Für schwache Nerven oder Herzen war dieses Sachsenderby nicht gemacht. Zwar führten die Füchse früh mit 2:0. Aber spätestens nach dem 1:2-Anschluss gab es phasenweise sehr viel Abwehrarbeit. Nein, eine Abwehrschlacht war es nicht. Dafür setzten die Angereisten viel zu oft viel zu gute „Nadelstiche“. Und das Defensivverhalten der Weißwasseraner war einfach richtig gut. Denn die optische Überlegenheit der Sahnparkler mündete nicht in einem Großchancenplus. Dafür hielten die Füchse die Crimmitschauer überwiegend außerhalb des Slots und gestatteten so gut wie gar keine Nachschüsse. Was doch durchkam, fischte Nikita Quapp in stoischer Ruhe weg. So blieb es Jan Nijenhuis vorbehalten, mittels empty-netter den Deckel draufzumachen. Übrigens: Auch der ETC hatte Förderlizenzunterstützung. Nino Kinder, einst auch im Füchse-Dress zu sehen, verstärkte als DEL-Leihgabe aus Bremerhaven die Gastgeber. Vor dem Spiel gab sich unser Coach im SpradeTV-Interview wortkarg. Und das hörte sich so an: „Was für ein Spiel erwarten sie heute?“ --- „Heißer Tanz!“ Welches Aufgebot schicken sie ins Derby?“ --- „Das Bestmögliche!“ „Dankeschön!“ --- „Dankeschön!“ Sollte wohl bedeuten: Wir reden nicht. Wir lassen Taten sprechen. Das gelang! Tatsächlich startete der zweite Block heute als erster. Lane Scheidl/ Teemu Henritius / Clarke Breitkreuz stürmten vor Sebastian Zauner und Maximilian Adam. In die Paradereihe wurde diesmal wieder Louis Anders zu Hunter Garlent und Roope Mäkitalo beordert. Das Verteidigerpärchen hieß Toni Ritter und Steve Hanusch. Der dritte Angriff war mit Maximilian Heim/ Jan Nijenhuis/ Marco Baßler besetzt, der vierte mit Tim Detig/ Eric Valentin/ Kevin Handschuh. Die dritte Abwehr bildeten Julian Wäser und Dominik Bohac. Kurz vor dem Anstoßbully zelebrierte der ETC-Anhang noch eine kleine Pyro-Show, die den Sahnpark in Rot erstrahlen ließ.
Im Choreonebel fanden die Unsrigen sofort die Spur. Jede Scheibe wurde zunächst Richtung Tor gebracht. Gefährliches war nicht dabei. Erst nach vier Minuten gab es einen Schuss aus sehr spitzem Winkel, mit dem sich der ETC im Match anmeldete. Als Nick Walters in Minute sieben den Puck in den Slot schickte, gab es etwas Durcheinander vor unserer Kiste. Weder Georgiy Saakyan noch Scott Feser konnten Kapital daraus schlagen und die Blau-Gelben flugs klären. Dann stand gegenüber Maximilian Heim plötzlich frei vor Ilya Sharipov. Doch der Eispiraten-Hüter hatte unten da noch dicht (11.). Sekunden später gab es Bully im Westsachsendrittel. Das gewann Hunter Garlent, der zurück auf Roope Mäkitalo zog. Und unser kleiner Finne jagte das Spielgerät maßgenau ins rechte Kreuzeck. Das war „Bully >>> Tor“ in Reinkultur! Anschließend versuchte es Mario Scalzo mal altdeutsch. Doch Nikita Quapp war aufmerksam und Mäkitalo bugsierte das Streitobjekt aus der Gefahrenzone (15.). Dann ging Maxi Heim etwas unsanft gegen Felix Thomas zu Werke. Es gab die erste Herausstellung. In Unterzahl hielten sich die Füchse nicht nur schadlos. Sie konterten über halbrechts und Garlent, der einen Schlagschuss antäuschte und Sharipov durch die Matten schlenzte. Dieser Shorthander bedeutete auch den Pausenstand. 36 Sekunden vor der ersten Sirene musste Steve Hanusch noch für zwei Minuten runter. Ein Foul von „Otto“ war gar nicht zu sehen. Eher hatte Marco Baßler seinen Gegenspieler bissel unsanft gecheckt. Egal: Mögen die Heimischen etwas mehr vom Spiel gehabt haben, so war Weißwasser chancenreicher und im Abschluss effektiver.
