Die Colorado Avalanche kehren nach einem 3:2-Sieg nach Verlängerung in Spiel 4 des Stanley Cup Finales gegen die Tampa Bay Lightning in der Amalie Arena mit einer 3:1-Führung in der Best-of-7-Serie nach Denver zurück.
Und wieder ist es eine der Geschichten, die der Sport so schreibt. Colorados Stürmer Nazem Kadri wurde wegen einer Verletzung an der Hand operiert, die er sich in Spiel 3 des Western Conference Finales gegen die Edmonton Oilers am 4. Juni zugezogen hatte. Er verließ das Spiel bei 1:06 Uhr im ersten Drittel, nachdem er von Oilers-Stürmer Evander Kane gefoult worden war. Kadri trainierte am Mittwoch beim Vormittagstraining wieder mit der Mannschaft auf dem Eis, bevor er in die Aufstellung für Spiel 4 zurückkehrte.
Nach 12:02 Minuten in der Verlängerung zog er dynamisch in Richtung des von Andrei Vasilevskiy gehüteten Tores und schloss mit einem Schuss in den Winkel ab. Es war so schnell, dass viele zuerst gar nicht registrierten, dass der Puck im Netz war. Kadri selbst griff sich an den Kopf, ehe auf Tor entschieden wurde und die Jubelszenen der Avalanche begannen.
"So ein Siegtor in der Verlängerung eines wichtigen Playoff-Spiels gehören zu den schönsten Momenten", gab Avalanche-Angreifer Nico Sturm einen Einblick in seine Gefühlswelt. "Wir gehen danach schnell in die Kabine und feiern ein paar Minuten überschwänglich. Dann fahren wir runter und konzentrieren uns auf die nächste Aufgabe. Das zeichnet unser Team aus", fügte der Augsburger hinzu.
Kadri erzielte in der NHL in 71 Spielen der regulären Saison 87 Punkte (28 Tore, 59 Assists) und hat in 14 Spielen der Stanley Cup Playoffs 15 Punkte (sieben Tore, acht Assists) gesammelt. Er weiß also, wo das Tor steht. Doch vor seinem Treffer spielte er relativ unauffällig.
Andrew Cogliano, der Spiel 1 im Cup-Finale verpasst hatte, nachdem er ebenfalls an der Hand operiert wurde, zeigte Verständnis für eine schnelle Rückkehr von Kadri. Cogliano selbst erzielte in Spiel 4 auf Vorarbeit von Sturm den wichtigen 2:2-Ausgleich, der letztlich die Verlängerung bedeutete.
"Du tust alles, was in deiner Macht steht, um zurückzukommen und deinen Beitrag zu leisten, und die Zeitspanne, in der das geschehen soll, ist ziemlich kurz", sagte Cogliano. "Ich denke, das Adrenalin setzt ein, man ist wettbewerbsfähig und das Feuer nimmt einen großen Teil der Heilung auf sich, weil man wieder dabei sein und dem Team helfen will. Für ihn (Kadri) wird es also nicht anders sein."
Trainer Jared Bednar beschrieb in der Pressekonferenz, wie genau er Kadri unter die Lupe nahm, bevor er in die Mannschaft zurückkehren durfte. "Als er in den letzten Tagen darüber nachgedacht hat, dass es langsam knapp (für seine Rückkehr) werden wird, habe ich mit ihm gesprochen, weil ich mehr wissen wollte, als nur, dass er den Trainern gesagt hat, dass er bereit ist", erzählte Bednar. "Ich wollte mich davon überzeugen, was er kann, was er nicht kann, und wie er sich dabei fühlt. Ich wollte sicher sein, dass er zuversichtlich ist, dass er zurückkommen und uns zum Sieg verhelfen kann. Ich wollte nicht, dass er dabei ist, wenn er nicht richtig spielen kann und nicht das erreicht, was er erreichen muss. Er strahlte viel Sicherheit aus. Natürlich wollen wir einen Spieler seines Kalibers in der Aufstellung haben und heute Abend hat man den Grund dafür gesehen."
Bednar zeigte sich begeistert, wie Kadri die entscheidende Szene herbeigeführt und abgeschlossen hat. "Lehky (Artturi Lehkonen) macht einen tollen Pass zu Naz", beschrieb er die Szene. "Seine Bewegung am Ende war klasse. Nicht viele Jungs können diese Bewegung machen, irgendwie in den Stock rutschen und aus dieser Position schießen. Besonders mit der Art und Weise, wie Tampa ihn attackiert. Sie benutzen ihre Stöcke gut und es ist schwer, in diesen Bereich zu kommen, um zu schießen. Er musste also kämpfen, um zu versuchen, den Puck ins Netz zu bekommen. Ich habe selbst nicht gesehen, wie der Puck reinging und er glaube ich auch nicht."
Ein weiterer Matchwinner der Avalanche war Torhüter Darcy Kuemper. Er zeigte 37 Saves, nachdem er bei der 2:6-Niederlage in Spiel 3 am Montag fünf Tore bei 22 Schüssen zugelassen hatte und nach dem fünften Gegentor im zweiten Drittel durch Backup Pavel Francouz ersetzt wurde. Dabei musste Kuemper sich in Spiel 4 nach 36 Sekunden erstmals geschlagen geben und sah beim 2:1-Führungstreffer der Lightning durch Verteidiger Viktor Hedman nicht unbedingt gut aus. In der restlichen Spielzeit war er aber ein starker Rückhalt. Beim Siegtor von Kadi bekam er sogar den Secondary Assist gutgeschrieben.
"Ich fand, dass er alles gegeben hat", meinte Bednar. "Man kann die Aufstellung durchgehen, jeder der Jungs hat in den Playoffs schlechte Spiele gehabt. Es ist nur so viel fataler, wenn es der Torwart ist, denn er hat keine Rückendeckung mehr. Unser Team glaubt an ihn. Ich glaube an ihn. Ich wollte sichergehen, dass er an sich selbst glaubt, dass er in der Lage ist, wieder aufzustehen und seine Arbeit zu machen. Er wirkte zuversichtlich. Ich denke, er hat heute Abend einen großartigen Job für uns gemacht. Das war ein hartumkämpftes Eishockeyspiel. Es wurde viel über Vasilevskiy gesprochen und das zurecht. Aber ich denke, Kuemps war heute Abend genauso gut."
Am Freitag (8 p.m. ET; NHL.tv, Sky Sport, MySports, Puls24, ProSieben Maxx; Sa. 2 Uhr MESZ) kehrt die Serie zurück in die Ball Arena von Denver, wo die Avalanche vor eigenem Publikum den ersten Matchpuck zum Stanley Cup Sieg haben werden. Vielleicht können dann Kadri und Kuemper erneut glänzen.