Mit gleich drei Spielrunden innerhalb von fünf Tagen startet die zweite deutsche Eishockeyliga intensiv in den Oktober. Für die Starbulls Rosenheim steht zunächst ein Auswärtsdoppelpack mit glücklicher Weise überschaubaren Reiseentfernungen auf dem Programm. Am Mittwoch sind die Grün-Weißen beim ESV Kaufbeuren zu Gast, am Freitag geht es zu den Towerstars nach Ravensburg. Zwei Tage später sind die Roten Teufel vom EC Bad Nauheim zu Gast im ROFA-Stadion. Zum vierten Mal hintereinander fällt ein Rosenheimer Heimspiel auf einen Sonntag.
Auch die beiden darauffolgenden Rosenheimer Heimauftritte gegen die Kassel Huskies und gegen die Dresdner Eislöwen finden an Sonntagen statt. Dass die Starbulls mit sechs Sonntagsheimspielen am Stück in die aktuelle DEL2-Saison starten müssen – und übrigens die Hauptrunde ab Ende Januar auch mit sechs Sonntagsheimspielen am Stück wieder beenden werden – gefällt Cheftrainer Jari Pasanen überhaupt nicht: „Freitags auswärts spielen bedeutet, dass Du am Wochenende vor dem Spiel am Sonntag eine Nacht weniger hast als der Gegner. Dass das zum Saisonstart für uns gleich sechs Mal hintereinander der Fall ist, kann ich nicht verstehen. Das ist sehr ärgerlich.“
Vor dem Heimspiel am kommenden Sonntag müssen die Starbulls gleich zweimal binnen 48 Stunden auswärts ran – immerhin aber mit nur rund zweieinhalb Stunden (Kaufbeuren) bzw. dreieinhalb Stunden (Ravensburg) Rückreisezeit und deshalb zumindest noch einer knappen halben Nacht im Bett. Punkte im Gepäck wären da jeweils ein schönes spätes „Betthupferl“. Und die bisherigen drei positiven Auswärtsauftritte der Grün-Weißen, selbst bei der unglücklichen Derby-Niederlage letzten Freitag in Landshut, lassen auf Ausbeute auf fremden Eis auch bei zwei „Top-Sechs-Kandidaten“ am Mittwoch und Freitag hoffen.
Der ESV Kaufbeuren steht mit zehn Zählern einen Punkt vor den Starbulls auf Tabellenrang sechs – und kommt mit Selbstvertrauen aus einem Sechs-Punkte-Wochenende (3:2 in Crimmitschau, 5:3 gegen Selb). Dabei setzte Stürmer Colby McAuley ein Ausrufezeichen. Der kurzfristig verpflichtete Kanadier, der beim ESVK erst zum dritten Spieltag eingriff, machte gegen Selb mit zwei Treffern innerhalb von zwei Minuten aus einem 2:2 ein 4:2. Gegen die Starbulls am Mittwoch wird ein weiterer kurzfristig verpflichteter Neuzugang seine Saisonpremiere im rot-gelben Kaufbeurer Jersey geben: Tomas Schmidt, der bereits in der vorletzten Saison für die „Joker“ verteidigte, soll den längerfristigen Ausfall von Defender Alexander Thiel kompensieren.
Die Ravensburg Towerstars, Rosenheims Freitagsgegner, rangieren mit zwölf Zählern aus sechs Spielen punktgleich mit Spitzenreiter Krefeld, den sie am vierten Spieltag mit 4:1 besiegten, auf Tabellenplatz zwei. Mit dem neuen Cheftrainer Bo Subr (vormals Kassel) will der DEL2-Meister 2023 in dieser Spielzeit wieder besser abschneiden als in der Vorsaison. Da stand nach der Hauptrunde nur der siebte Tabellenplatz zu Buche und in den Playoffs war im Viertelfinale Endstation. In der vergangenen Saison gab es für die Starbulls auf Ravensburger Eis nichts zu holen, 0:4 und 1:4 lauteten die Endresultate (wobei letzteres wegen eines Rosenheimer Aufstellungsfehlers nachträglich mit 0:5 gewertet wurde). Auch diesmal sind die Oberschwaben favorisiert, aber Jari Pasanen sagt: „Wir gehen jedes Spiel so an, dass wir es gewinnen wollen. Jeder kann jeden schlagen, die Intensität ist noch höher als letztes Jahr, jedes Spiel wirkt so, als stehe man schon kurz vor den Playoffs.“
In die Playoffs will auf alle Fälle Rosenheims Sonntagsgegner Bad Nauheim, nachdem in der Vorsaison bis kurz vor Hauptrundenschluss die Playdowns drohten und in den gerade noch erkämpften Pre-Playoffs gegen die Lausitzer Füchse Schluss war. Bei den Roten Teufeln ging im Februar die Ära Harry Lange nach knapp 12 Jahren als Spieler, Assistenz- und schließlich Headcoach zu Ende. Nachdem Rich Chernomaz einige Wochen als „Feuerwehrmann“ agierte, rückte Adam Mitchell vom Co- zum Cheftrainer auf. Der 41-jährige Deutsch-Kanadier, der auf elf Spielzeiten als Stürmer in der DEL und vier weitere Jahre in der DEL2 zurückblickt, trug einst auch das Trikot des EV Landsberg 2000. Im Frühjahr 2006 kegelte er mit den Lechstädtern die Starbulls im Viertelfinale aus den Oberliga-Playoffs und feiert als Topscorer mit Landsberg den Aufstieg in die zweite Liga.
In der heutigen DEL2 hat der 41 Jahre junge Mitchell mit den Roten Teufeln nach sechs Spielen zwar erst sieben Punkte ergattert, kann aber auf rundum überzeugende Leistungen seiner Truppe zurückblicken. In den letzten beiden Auswärtsspielen gegen Spitzenreiter Krefeld (3:4) und Titelverteidiger Regensburg (2:3) verloren die Wetterauer erst im Shout-out. Was allerdings noch gar nicht funktioniert ist das Powerplay. 21 Überzahlsituationen entsprang erst ein einziger Treffer – bei den Starbulls waren es bei ebenso vielen Situationen allerdings auch nur deren zwei.
Was die Special-Teams betrifft, stehen die Grün-Weißen vor einem interessanten Kontrastprogramm: In Kaufbeuren (Quote 68,8 Prozent) und Ravensburg (72,7 Prozent) sieht man sich den beiden ligaweit bisher nominell schwächsten Unterzahlteams gegenüber. Auf der anderen Seite haben die Towerstars nach sechs DEL2-Spieltagen die mit Abstand beste Powerplay-Ausbeute (sieben Treffer in 19 Situationen – 36,8 Prozent!).
Personell sieht es bei den Starbulls weiterhin gut aus. Noch ein paar Tage pausieren muss Verteidiger Dominik Tiffels, eine Ausfalldauer über das kommende Wochenende hinaus ist aber nicht zu befürchten. Durchaus möglich ist, dass Jari Pasanen Torwart Oskar Autio im Rahmen des anstehende „Fünf-Tage-Triples“ ein Spiel Pause gönnt und Patrik Mühlberger (wird am kommenden Dienstag 20 Jahre alt) zu seinem ersten DEL2-Saisoneinsatz im Rosenheimer Gehäuse kommt.