Bis in den letzten Spielabschnitt trennten die Lausitzer Füchse im Match beim Spitzenreiter in Ravensburg zwei gute und erfolgreiche Schüsse von Zählbarem. Die aber kamen nicht. Fast durchweg dominierten die Hausherren das Spiel. Mögen sich unsere Blau-Gelben über weite Strecken durchaus ganz achtbar verkauft haben, so waren die Oberschwaben das Team mit mehr Zug zum Tor, mehr Gefahr, viel mehr Schüssen und klar mehr Entschlossenheit im Abschluss. Insofern fiel der Ehrentreffer zum 1:4 viel zu spät, um die Cracks von Peter Russell ernsthaft in Verlegenheit zu bringen. Nach Spielbeginn und nach dem einzigen Füchse-Treffer hatten die Unsrigen mal mehr Spielanteile. Doch während es die Hausherren schafften, unsere Top-Linie zu eliminieren, liefen die hinteren Reihen des DEL2-Tabellenführers zu Hochform auf und sorgten für die Entscheidung.
Die Gäste kamen schnell auf Betriebstemperatur. Auch den ersten Torschuss hatten dementsprechend die Füchse, doch Peter Quenneville zielte zu zentral und der Schuss war kein Problem für Jonas Langmann (2.). Auch Richie Mueller verfehlte nur knapp eine Minute später den Ravensburger Kasten. Zum ersten Mal eingreifen musste Leon Hungerecker in der 4. Minute. Doch dann kamen wieder die Füchse, aber Quenneville verzog aus vier Metern (4.). Die Füchse waren jetzt agiler und Carson prüfte erneut Langmann. Auf der anderen Seite versuchte es Florin Ketterer, doch auch Hungerecker parierte (beide 6.). Wieder Quenneville hatte zweimal die Möglichkeit von rechts, doch Langmann machte die kurze Ecke zu. (7.). Dann war Hungerecker im Glück, als ein Schuss von rechts von dem vor dem Tor postierten Hauptschiedsrichter in Richtung Tor abgelenkt wurde und so eine echt brenzlige Situation für unseren Hüter entstand. Doch Leon behielt die Übersicht (8.). Auch beim Schuss von Florin Ketterer war unser Hüter auf dem Posten (10.). Jetzt wurde Ravensburg wesentlich stärker, die scheinbar erst ein wenig Zeit brauchten. Einen geblockten Schuss von Kania nutzten die Towerstars zum Konter. Doch Alexander Dosch konnte noch abgedrängt werden und kam nicht zum Abschluss (11.). Nach einer Kombination zwischen Andreas Driendl und Robbie Czarnik reagierte unser Hüter gedankenschnell und verhinderte den Rückstand (13.). Jetzt drückten die Heimischen und Hungerecker hatte mächtig zu tun. James Bettauer und Denis Pfaffengut scheiterten jedoch in besten Positionen (14.). Dann gab es die erste Strafe. Jakub Kania klärte die Drucksituation mit einer Befreiung über die Bande -Spielverzögerung (14.). Und es dauerte nur 25 Sekunden, da traf Ex-Fuchs Fabian Dietz per Abstauber (noch 14.). Nur zwei Minuten später waren die Füchse wieder in Unterzahl. Jens Baxmann musste wegen Bandenchecks auf die Strafbank (16.). Zwei erwähnenswerte Möglichkeiten gab es da. Erst scheiterte Charlie Sarault an Hungerecker (17.). Und auch Dietz, der wieder vor dem Tor für Unruhe sorgte, kam nicht an unserem Schlussmann vorbei (18.). Noch in der gleichen Minute konterte Stéphane Döring die Ravensburger Defensive aus, scheiterte jedoch an Jonas Langmann. Döring wurde noch kräftig bearbeitet, aber für die Refs war das für eine Strafe zu wenig. Auch Peter Quenneville, der plötzlich im Tor der Ravensburger landete wurde mächtig attackiert, doch auch hier blieb ein Pfiff aus. Kurz vor Drittelende gab es jeweils noch zwei Strafminuten gegen Sam Herr und Jakub Kania.
