Kaum die kühnsten HCD-Fans hätten vor Saisonbeginn damit gerechnet, dass ihr Team zur Halbzeit der Regular Season die National League anführt. Doch genau das ist eingetreten: Der HCD steht auf Platz 1 und hat damit eine hervorragende Ausgangslage, um sich für die Playoffs in Position zu bringen. Eine beeindruckende Mannschaftsleistung und neue mentale Stärke wecken Hoffnungen für die zweite Saisonhälfte.
Am vergangenen Samstag bestritt der HCD sein 26. Qualifikationsspiel und bezwang den EHC Biel souverän mit 3:1. Mit diesem Erfolg kehrte Davos an die Spitze der Liga zurück und führt mit 53 Punkten knapp vor den ZSC Lions, die allerdings zwei Spiele weniger absolviert haben. Rein rechnerisch punkten die Lions mit 2.167 Zählern pro Partie stärker als der HCD (2.038). Gerade deshalb lohnt sich ein Blick zurück auf den letzten Direktvergleich dieser beiden Spitzenteams.
Es war ein Freitagabend im November, als der HCD nach sechs Siegen in Serie zum Auswärtsspiel nach Zürich reiste. Mit einem Punkt Rückstand auf den ZSC lag Davos auf Platz 2 und hatte die Chance, erstmals seit drei Jahren wieder die Tabellenführung zu übernehmen. Das traditionsreiche Duell zwischen dem HCD und dem ZSC zog Tausende in die ausverkaufte Swiss Life Arena – die Bühne war bereitet für ein echtes Spektakel. Es entwickelte sich ein intensiver Spitzenkampf, der den hohen Erwartungen gerecht wurde. «Keines der beiden Teams erlaubte sich größere Fehler. Es war ein Duell auf Augenhöhe, und die Intensität erinnerte phasenweise an einen Playoff-Spiel – mitten im November,» resümierte HCD-General Manager Jan Alston. Davos ging durch Valentin Nussbaumer und Simon Knak zweimal in Führung, doch die Lions glichen jeweils aus. In der Overtime behielt der HCD schliesslich die Oberhand: Kurz vor Ablauf der Zusatzzeit erzielte Klas Dahlbeck den entscheidenden Treffer. Damit sicherte Davos zwei Punkte und untermauerte sein enormes Potenzial – auch wenn die Tabellenführung zunächst beim ZSC blieb.
«Wenn du mit dem amtierenden Schweizer Meister und einem der bestbesetzten Teams der Liga auf Augenhöhe spielst und den Spitzenkampf dann auch noch verdienst gewinnst, gibt dir das enorm viel Selbstvertrauen,» erklärte Alston. «Gleichzeitig musst du demütig bleiben, denn die Liga ist extrem ausgeglichen und dir muss bewusst sein, dass du am nächsten Abend wieder verlieren kannst – auch wenn die Formkurve gerade steil nach oben zeigt.» Diese mentale Stärke zeigte der HCD in den folgenden Partien eindrucksvoll. Nach dem Sieg gegen den ZSC gelangen vier weitere Erfolge, darunter Auswärtssiege in Bern und Lausanne. Beide Male geriet das Team früh in Rückstand und hatte anfangs kaum Zugriff auf das Spiel. Doch die Davoser bewahrten Geduld und Ruhe – eine der neuen Qualitäten des Teams. Alston lobte: «Auch in schwierigen Situationen blieben wir konzentriert, kämpften uns zurück und drehten die Partien innerhalb weniger Minuten. Das zeigt, wie sehr die Mannschaft inzwischen auf ihre Stärken vertraut.» Stärken, welche sich die Spieler erarbeitet konnten, da die Coaches die Eiszeiten seit Saisonbeginn auf alle vier Linien gut verteilt haben. Auch die jungen Spieler bekommen ihre Möglichkeiten in spielentscheidenden Situationen.
Nun ist die Saison zur Hälfte gespielt, und es ist bereits Dezember. Bis zum Start des Spengler Cups stehen für den HCD noch sieben Partien an. Für viele Spieler bietet die anstehende Nationalmannschaftspause jedoch eine willkommene Verschnaufpause. «Nach der Pause wird es intensiv,» blickt Alston voraus. «Bis Weihnachten haben wir noch vier Spiele, dann folgt der Spengler Cup, und bereits am 3. Januar geht es in der Liga weiter. Es wird entscheidend sein, die Energiereserven klug einzuteilen.» Mit Optimismus und neu gewonnener Stärke blickt Davos auf die zweite Hälfte der Qualifikation. Der HCD hat gezeigt, dass er nicht nur spielerisch, sondern auch mental bereit ist, eine erfolgreiche Saison zu spielen.