Am 2. Dezember jagte ein von Michael Grabner gepostetes Bild den Fans der Arizona Coyotes einen gehörigen Schrecken ein. Das Foto zeigt den Österreicher mit zugeschwollenem, blutigem und dunkel angelaufenem rechten Auge. Am Tag zuvor hatte er das Spiel gegen die St. Louis Blues vorzeitig verlassen, nachdem er von Blues Stürmer Sammy Blais mit dem Schläger getroffen worden war. Nun gibt es gute Nachrichten, denn Grabner trainiert seit kurzem wieder auf dem Eis, wenn auch noch nicht mit dem Rest der Mannschaft.
Es war lange ungewiss, ob Grabner vor dem Saisonende zurückkehren würde, einigen Berichten zufolge, war gar das Aus seiner Karriere nicht auszuschließen. Der Villacher verlor dabei zu keiner Zeit seinen Humor. Sas schockierende Bild, dass er am Tag nach der Verletzung im Internet präsentierte, untertitelte er mit dem Satz: "Wenigstens ist der Bart noch heil." In seiner Heimat Österreich verbreiten sich, nachdem die Nachricht von seiner Rückkehr aufs Eis durchgedrungen war, bereits Gerüchte, dass er bereits am 2. Februar wieder zum Einsatz käme. Diese Munkelei wurde allerdings weder von Grabner, noch von den Coyotes kommentiert, geschweige denn bestätigt.
Ob Grabner nun tatsächlich schon so schnell wieder zurückkehrt oder nicht, die ersten Schritte auf den Kufen senden auf jeden Fall eine positive Botschaft und machen Hoffnung, ihn bald wieder aktiv in einer NHL-Partie der Coyotes zu sehen. Das Team ist von großem Verletzungspech geplagt und sehnt die Genesung mehrerer Leistungsträger herbei. Die Stürmer Christian Dvorak, Nick Schmaltz und Brad Richardson fehlen ebenso wie Verteidiger Jason Demers und Torwart Antti Raanta.
Grabner wäre für die Coyotes eine entscheidende Verstärkung, vor allem in Unterzahl. Zum Zeitpunkt seiner Verletzung hatten sie mit 89,5 Prozent Erfolgsquote das beste Penalty Killing und dabei sogar zehn Shorthander erzielt. Er führte die Mannschaft mit vier Toren und sechs Punkten in Unterzahl an, teilte die meisten Checks (5) aus und hatte die zweitmeisten Puck-Eroberungen (4). Nur zwei Spieler bekamen mehr Eiszeit bei einem Mann weniger auf dem Eis wie Grabner mit seinen 65:39 Minuten. Seit er fehlt überstehen die Coyotes nur noch 84,6 Prozent der Unterzahl-Situationen schadlos und schossen selbst nur zwei Tore.
"Ich muss hier in Arizona ein wenig defensiver denken, als noch in den vergangenen Jahren bei den New York Rangers oder den New Jersey Devils", so Grabner im Interview mit NHL.com/de. Er war für die Rangers, Devils, New York Islanders und Toronto Maple Leafs aktiv, ehe er im Sommer den Weg zu den Coyotes fand. In 578 Spielen kam er auf 260 Punkte (164 Tore, 96 Assists). "Meine Reihe startete bisher oft mit einem Bully im eigenen Drittel, oder in Unterzahl. Da muss man andere Prioritäten setzen und sich auch auf undankbare Aufgaben konzentrieren, Checks setzen, in den Zweikampf an der Bande gehen und Schüsse blocken. Trotzdem versuche ich natürlich immer wieder meine Schnelligkeit im Angriff einzusetzen. Tore schießen macht natürlich einfach Spaß."
Mit seiner Geschwindigkeit und einem ausgeprägten Torinstinkt kann Grabner in jeder Spielsituation für Gefahr sorgen, was ihm in der laufenden Saison sechs Tore und fünf Assists in 25 Spielen einbrachte, und das, obwohl er vor allem in der Defensive eingesetzt wird. In den vergangenen beiden Jahren sammelte er jeweils 27 Tore und verdiente sich den Ruf eines torgefährlichen Konterstürmers.
Nach etwa sechs Wochen, in denen er nicht auf Schlittschuhen stand, arbeitet er wieder daran, seine Stärken so schnell wie möglich auf Vordermann zu bringen. Die aktuelle Tabellensituation dürfte ein zusätzlicher Ansporn sein, denn was viele Experten vor der Saison noch für sehr unwahrscheinlich hielten, könnte nun Realität werden. Die Coyotes liegen mit 48 Punkten nur zwei Zähler hinter einer Wildcard und sind mit guten Leistungen in den vergangenen Spielen, aller widriger Umstände zum Trotz, auf einem Kurs in Richtung Playoffs.
"Wir haben ein Team mit vielen talentierten jungen Spielern, die sich von Jahr zu Jahr und von Spiel zu Spiel entwickeln", lobte der 31-Jährige seine Teamkollegen. Er gehört zu den wenigen Spielern mit Playoff-Erfahrung in der Mannschaft. "Da will ich natürlich helfen und tun was ich kann, um möglichst erfolgreich zu sein. Wir hatten einen guten Start in die Saison, das will man dann natürlich nutzen und die Playoffs sind selbstverständlich immer das oberste Ziel."
Seine Rückkehr ins Training kommt zum rechten Zeitpunkt. Die Coyotes sind ab dem 24. Januar über das NHL All-Star Wochenende bis zum 1. Februar spielfrei. Grabner hat also Zeit, weiter zu genesen und sich auf kommende Einsätze vorzubereiten. Im Februar stehen 14 Spiele an, elf davon gegen Konkurrenten aus der Western Conference, gegen die sich die Coyotes im Kampf um einen Playoff-Platz durchsetzen müssen. Einen gesunden Michael Grabner dabei zu haben, der eine gute Balance aus Stabilität in der Abwehr und Gefahr für das gegnerische Tor mit sich bringt, wäre in dieser vorentscheidenden Phase eine große Erleichterung für die Coyotes.