Im zweiten Abschnitt hielten sich beide Mannschaften zu Beginn bei vier gegen vier etwas zurück - mit leichten Vorteilen für die Füchse. Doch Ravensburg übernahm bald wieder die Regie. Bettauer prüfte Hungerecker (23.) und der Ravensburger Goldhelm Robbie Czarnik scheiterte gleich zweimal am überragenden Leon Hungerecker (27.) Jetzt war Ravensburg wieder im Spiel. Der zweite Treffer der Heimischen fiel entsprechend folgerichtig. Einen Schuss von Alexander Dosch von der blauen Linie fälschte Vincenz Mayer an den Pfosten unseres Heiligtums ab und vollendete den Rebound im Fallen (28.). Sehenswert war der Treffer allemal, auch wenn er der Füchseseele weh tat. Kurz darauf war es Enrico Henriques Morales – kurz: EHM – der das Außennetz traf (29.) und auch Simon Gnyp und David Zucker zielten nicht genau genug (31.). Im Gegenzug entschärfte Langmann einen Direktschuss von Quenneville nach oben. Die Scheibe fiel erst hinter dem Ravensburger Drahtkäfig auf die Spielfläche zurück. Die nächste Unterzahl mussten die Unsrigen ab Minute 32 überstehen. Tim Detig erwischte es wegen Stockchecks. Auch diesmal konnten die Füchse alle Angriffe auf unser Tor abwehren und ließen nichts zu. Zwar versuchten es Julian Eichinger und James Bettauer, doch Leon Hungerecker hielt alles (32./33.). Einen weiteren Hochkaräter hatte Vincent Hessler, doch der knallte aus Nahdistanz das Spielgerät über unseren Kasten (35.). Eine der wenigen Füchse-Chancen nutzte Jan Bednar nicht, der von halbrechts verzog (36.). Die beste Gäste-Chance hatte Hunter Garlent, der zwar Langmann in die kurze Ecke rutschen sah aber auf die Lange zielte. Doch der Ravensburger Hüter streckte die Fanghand aus und verhinderte mit einem Big Save den Anschlusstreffer der Füchse (38.). Das wäre der perfekte Zeitpunkt für das 1:2 gewesen... Kurz vor der zweiten Sirene versuchte es unser Käpt´n noch einmal über links. Doch sein Rückhandversuch landete am Pfosten und Jonas Langmann begrub den Puck. Somit blieb es beim Zwei-Tore Vorsprung der Towerstars.
Nein, der Schlussabschnitt begann nicht mit einem Sturmlauf der Weißwasseraner. Ravensburg stand souverän, ließ hinten nichts zu, nahm vorne die Schüsse auch aus schwierigen Positionen, die Leon Hungerecker aber nicht vor unlösbare Probleme stellten. Peter Quenneville versuchte es mal aus der Distanz, zielte aber exakt auf den Brustpanzer von Langmann (43.). Dann riskierte unser Torhüter nach einem Distanzschuss Kopf und Kragen. Der Puck sprang hoch weg, Hungerecker klärte die fallende Scheibe und beförderte gleich noch den „Kuschi“ ins Tor (44.). Als die 47. Minute anbrach, ging das Spielgerät in einem Zweikampf hinter unserem Gehäuse verloren. Vincent Hessler passte in den Slot. Den Schuss von Alexander Dosch parierte Hungerecker noch. Gegen den Rebound von Enrico Henriques-Morales – kurz: EHM – war dann kein Kraut mehr gewachsen. Nur 16 Sekunden später lag das Hartgummiteil wieder in unserem Tor. Alex Dosch jagte die Scheibe hoch ins kurze Eck. Mit dem 4:0 war das Ding durch. Zwar schafften die Füchse bei vier gegen vier noch das Ehrentor. Hunter Garlent nahm dem Towerstars-Keeper die Sicht und Quenneville schoss von der Blauen ein. Das Aufbäumen kam aber zu spät. Garlent verfehlte freistehend das Heimischen-Tor (51.). Vor Hungerecker ging es auch zur Sache. Gegen Driendl und Czarnik parierte unser Keeper stark (54.). Auch Georgiy Saakyan kam an „Hunger“ nicht vorbei. Den Nachschuss setzte Dietz neben das leere Gehäuse (55.). Knapp vier Minuten vor Ultimo zog Chris Straube den Goalie für den sechsten Feldspieler. Bei 56:54 min. gab es Auszeit. Eine Großchance hatte zunächst nur Czarnik, der gegen Garlent vor dem leeren Drahtkäfig versagte (58.). Dann fiel doch noch der Empty-netter. Um mit den Worten des SpradeTV-Kommentators zu schreiben: „1:26 vor Ende des regulären Spielstandes“ setzte es das 1:5. Und 32 Sekunden vor der Schlusssirene durfte sich auch noch Kapitän Mayer frei im Slot für sein nimmermüdes Spiel belohnen.
Es ist müßig, darüber zu streiten, ob unsere Farben fünf Treffer schlechter waren. Fakt ist, dass die „Russell-Bande“ vor Selbstvertrauen sprühte, exakt wusste, wo bzw. wie man unsere „entscheidenden Jungs“ ausschalten kann und die Qualität in der Tiefe des Kaders den Unterschied ausmachte. Wieder kassierten die Füchse sechs Gegentore. Und wieder war die Fehleranfälligkeit in der Defensive zu groß. Dazu kam heute ein laues Lüftchen statt eines Sturmes. Der Gegner war aber auch nicht irgendwelche „Laufkundschaft“.
