vier gegen vier weiter. Da lag das 3:3 in der Luft. Hunter Garlent lauerte am freien langen Eck. Weil ihn Erk noch irgendwie stören konnte, rutschte der Puck nur an den Außenpfosten (57.). Dann zielt Kuschel aus vier Metern etwas zu hoch (58.), ehe 116 Sekunden vor Ultimo die EHC-Auszeit folgte und unser Goalie Platz für den sechsten Feldspieler machte. Da war es Moritz Raab, der ganz hart vor Kucis am Ausgleich rackerte. Doch der Hessen-Puckfänger stellte seinen Körper geschickt vor die Scheibe (59.). Es kam, was kommen musste. Nach einem Wechsel-Missverständnis der Unsrigen sagte Adam Mitchell für das hingeschenkte Spielgerät artig „Danke!“, und besorgte den Endstand.
Wie formuliert man das Resümee richtig? Einmal mehr stemmten sich unsere dezimierten Füchse gegen eine Mannschaft in Bestbesetzung, die zudem noch keinen Hehl aus ihren Aufstiegsambitionen macht, mit großem Einsatz und durchaus ansehnlichem Spiel gegen die Niederlage. Einmal mehr wurde – wie in Crimmitschau- das Auftaktdrittel verpennt. Diesmal war man mit 0:3 weit ins Hintertreffen geraten. Mentalität und Moral aber sind intakt. So kam man zurück und schnupperte an Zählbarem. Das aber gab es erneut nicht. Trotzdem kann man auch aus dem 2:4 vom Montag eine Menge Positives mitnehmen. Denn unstrittig zeigt sich das EHC-Team verbessert und überspielt die Ausfälle in starker Manier. Ob es allerdings noch für das rettende Ufer – Platz zehn – reicht, wird sich in den kommenden vier Spielen zeigen. Da sind weitere Punktverluste praktisch „verboten“.
Schlüsselszene
Die 151 Sekunden im ersten Drittel, in denen die Hessen vom 1:0 auf 3:0 davonzogen, entschieden das Match früh.
Mit Backup
Nach zwei Partien ohne Absicherung auf der Torhüterposition gab Marian Kapicak diesmal die Nummer zwei hinter Leon Hungerecker.
Bruderduell
Auf dem Eis konnten sich die Breitkreuz-Brüder ob der Verletzung unseres Kapitäns diesmal nicht duellieren. Und so ganz verbissen sahen die Geschwister das Match wohl auch nicht. „Wir haben vor dem Spiel keine Geheimnisse ausgetauscht. Ich freue mich für Clarke, dass er nun als Co-Trainer Erfahrungen sammeln kann“, ließ sich Brett Breitkreuz entlocken. Und Clarke meinte: „Wir haben oft mit- und gegeneinander gekämpft. Ich spüre keinen Schmerz, wenn ich gegen ihn verliere. Nein – ich gönne ihm den Erfolg. Er ist zu einem ambitionierten Team gewechselt, das viel erreichen kann.“
Oskarreif
In Minute 40 fiel Gäste-Torwart Bastian Kucis wie die Inzidenz im Frühjahr. Nach harmlosem Körperkontakt mit Eric Valentin gab der Schlussmann den „sterbenden Schwan“. Die Unparteiischen hatten exakt hingeschaut und ließen das Match laufen.
Novize
Erstmals saß ESW-Nachwuchs-Cheftrainer Sebastian Wolsch am SpradeTV-Mikrofon. Der kommentierte ruhig und sachlich, sprach die spielentscheidenden Momente präzise an – und relativierte notfalls: Auf den Hinweis, die dritte Reihe mache es nicht schlecht, stellte „Wolle“ beispielsweise klar: „Die dritte Reihe macht, was sie kann.“
Verspätet
Erst, als schon über 90 Sekunden gespielt waren, erreichte Branko Frischke seinen Platz als Stadionsprecher. Zuvor hatte er die Einlaufshow moderiert. Ansagenswertes hatte es bis dahin aber auch nicht gegeben.
Der Top-Spieler: Rylan Schwartz
Er war schnell unterwegs, bewies gute Hände, wirkte beim Abschluss entschlossen, beschäftigte die Füchse-Defensive mit schöner Regelmäßigkeit und traf zum 3:0. Irgendwie scheint der 32-Jährige nach seinem Wechsel nach Frankfurt richtig aufgeblüht zu sein.
Die Statistik
Tore:
0:1 (5.) Marius Erk ( Darren Mieszkowski , Constantin Vogt )
0:2 (16.) Darren Mieszkowski ( Manuel Strodel , Kevin Maginot )
0:3 (18.) Rylan Schwartz ( Dylan Wruck , Bobby Raymond )
1:3 (30.) Tim Detig ( Eric Valentin , Moritz Raab )
2:3 (35.) Peter Quenneville ( Hunter Garlent , Brett Carson ) PP1
2:4 (60.) Adam Mitchell EA EQ
Strafminuten
Weißwasser: 6 (2-0-4) Frankfurt: 6 (2-2-2)
Schiedsrichter
Bruce Becker, Bastian Steingroß - Achim Moosberger, Markus Paulick
Zuschauer: 912
WeeEisArena Weißwasser /O.L.
DIE STIMMEN DER TRAINER
Bo Subr: „Ich bin glücklich über die drei Punkte. Nach der kurzen Anreise zum Spiel sind wir gut gestartet. Wir haben drei Tore geschossen – es wären auch mehr möglich gewesen. Ab dem zweiten Drittel haben wir mehr zugelassen. Da fand Weißwasser besser in die Partie. Sie haben dann auch intensiv gekämpft und das Spiel mit den beiden Treffern eng gemacht. So blieb es lange bei dem Ein-Tor-Vorsprung. Unser empty-net-goal hat es dann entschieden. Es war ein hartes Stück Arbeit für uns.“
Clarke Breitkreuz: „Die letzten zwei Tage waren für uns alle sehr emotional. Wir hatten wieder einen etwas langsamen Start. Aber mit nur 15 Feldspielern ist es auch schwer, in so kurzen Abständen in die Spiele zu finden. Der Charakter der Mannschaft ist toll. Auch nach dem 0:3 haben wir eine gute Reaktion gezeigt. Da sind zum Beispiel zwei 19-Jährige aus Berlin, die inzwischen mehrfach gezeigt haben, dass sie in diese Liga gehören. Leider haben wir den Weg zum Ausgleich nicht mehr gefunden. Aber wir haben uns richtig gut angetrieben. Gegen ein starkesTeam, das mit vier guten Reihen angetreten ist, haben wir richtig hart dagegengehalten.“