Die Kurstadt Bad Tölz in Oberbayern überhaupt zu erreichen, ist in diesen Tagen aufgrund des Schneechaos eine Aufgabe für sich. Gar einen Sieg aus Bad Tölz zu entführen, war für die Löwen Frankfurt am 36. Spieltag der DEL2-Saison 2018/2019 hingegen nicht erreichbar. Trotz einer Bilanz von 54:27 Schüssen, deutlich mehr Spielanteilen und einer eigentlich guten Leistung, mussten sich die Löwen nach der 3:4 (0:1, 3:1, 0:1, 0:1)-Niederlage nach Penaltyschießen mit nur einem Punkt auf den Rückweg nach Frankfurt machen. Max Faber, Antti Kerälä und Max Eisenmenger trafen in der regulären Spielzeit für die Löwen.
Schon der letzte Auftritt in Bad Tölz weckte auf Frankfurter Seite keine guten Erinnerungen, denn Mitte Oktober unterlagen die Löwen ihren Namensvettern deutlich mit 2:6. Zuletzt lief es bei den Tölzern aber ungefähr so flüssig wie der Verkehr im verschneiten Oberbayern: Schon seit dem 7. Dezember wartet das Team von Marcus Berwanger auf einen Drei-Punkte-Sieg.
Dass die Tölzer ausgerechnet an diesem Abend zwei wichtige Punkte für ihren Tabellenstand einfahren konnten, verwunderte nahezu beim Blick auf die Statistiken und die Verhältnisse auf dem Eis. Von Beginn an bestimmten nämlich die Löwen aus Frankfurt das Spiel - leider in positiver wie negativer Hinsicht, wie sich im weiteren Verlauf zeigen sollte.
Offensiver Beginn
Zunächst verlagerten die Löwen das Spielgeschehen, gewissermaßen erwartungsgemäß, vorwiegend in die Zone der Gastgeber. Mike Fischer vergab eine erste Chance auf Vorlage von Nicolas Cornett knapp (3.). Eine frühe Strafe gegen Philipp Schlager (5.) eröffnete den Löwen im Powerplay die vermeintliche Chance zur Führung, doch die beste Gelegenheit in dieser Phase ergab sich für die Tölzer, die nach einem Puckgewinn in der eigenen Hälfte zu einem Konter in Unterzahl kamen. Andreas Pauli wurde mit einem sehenswerten Pass in Szene gesetzt und kam allein vor Bastian Kucis zum Abschluss, doch der hielt seinen Kasten sauber.
Kucis startete zuletzt beim Sieg in Crimmitschau und musste danach fünf Spiele lang dem heiß gelaufenen Ilya Andryukhov den Vorzug gewähren. Kucis‘ Rückkehr ins Tor der Löwen verlief - mit Ausnahme von Paulis Chance - bis zur 14. Minute äußerst ruhig. Lediglich bei fünf Torschüssen musste Kucis eingreifen, zu herausragenden Paraden wurde er dabei nicht gezwungen.
Unverhoffter Rückstand
Dennoch beendeten Kucis und seine Löwen das 1. Drittel im Rückstand, denn Stephen MacAulay traf in der 14. Minute per Penalty zum 1:0 für die Hausherren. Zuvor war Leon Hüttl die Scheibe an der blauen Linie der Tölzer unglücklich versprungen, was Schlager einen Konter ermöglichte. Fast gelang es Hüttl noch den Tölzer am Abschluss zu hindern, doch dies geschah auf Kosten eines Penaltys, den MacAulay eiskalt verwandelte.
Mit dem Führungstreffer stellte MacAulay den Verlauf der Partie auf den Kopf, denn im kompletten 1. Drittel dominierten die Löwen das Geschehen deutlich. 23:8 Torschüsse standen nach 20 Minuten für die Löwen zu Buche, die Zeit in der Offensivzone dürfte ähnliche Verhältnisse aufgewiesen haben.
Doch bei aller Quantität fehlte stellenweise ein wenig die Qualität bei den Frankfurter Torchancen. Häufig suchten die Löwen einen schnellen Abschluss um die Verteidigung der Tölzer tief in deren Zone zu drängen und Goalie Ben Meisner unter Druck zu setzen. Adam Mitchell (4. und 12.), Hüttl (9.) und Carter Proft (13.) hatten vor dem 0:1 die besten Gelegenheiten für die Hessen. Die beste Chance zum Ausgleich von Marius Erk (19.) vereitelte Meisner.