Schlüsselszene
Obwohl die Towerstars das Match dominierten, schnupperten unsere Füchse lange an einem möglichen Punktgewinn. Dann kam Minute 47 und der EVR-Doppelschlag binnen 16 Sekunden, der die Begegnung entschied.
Publikum
Ach wie schön, Zuschauer zu sehen… Natürlich war es kein normaler Support. Aber in Baden-Württemberg war wenigstens so ein Rest von Eishockeystimmung zu spüren, derweil in Sachsen „Totentanz auf dem Zentralfriedhof“ befohlen ist. Mit 750 Zuschauern war die CHG-Arena ausverkauft!
Gehuldigt?
Direkt vor der Spielerbank der Towerstars ist ein etwa 2,50m langes Stück der Bande mit „Herr“ beschriftet. Hommage an den Import Sam Herr? Nein! Dort wirbt der „Herr der Farben“ – ein Malerfachbetrieb.
Harte Luft
An sich seien die Unparteiischen ja „Luft“. In Minute neun traf ein Puck einen der Hauptschiris am Bein, von wo er Richtung kurzes Eck sprang. Leon Hungerecker war dennoch da und verwehrte den Gestreiften eine „Luftnummer“.
Sound- De ja vue
In der 31. Minute hörte man plötzlich Anna-Maria Zimmermann mit der vertrauten Tor-Hymne der Füchse „1000 Träume weit“ über die Stadionanlage. Da fühlte man sich schon ein wenig zum Torjubel animiert. Doch leider hatten die Füchse und die Fans dafür heute nicht viel Gelegenheit. Der Torjubel war dann doch einfach „1000 Träume (zu) weit“.
Der Top-Spieler: Alexander Dosch
Ein Tor, zwei Assists – der 20-Jährige sprang in die Bresche, als die etablierten Cracks nicht so „zur Stelle“ waren. Genau diese Tiefe im Kader aber macht ein Spitzenteam aus.
Die Statistik
1:0 (14.) Fabian Dietz ( Sam Herr , Julian Eichinger ) PP1, 2:0 (28.) Vincenz Mayer ( Alexander Dosch , Julian Eichinger ), 3:0 (47.) Enrico Henriquez-Morales ( Vincent Hessler , Alexander Dosch ), 4:0 (47.) Alexander Dosch ( Enrico Henriquez-Morales ), 4:1 (49.) Peter Quenneville ( Richard Mueller , Hunter Garlent ), 5:1 (59.) Josh MacDonald ( Denis Pfaffengut , Robbie Czarnik ) EN EQ, 6:1 (60.) Vincenz Mayer ( Georgiy Saakyan , Fabian Dietz )
Strafminuten
Ravensburg: 4 (2-0-2) Weißwasser; 10 (6-2-2)
Schiedsrichter:
Marcus Brill - Martin Holzer - Roman Jung - Tobias Züchner
Zuschauer: 750
CHG-Arena
DIE STIMMEN DER TRAINER
Peter Russel: „In den ersten Minuten war Weißwasser besser. Da war ich nicht so zufrieden. Es lief dann aber immer besser und wir sind gut ins Spiel gekommen. Da hat man unser Selbstvertrauen gesehen. Es war trotzdem nicht ganz einfach, denn die Lausitzer Füchse haben einen sehr guten Torhüter. Das war schon hart für uns. Aber wir waren aggressiver und haben das Spiel fast immer kontrolliert. Nach dem ersten Treffer lief es dann besser. Es hat auch den Unterschied ausgemacht, dass wir mit vier Reihen gespielt haben. Da konnten wir das Tempo hochhalten. Die vierte Reihe hat heute sehr gut gespielt. Ich habe heute viel Spaß auf dem Eis gesehen. Ich habe die Mannschaft gefragt, ob sie eine Top-Six Mannschaft sein möchte und sie hat die richtige Antwort gegeben. Wir sind gut ins Rollen gekommen, trotzdem wir nur mit fünf Verteidigern spielen konnten nach den Ausfällen von Pawel Dronia und Tim Sezemsky. Jeder hat jedem geholfen. Wir haben das fantastisch gemacht. Ich nehme die Punkte gerne mit.“
Chris Straube: „Gratulation, Peter, zum Sieg. Ich habe den Jungs vor dem Spiel gesagt, dass wir uns voll defensiv einstellen müssen. Ravensburg hat einen sehr tiefen Kader und es bedarf einer defensiven Meisterleistung, von hier Punkte mitzunehmen. Wir haben über weite Strecken gut mitgehalten und auch mitgespielt. Das erste Tor war in Unterzahl. Das zweite Tor war wieder durch individuelle Fehler begünstigt und auch die anderen Tore waren nicht nötig. Es war wieder unser alter Weg, wo wir individuelle Fehler gemacht haben und die Gegentore bekommen haben. So kann man natürlich aus Ravensburg keine Punkte mitnehmen. Dann gab es auch keine Überzahlsituationen für uns. Und das macht alles noch schwieriger.“