Jetzt sind auch die New York Islanders in den Stanley Cup Playoffs angekommen. Die Mannschaft von Trainer Lane Lambert holte sich dank eines starken Schlussspurts den ersten Sieg in der Best-of-seven-Serie der ersten Playoffrunde der Eastern Conference gegen die Carolina Hurricanes und liegt nun nur noch 1:2 nach Siegen zurück. 5:1 gewannen die Islanders am Freitag in der heimischen UBS Arena. Dabei mussten sich die Fans der Gastgeber lange gedulden, ehe sie ausgelassen jubeln durften.
In nordamerikanischen Sportstadien gehen die Fans gerne mal ein paar Minuten früher, wenn die Partie entschieden scheint. Man ist ein bisschen früher beim Auto oder bei der U-Bahn, hofft, aus dem größten Trubel raus zu sein und etwas zeitiger nach Hause zu kommen. Doch beim ersten Playoffspiel auf dem Eis der UBS Arena verließ wohl niemand aus freien Stücken seinen Platz vor der Schlusssirene. Was daran lag, dass die Entscheidung erst in den letzten Minuten des letzten Drittels fiel.
Denn bis knapp vier Minuten vor dem Ende ließ sich noch nicht sagen, wer in Elmont das bessere Ende für sich haben würde. Das erste Drittel jedenfalls gehörte den Gästen, die mit einer 2:0-Führung in der Serie im Rücken versuchten, eine Vorentscheidung herbeizuführen. Einen Drei-Spiele-Rückstand aufholen, dazu bedarf es schon eines mittleren Eishockeywunders. 15:7 lautete die Schussbilanz nach den ersten 20 Minuten zugunsten der Hurricanes. Allein, sie belohnten sich nicht für ihre Mühen.
"Ich denke, wir haben gut gespielt im ersten Drittel. Im zweiten haben wir gekämpft", befand Hurricanes-Torwart Antti Raanta, der am Ende 32 Saves auf dem Konto hatte. Die Islanders hätten viel Druck gemacht, die Hurricanes gut dagegengehalten. "Im dritten Drittel hatten wir dann nicht mehr diesen extra Push, um den Sieg zu holen."
Diesen extra Push hatten stattdessen die Gastgeber, die mit zunehmender Spieldauer immer besser in die Partie fanden und dabei auch von einem stark verbesserten Unterzahlspiel profitierten. Ein Faktor war dabei auch die Rückkehr von Verteidiger Alexander Romanov. Der Russe hatte seit 1. April mit einer Oberkörperverletzung aussetzen müssen. In 15:25 Minuten Eiszeit hatte er am Ende eine Bilanz von plus drei und vier Hits.
In Spiel eins hatten zwei Überzahltore der Hurricanes noch den Unterschied gemacht. Jetzt hatten die Islanders viermal einen Spieler weniger auf dem Eis, viermal hielten sie dabei den Kasten sauber. Allein in den ersten 30 Minuten der Partie war die Unterzahleinheit dreimal gefordert. Torwart Ilya Sorokin war dabei ebenfalls ein sicherer Rückhalt. Er hatte am Ende 30 Saves auf dem Konto.
Das habe schon an den Penaltykillern genagt. "Wir wollen besser sein als das", meinte Islanders-Stürmer Casey Cizikas zur Leistung in Spiel eins. "Wir haben viel daran gearbeitet." Das bringe viel Momentum fürs Team. Cizikas war es auch, der quasi direkt im Anschluss an die dritte überstandene Unterzahlsituation der Gastgeber diese in Führung brachte. Weil Ryan Pulock die Scheibe im Angriffsdrittel hielt und dann mustergültig mit der Rückhand den Teamkollegen bediente, der direkt abzog und Raanta überwand (33.).
"Der Pass war unglaublich. Ich glaube nicht mal, dass er mich gesehen hat. Aber er hat diesen wunderbaren Pass gespielt, und ich habe die Scheibe dann über die Schulter des Keepers gebracht", beschrieb Cizikas die Situation. Die Fans der Islanders und auch die Spieler jubelten wenig später sogar schon ein zweites Mal, doch Hurricanes-Stürmer Seth Jarvis rettete beim Schuss von Hudson Fasching für seinen geschlagenen Keeper auf der Linie.
Stattdessen fiel auf der anderen Seite der Ausgleich. Routinier Jordan Staal erkannte nach einem Scheibenverlust der Islanders in der Vorwärtsbewegung die Situation, machte das Spiel schnell, und Jesper Fast schloss den Konter in Unterzahl ab (37.). Da war die Welt bei den Gästen, die auf den verletzten Teuvo Teravainen (Handbruch) verzichten mussten und stattdessen Jesse Puljujarvi einsetzten, wieder in Ordnung.
Nach dem zweiten Seitenwechsel waren die Islanders dann das deutlich aktivere Team. 17:7 Torschüsse zu ihren Gunsten im Schlussabschnitt sprechen eine deutliche Sprache. Doch die eingangs erwähnte Geduld war nun wieder von den Islanders-Fans gefordert, weil sich ihr Team zwar redlich mühte, der Puck aber zunächst nicht über die Linie wollte.
Der starke Schlussspurt der Islanders war dann eng mit dem Namen Kyle Palmieri verknüpft. Der Stürmer erlöste zunächst mit seinem Treffer zum 2:1 Fans und Verantwortliche auf der Bank (57.), als er einen Schuss von Sebastian Aho gekonnt abfälschte. "Ein enorm wichtiger Treffer", befand der Schütze. "Es war ein enges Spiel, und es tut gut, daraus als Sieger hervorzugehen."
"Ich denke, wir hatten definitiv unsere Möglichkeiten. Aber dann haben die Strafzeiten das Kommando übernommen. Dann muss man die überstehen, und der eine oder andere kommt aus dem Rhythmus", meinte Hurricanes-Stürmer Jordan Martinook. Man versuche, die Unterzahlsituationen zu überstehen und dann wieder Fahrt aufzunehmen. "Aber es hat sich so angefühlt, als dass wir gleich wieder in Unterzahl waren, sobald es wieder besser lief."
"Wir waren in der Lage, ein paar Tore zu erzielen und mit dem Treffer von Palmieri in Führung zu gehen. Das hat uns in eine sehr gute Position gebracht", befand Anders Lee, Kapitän der Islanders. Palmieri legte auch noch das 3:1 durch Matt Martin 44 Sekunden später auf. Da glich die UBS Arena einem Tollhaus. Scott Mayfield versenkte einen Rettungsversuch im verwaisten Hurricanes-Tor (59.). 16 Sekunden später machte Lee mit dem fünften Tor der Gastgeber den Deckel auf die Partie.
"Hat wirklich jemand geglaubt, dass sich die Islanders einfach so ergeben", fragte Carolina-Stürmer Martinook nach der Partie. "Wir wissen, dass sie das nicht tun. Sie sind hier aus einem guten Grund." Natürlich versuche man, jedes Spiel zu gewinnen und werde das auch im nächsten Spiel tun. "Wir müssen aus diesem Spiel lernen und am Sonntag zurückkommen."