Ausbruch der Löwen-Offensive
Und obwohl die Löwen im 2. Drittel den Druck deutlich erhöhten, gelang es Bad Tölz‘ Goalie seinen Kasten bis zur 31. Minute sauber zu halten. Dann war es wieder einmal Faber, der punktbeste Verteidiger der Liga, der mit seinem zwölften Saisontreffer den Ausgleich für die Frankfurter erzielte. Cornett brachte den Puck in die Offensive und Fischer fand den nachrückenden Faber, der mit einem perfekt platzierten Handgelenkschuss in den Winkel zum 1:1 traf (31.).
Einzig während der Strafzeiten gegen die Löwen konnten sich die Hausherren aus der Frankfurter Offensivdominanz lösen. Die erste Unterzahl nach einer Strafe gegen Cornett (23.) überstanden die Löwen aber dank eines starken Penalty-Killings problemlos. Nur eine Minute nach dem Ausgleich bremste die Löwen allerdings eine Strafe wegen zu vieler Spieler auf dem Eis (32.). Und wieder nutzten die Tölzer die sich ihnen von den Löwen gebotene Chance eiskalt. Nach zwei Querpässen und Lubor Dibelkas Zuspiel vor das Tor verwandelte schließlich Pauli zur erneuten - und abermals schmeichelhaften - Tölzer Führung (32.).
Der erneute Rückschlag beirrte die Löwen Frankfurt jedoch kaum, die direkt wieder an ihre offensive Spielweise anknüpften und zwei Minuten vor der zweiten Pause mit einem Doppelschlag erstmals in Führung gingen. Durch Dauerdruck der ersten Sturmreihe (Tousignant/Kerälä/Mitchell) hielten die Löwen den Puck solange im gegnerischen Drittel bis Mitchell hinter dem Tor an die Scheibe kam, den frei vor dem Tor stehenden Kerälä bediente und dieser zum 2:2 traf (38.).
Ganze 15 Sekunden später fand Dominik Meisinger, die Offensive ebenfalls über links aufziehend, ebenfalls den im Slot wartenden Max Eisenmenger, welcher mit einem überlegten Flachschuss die erste Führung für die Löwen erzielte (39.).
Hoffnung für Tölz
Als danach mit Pauli (39.) und Florian Strobl (40.) binnen 13 Sekunden gleich zwei Tölzer auf die Strafbank mussten, bot sich den Löwen in doppelter Überzahl die große Chance zum Ausbau der Führung. Doch weder im Rest des zweiten, noch zu Beginn des dritten Abschnitts gelang es den Löwen diese Gelegenheit auszunutzen. Mitchell und Eddie Lewandowski verpassten die besten Gelegenheiten, als beiden mit dem offenen Tor vor Augen der trudelnde Puck über die Kellen sprang (beide 41.). Zudem rettete der Pfosten für den bereits geschlagenen Meisner.
„Dank“ dieser vergebenen Möglichkeit blieb Tölz ergebnistechnisch in Schlagdistanz und nutzte dies in der 53. Minute ein drittes Mal. Abermals im Powerplay agierend traf Kevin Wehrs mit einem trockenen Schlagschuss von der blauen Linie zum 3:3.
Im Gegensatz zu den ersten beiden Gegentoren, welche die Löwen im Vertrauen auf ihre eigene Stärke relativ unbeeindruckt wegsteckten, nervte dieser Ausgleich die Löwen sichtlich. Mit teilweise wütenden Angriffen versuchten sie den Sieg noch in der regulären Spielzeit zu erzwungen, wobei die Leidenschaft stellenweise auf Kosten der Präzision ging. Kleine Ungenauigkeiten im Passspiel verhinderten in mehreren Szenen und auch in zwei Powerplays erfolgreiche Zuspiele und damit verbunden Abschlüsse aus gefährlichen Positionen. „Knackpunkt des Spiels war das bessere Powerplay von Tölz, die zweimal trafen, wir dagegen nicht“, urteilte Head Coach Matti Tiilikainen dann auch nach dem Spiel.
Somit blieb es nach 60 Minuten beim 3:3-Unentschieden. Da beide Teams in der folgenden Verlängerung nur mit wenig Risiko agierten und keinen weiteren Treffer erzielten, musste die Entscheidung im Penaltyschießen fallen. MacAulay brachte die Tölzer mit seinem ersten Versuch in Führung, Mathieu Tousignant glich mit dem dritten und letzten regulären Versuch für die Löwen aus. Im fünften Durchgang parierte Meisner den Versuch von Kerälä, während Pauli mit seinem Treffer den Sieg für den EC Bad Tölz erzielte.
Ausblick
Trotz des lediglich einfachen Punktgewinnes spielen die Löwen am Sonntag (13. Januar 2019) um die Tabellenspitze, da der kommende Gegner Ravensburg gegen Bietigheim verlor. Das Spitzenspiel zwischen Towerstars und Löwen in der Eisporthalle beginnt um 18:30 Uhr.