Der Mittelabschnitt begann so noch mit 84 Sekunden Crimmitschauer Powerplay. Das killten die Ostsachsen sehr gut. Die erste Chance der Angereisten hatte dann Lane Scheidl auf dem Schläger, scheiterte aber an Sharipov (23.). Die Füchse waren zu Beginn überlegen, konnte sich aber keine zwingenden Chancen erarbeiten. In der 24. Spielminute tankte sich Hunter Garlent an der Bande in das Angriffsdrittel und spielte scharf in die Mitte, wo Mäkitalo nur knapp verpasste (24.). Eine Minute später kam Crimmitschau wieder gefährlich. Reisnecker spielte aber einen Querpass zuviel, so dass die Blau-Gelben klären konnten. Die Eispiraten übernahmen jetzt mehr und mehr das Spiel. Einen Schuss aus der Drehung klärte Quapp sicher (26.). Nach einem Schuss von Louis Anders, der über das Tor ging, gab es die erste Strafe gegen Crimmitschau. Nick Walters musste wegen Haltens für zwei Minuten in die Kühlbox (27.). Bis auf einen Schuss von Mäkitalo, den Sharipov sicher hatte, ging das Powerplay der Füchse unspektakulär zu Ende. Einen scharfen Schuss von Doherty konnte Zauner wegblocken (30.). Im Gegenzug ließ Sharipov einen Schuss von Scheidl nur nach vorn abprallen – unsere #23 konnte den Nachschuss aber ebenfalls nicht verwerten. Nach einem Foul der Marke „unnötig“ von Maximilian Heim (33.), schafften die Eispiraten in Überzahl den Anschlusstreffer. Kanninen bekam hinter dem Tor den Puck, spielte ihn direkt in Richtung Bullypunkt, wo Walsh frei stand, der humorlos abzog. Dagegen war unser Hüter machtlos. Was jetzt folgte war ein offener Schlagabtausch. Nijenhuis schoss knapp über das Tor und der direkte Gegenzug über Saakyan war gleichfalls nicht von Erfolg gekrönt (38.). Nach einem verdeckten Schuss konnte Quapp die Scheibe zunächst nicht sichern. Doch beim versuchten Bauerntrick von Reisnecker im Anschluss war unser Goalie zur Stelle. Dreißig Sekunden vor Ende des Drittels bekam Dominic Walsh noch einmal zwei Strafminuten. Die Überzahl nahmen die Füchse jedoch mit ins letzte Drittel.
Doch nutzen konnten sie es leider nicht. Nach einer Minute wurde zudem auch noch Mario Scalzo in die Kühlbox verbannt. Aber in der kurzen doppelten Überzahl blieben gute Chancen Mangelware. Dann lud Goldhelm Hunter Garlent durch, aber sein Geschoß war kein Problem für Ilya Sharipov (43.). Was folgte, war mehr ein Abtasten beider Mannschaften. Keiner konnte oder wollte das letzte Risiko gehen, so dass echte Chancen ausblieben. Die beste Möglichkeit war ein Zwei-auf-Eins-Konter von Scheidl und Breitkreuz (46.). Noch einmal ließ sich Sharipov den Puck aber nicht durch die Hosenträger schieben. Das nächste unnötige Strafe von Tim Detig wegen Beinstellen brachte die Heimischen wieder in Überzahl. Eine gute Defensivleistung und ein sicherer Quapp ließen jedoch nicht viel zu. Direkt nach Ende der Unterzahl scheiterte Scheidl knapp an Sharipov und auch den Nachschuss konnte der Eispiraten-Keeper abwehren. Das vorsichtige Abtasten wandelte sich in einen offenen Schlagabtausch. Mäkitalo schoss am Tor vorbei und im Gegenzug war es Lemay mit gekonnter Körpertäuschung, wurde aber dennoch ein Opfer der Füchse-Defensive. Drei Minuten vor Ende musste Julian Wäser auf die Strafbank. Marian Bazany nahm folgerichtig die Auszeit, aber Sharipov (noch) nicht vom Eis. Die Unsrigen konnten alles, was nun auf das Quapp-Gehäuse kam, von der Torlinie fernhalten und beförderten das Spielgerät ein ums andere Mal aus der eigenen Zone. Kurz vor Ende der Strafzeit stand Reisnecker frei vor unserm Tor, erwischte den Querpass aber nicht richtig. Danach ging es mit voller Stärke auf beiden Seiten weiter. 57 Sekunden vor Ende ging Sharipov für einen sechsten Feldspieler vom Eis. Nach vielen Zweikämpfen an der Bande und einem ungenauen Pass von Henri Kanninen eroberte Jan Nijenhuis den Puck, sprintete los und traf zum erlösenden 3:1 ins leere Tor.
Wie wichtig der heutige Erfolg war, zeigen die anderen Ergebnisse. Selb ließ zu Hause drei Punkte gegen Dresden liegen und Regensburg bleibt mit einem Dreier an den Füchsen dran, die jetzt auf Platz neun liegend, drei Punkte Luft auf Crimmitschau und fünf auf Selb erspielt haben. Unser Sonntagsgegner, der ESVK musste über die Overtime gegen Landshut gehen, um zwei Punkte zu sichern. Aber mit der Defensivleistung und der Bereitschaft vom heutigen Spiel könnte am Sonntag auch der ESVK in Bedrängnis gebracht werden.