Nach vier Spielen in „Absonderung“ kehrte unser Headcoach Petteri Väkiparta heute an die Bande zurück. Was er von seinen Cracks zu sehen bekam, wird ihn zwar nicht überrascht haben, aber nachdenklich stimmen. Denn das Duell der punktgleichen Teams auf den Plätzen 12 und 13 ging mit 3:0 an die gastgebenden Bayreuth Tigers. Damit rutschten unsere Füchse auf den vorletzten Tabellenplatz ab und vergaben auch die Möglichkeit, den schlussendlich entscheidenden Punktekoeffizienten zu verbessern. Weil der Rückstand auf Platz zehn, der den vorzeitigen Klassenerhalt bedeuten würde, nun auch schon 14 Zähler beträgt, muss bei noch ausstehenden maximal sieben Partien der Fokus wohl neu justiert werden. Ja: Rechnerisch ist noch nicht aller Tage Abend. Aber rein rechnerisch wird die Klasse auch nicht zu halten sein. Und dass der Kräfteverschleiß bei unseren Jungs zunehmend sichtbar wird, ist nicht mehr zu verheimlichen.
Beiden Teams merkte man an, dass es um wichtige Punkte geht. Keiner von beiden wollte ein Risiko gehen und dementsprechend war es eine eher zähe Anfangsphase. Zaghafte Schüsse von Philip Kuschel und Bennet Roßmy entschärfte Timo Herden im Bayreuther Kasten ohne Probleme (2./6.). Gefährlich wurde es jedoch nur selten vor den Toren, weil sich beide Mannschaften entweder die Scheibe rechtzeitig abnahmen oder die Passgenauigkeit zu wünschen übrig ließ. Die erste Bayreuther Chance gab es sodann erst in der 10. Minute durch Kurt Davis, der Leon Hungerecker prüfte. Bis dahin war unser Goalie noch kein einziges Mal gefordert. Dafür war er nur kurz darauf beim Blueliner von Ville Järveläinen mit der Stockhand zu Stelle. Wenig später gab es Überzahl für die Angereisten. Jan- Luca Schumacher ging wegen Stockschlags auf die Strafbank. Doch zu wenig Bewegung beim Powerplay machte es den Heimischen leicht, die „0“ zu halten. Lediglich ein Tip-In Versuch von Roope Mäkitalo sorgte für Gefahr (11.). Ein Schuss von Davis sorgte dann auch bei Hungerecker wieder für Bewegung (13.). Sein Gegenüber jedoch war der durchaus Beschäftigtere. Zuerst prüfte Peter Quenneville von links seine Qualitäten und dann Moritz Raab von der blauen Linie (beides 14.). Tore fielen keine in diesem ersten Abschnitt, auch wenn beide Teams noch Gelegenheiten dazu hatten. Doch Brett Carson und Daniel Visner trafen genauso wenig ins Schwarze, wie Frédéric Cabana und Garret Pruden auf Bayreuther Seite (16./17. und 20.).
Im Mittelabschnitt machten die Kontrahenten da weiter, wo sie im ersten Drittel aufhörten. Die großen Chancen blieben zunächst aus. Tobias Meier prüfte zunächst unseren Hüter aus zentraler Position (21.). Bayreuth wirkte jetzt frischer. Pruden versuchte es zweimal von der blauen Linie, konnte Hungerecker aber auch noch nicht überwinden (24.). Erneut Meier wurde erst im letzten Moment am Torschuss gehindert und Davis zielte über unser Heiligtum (25.). Dann gab es eine Strafe für Jan Bednar wegen Halten (26.). Und wer anders als der Top-Scorer der Tigers, Ville Järveläinen,traf nach 35 Sekunden zur Führung. Sein direkter Schuss landete im langen Eck. Somit war das Momentum endgültig bei den Heimischen. Erneut zog der kleine Finne aus fast identischer Position ab. Jetzt war Hungerecker zur Stelle (29.). Eine Strafe gegen Quenneville bescherte den Franken ein weiteres Powerplay (29.). Diesmal hielten sich die Unsrigen jedoch schadlos. Einen Kretschmann-Knaller konnte unser Goalie nur mit dem Schoner prallen lassen. Den Rebound nahm sich Cabana. Doch auch den hielt Hungerecker (29.). Genau wie den Schlagschluss von Hohmann (30.). Glück hatten die Heimischen, als Herden ein Schuss von Jan Bednar durch den Fanghandschuh und am Tor vorbei flutschte. Dann stand Roßmy völlig frei auf rechts vor Herden, verzog aber drüber (36.). Jetzt drückten die Unsrigen und der Schlussmann der Tigers rettete gegen Quenneville aus dem Slot (37.). Auch Visner und Garlent kamen nicht an ihm vorbei (beide 38.). Genau in diese gute Phase traf Järveläinen zum 2:0 für die Tigers. Bitter, so kurz vor der Pause. Garlent versuchte es in der letzten Minute des Drittels noch mit einem Drehschuss, der aber bei Herden landete. So ging es mit dem Zwei-Tore Rückstand in die zweite Pause.
