Das als Gipfeltreffen deklarierte Topspiel der DEL2 am 37. Spieltag der Saison 2018/2019 sollte eine ungeahnt einseitige Angelegenheit werden, an deren Ende es einen Wechsel an der Tabellenspitze gab. Löwen Frankfurt 8. Ravensburg Towerstars 1.
Mit einer in allen Belangen überlegenen Mannschaftsleistung katapultierten sich die Löwen an diesem denkwürdigen Sonntagabend an die Tabellenspitze. „Es wird eine Weile dauern, bis wir diese Niederlage verkraftet haben“, urteilte der sichtlich bedienter Towerstars-Trainer Jiri Ehrenberger nach der Partie. Fast hilflos musste er mitansehen, wie die Löwen vor 5.209 Zuschauern in der Frankfurter Eissporthalle beinahe nach Belieben schalteten und walteten und den höchsten Sieg der Vereinsgeschichte über Ravensburg feierten. Antti Kerälä, Max Faber (2), Carter Proft, Eddie Lewandowski (2), Mathieu Tousignant und Kevin Maginot erzielten die Löwen-Tore.
Wachablösung
Bei dem bis Weihnachten souveränen Spitzenreiter aus der Brettspielmetropole Ravensburg brachte der eng getaktete Spielplan nach den Festtagen ziemlich Sand ins Getriebe. Vier von sechs Spielen gingen seit dem 28.12.2018 verloren, nur fünf Punkte holten die Towerstars, so dass die Löwen (13 Punkte aus den letzten sechs Spielen) den einstigen Zehn-Punkte-Rückstand auf lediglich zwei Zähler vor der Partie am Sonntag verkürzen konnten.
Die neue Spannung vor dem Showdown um die Tabellenspitze lockte nicht nur über 5.200 Zuschauer in die Eissporthalle, sondern sorgte auch von Beginn an für eine spitzenspielwürdige Stimmung. Angefeuert vom Zunder auf den Rängen begannen die Löwen wie die oft zitierte Feuerwehr. Bis Ravensburg das erste Mal gefährlich vors Frankfurter Tor kam, war das 2. Drittel bereits angebrochen und die Löwen führten mit 3:0.
Drei Tore in sechs Minuten
Sechs Minuten benötigten die Löwen im 1. Drittel, um sich „warmzuspielen“, sechs weitere Minuten für die komfortable Führung. Kerälä eröffnete mit seinem 1:0 in der 7. Minute den frühen Torreigen für die Löwen. Adam Mitchell fing im Spielaufbau der Towerstars einen Pass vor der Mittellinie ab und bediente den mitgelaufenen Kerälä, der mit einem platzierten Handgelenksschuss Towerstars-Goalie Michael Boehm überwand.
Gegen Bad Tölz noch wirkungslos, erhöhten die Löwen im Powerplay knapp vier Minuten später auf 2:0. Mit einem gut laufenden Puck und viel Verkehr vor dem Tor sorgten die Löwen für die nötige Unordnung in der Ravensburger Penalty-Killing-Box, so dass der eingerückte Faber nach einem Schuss von Mitchell den Rebound über die Linie drücken konnte (11.).
Aber kaum leuchtete das 2:0 auf der Anzeigentafel, klingelte es erneut hinter Boehm. Leon Hüttl schickte Lewandowski mit einem langen Pass ins Ravensburger Drittel und seine Ablage zimmerte Proft kompromisslos in die Maschen (12.).
Defensive Macht
Während des gesamten 1. Drittels beraubten die Löwen ihren Gegner um eine seiner wichtigsten Waffen: den Defensivdruck. Vor allem durch Druck auf den spielaufbauenden Akteur noch in dessen Drittel sowie auf die Anspielstationen in der neutralen Zone verhinderen die Towerstars üblicherweise nicht nur oft einen kontrollierten Spielaufbau gegen sich, sondern provozieren gern auch Puckgewinne, welche die schnellen Stürmer zu Toren nutzen. In Frankfurt zuletzt so gesehen beim ersten Gastspiel der Towerstars im Oktober.
Mit dieser Ausrichtung ähneln Jiri Ehrenbergers Towerstars damit durchaus den Löwen, die aber ihr Konzept an diesem Sonntag deutlich wirkungsvoller aus Eis brachten. Nicht nur das 1:0 der Löwen entstand aus einem Puckgewinn aus dem Ravensburger Spielaufbau, auch die Wirkungslosigkeit des bestens Angriffs der Liga beruhte auf Frankfurts löwenstarker Defensive.
16:4 Torschüsse zählte die Statistik nach 20 Minuten und obwohl die Towerstars im 2. Drittel durchaus offensiver agierten, sprangen nicht mehr als 8 Schüsse für die Gäste dabei heraus.
Entspannter Abend für Andryukhov
Dabei versuchte Ravensburg zu Beginn des Mitteldrittels noch einmal seine Offensive zu verstärken. Schon bei Anzeichen auf einen Puckgewinn in der eigenen Zone startete ein Stürmer in Richtung Löwen-Drittel. Doch nur selten kam ein Pass dort auch wirklich an. Lediglich in der 22. Minute, als sich die Löwen noch nicht auf diese Variante eingestellt hatten, musste Ilya Andryukhov gleich zweimal sein Können aufbieten (wobei ihm einmal auch die Latte half), nachdem er im 1. Drittel lediglich entspannte Saves zu tätigen hatte.
Nach seiner Pause am Freitag startete Andryukhov wieder im Tor der Löwen und war bei den wenigen ernsthaften Chancen der Towerstars stets zur Stelle. Großen Anteil hieran hatte bis zur Schlusssirene die Defensive der Löwen, die vor allem in der neutralen Zone immer wieder Pass- und Laufwege blockierte, Zuspiele abfing und Ravensburg zu keiner Zeit wie einen (ehemaligen) Spitzenreiter aussehen ließ.
Blow Out
Gute zwölf Minuten durften die Towerstars im 2. Drittel noch mitspielen, ehe Lewandowski im dritten Powerplay der Löwen den zweiten Überzahltreffer folgen ließ (33.). Als Tousignant in der 37. Minute gar auf 5:0 erhöhte, war die Partie schon vor der zweiten Pause entschieden.
Kaum hatten die Löwen zu Beginn des Schlussdrittels ihre erste (!) Unterzahl problemlos überstanden, beförderte sie eine weitere Ravensburger Strafzeit wieder ins Powerplay. Geduldig spielten die Löwen ihre Überzahl aus und ergänzten 15 Sekunden vor Ablauf der Strafe noch ein Element, was bis dahin noch gefehlt hatte: Ein Powerplay-Tor durch eine Direktabnahme von Faber aus dem linken Bullykreis (46.).
Den Treffer des Abends erzielte allerdings zweifellos Lewandowski mit seinem Laser aus der Halbdistanz zum 7:0, der genau im Winkel einschlug. Zuvor hatte der Altmeister zwei Ravensburger stehenlassen um letztlich auch Boehm keine Chance zu lassen (48.).
In der 51. Minute besorgte Olivier Hinze den Ehrentreffer für die Gäste, welchen Maginot allerdings noch einmal konterte und mit dem 8:1 den Endstand herstellte (56.).
Ausblick
Am kommenden Freitag (18. Januar) empfangen die Löwen die Bayreuth Tigers in der Eissporthalle. Spielbeginn ist, wie gewohnt, 19:30 Uhr.