Dass die Unsrigen nun kommen müssten, war klar. Und Garlent brachte die Scheibe auch gleich mal zum Tor. Mäkitalo fälschte ab – aber vorbei (41.). Auf der anderen Seite ließ man Järveläinen wieder viel zu viel Platz. Der zog frei zwischen den Bullypunkten ab, verfehlte allerdings (42.). Als Ivan Kolozvary wegen unsportlichen Verhaltens zwei Minuten brummen musste, versuchte es Roßmy wie gegen Landshut, kam jedoch nicht an Timo Herden vorbei (43.). Dann versprang Quenneville die Scheibe und Hohmann konterte. Seinen harten Schrägschuss stoppte Hungerecker (44.). Wieder komplett kontrollierten die Tigers das Match, während der EHC ersichtlich müder wurde. Nach den Stationen Järveläinen und Dominik Meisinger fehlte am langen Pfosten der oberfränkische Abnehmer (52.). Als Tim Zimmermann das Spielgerät von hinter der Kiste nach vorne bringen wollte, touchierte es den Außenpfosten (53.). Dann setzte Ilja Fleischmann noch ein Zeichen und verkloppte Maximilian Menner (54.). Es gab je fünf Strafminuten wegen Faustkampfs. Nach 56 Minuten bekam Kurt Davis wegen Beinstellens gegen Garlent eine kleine Strafe. Zweimal Carson, einmal Quenneville, einmal Kuschel – die Schüsse kamen, trafen aber nicht (56.). Dann verhinderte Raab mit Hechtsprung und langem Schläger gegen den einschussbereiten Hohmann das 0:3 (58.), das doch noch fallen sollte. Zunächst probierte es Roßmy nochmals schräg, doch Herden war auch im Liegen zur Stelle (59.). 84 Sekunden vor dem Ende gab es Auszeit und das leere Tor, in das Christian Kretschmann 52 Sekunden vor Ultimo traf.
Allerhöchstwahrscheinlich war das Spiel bei den Tigers ein Vorgeschmack auf das, was unsere Mannschaft in den Playdowns erwartet. Das Duell zweier ausgedünnter Kader war definitiv kein Eishockey-Schmankerl. Neun blau-gelbe Cracks waren 23 Jahre alt oder jünger. Der Wille, das Ding am Roten Main noch zu drehen, war der Mannschaft nie abzusprechen. Aber es ging eben diesmal nicht (mehr)…
Schlüsselszene
62 Sekunden vor der zweiten Sirene traf Ville Järveläinen mit seinem zweiten Treffer zum 2:0. Das war heute bereits der EHC-Genickschlag.
Dicke Bolzen
Leon Hungerecker und die lockeren Tore – das ist in dieser Saison eine schier unendliche Geschichte. Offenbar hatte es sich noch nicht bis in die Wagnerstadt herumgesprochen, dass unser Hüter sehr aktiv zwischen den Pfosten arbeitet. Nach etwa fünf Minuten war die Kiste erstmals aus der Verankerung. Hungerecker reparierte das Problem während des laufenden Spiels, da er nicht gefordert war. Dann kam doch der Bohrer. In Minute 14 war der Käfig wieder locker. Es wurden „dicke Bolzen“ gefordert und beschafft, dazu die Tore getauscht. Auch zu Beginn des Mittelabschnitts wurde der Mann mit dem Bohrer nochmals zum Gästetor beordert.
Wunschgerecht
Bisher musste Marius Stöber im „Notleibchen“ mit der Nummer 56 spielen. In Bayreuth war das Dress mit der Wunsch- und Stammnummer 14 endlich fertig. Glück gebracht hat es dem Comebacker und der Mannschaft nicht.
Riesenpensum
Dass unser Top-Sturm Eiszeiten (fast) ohne Ende schiebt, ist nichts Neues. Dass das Trio Quenneville, Mäkitalo, Garlent aber heute beispielsweise in Minute 56 erst im regulären Wechsel die Strafe für den Gegner zog, und anschließend auch noch die zwei kompletten Minuten Überzahl spielten, ist fast schon „übermenschlich“.
Orakel
Unser Trainer ließ sich einen Tipp für das Olympia-Finale entlocken: „Finnland gewinnt 1:0 gegen Russland!“
Der Top-Spieler: Cason Hohmann
Der Amerikaner legte alle drei Tigers-Treffer auf. Aber nicht nur, dass er das Bayreuther Angriffsspiel dirigierte. Er war auch defensiv ausgesprochen stark und sorgte maßgeblich dafür, dass die Quenneville & Co. nicht wie gewohnt zum Zuge kamen.