Der nächste Krimi, das nächste Herzschlagfinale, diesmal ohne Happy End für den EC Bad Nauheim. Mit 5:6 (1:1, 2:1, 2:3 / 0:1) nach Verlängerung verloren die Roten Teufel am Sonntag gegen den EHC Freiburg. Erst 4,8 Sekunden vor Schluss der regulären Spielzeit hatte erneut Taylor Vause die Gastgeber in die Overtime geschossen, in der Parker Bowles der entscheidende Treffer für die Baden-Württemberger glückte. Neben Doppel-Torschütze Taylor Vause trafen Christoph Körner, Tim Coffman und Markus Lillich für die Rot-Weißen, die aus sechs Powerplay-Situationen nur einmal Kapital schlagen konnten.
Gäste-Coach Timo Saarikoski zeigte sich trotz der „vielen berechtigten Strafen stolz auf meine Mannschaft, dass sie einen Weg gefunden hat, dieses schwere Spiel zu gewinnen“. EC-Trainer Harry Lange resümierte: „Wir geben nach wie vor zu leicht die Tore her. Sei es durch Turnover, nicht konsequentes Backchecking oder schlechtes Wechseln. Du träumst von drei Punkten, dann sind es plötzlich null, und am Ende haben wir heute zurecht den einen Zähler geholt.“
Gleich zwei Langzeitausfälle aufgrund von Kreuzbandrissen haben die Südbadener zu beklagen. Neben Torwart Patrik Cerveny fällt auch Stürmer Lennart Otten für mehrere Monate aus. Wie bereits vor zwei Tagen stand Förderlizenz-Akteur Viktor Buchner von Kooperationspartner Schwenninger Wild Wings auf dem Spielberichtsbogen. Auf Seiten des EC fehlte erneut Angreifer Julian Lautenschlager, der schon auf der Tribüne in Bietigheim signalisiert hatte: „Für Sonntag wird es noch nicht reichen.“ Dafür stand Youngster Janis Lachmann zum ersten Mal in der Aufstellung bei einem DEL2-Spiel.
Mit unterschiedlichen Gefühlslagen aus dem Freitag-Spieltag gingen beiden Teams in das Duell am Kurpark. „Wir haben alle Gegentore aus dem Slot bekommen, das muss man viel besser verteidigen. Maxi Meier hat ein richtig gutes Spiel gemacht, obwohl er sechs Tore kassierte“, analysierte Harry Lange nach der 2:6-Niederlage bei den Steelers, während Wölfe-Trainer Timo Saarikoski das überraschend deutliche 6:1 über die Krefeld Pinguine erfreut zur Kenntnis nahm: „Das war ein starkes Zeichen und ein wunderbarer Abend für uns alle. Wir sind auf dem richtigen Weg.“
Bei den Kurstädtern startete wie geplant wieder Niklas Lunemann zwischen den Pfosten. Markus Lillich (4. Minute) und zweimal Marc-El-Sayed (7./jeweils nach Vorarbeit von Christopher Fischer) vergaben die ersten EC-Gelegenheiten. Gegen Parker Bowles Schuss (8.) war Keeper Lunemann mit einem Fanghandsave auf dem Posten. Als Kevin Schmidt nach einem Stockschlag auf die Strafbank wanderte, landete Sameli Venteläs abgefälschter Versuch von der blauen Linie am Torgestänge. Glück für die Gastgeber, die diese Unterzahlsituation überstanden.
Kurz darauf zappelte der Puck dennoch im Nauheimer Netz. Die Unparteiischen überprüften den Treffer von Alex Roach per Videobeweis, die Entscheidung lautete: Reguläres Tor (14.) durch den Verteidiger mit der Nummer 44. Für die direkte Antwort benötigten die Rot-Weißen nur 36 Sekunden. Kevin Orendorz brachte die Scheibe vor das Tor, Taylor Vause hielt die Kelle in die scharfe Hereingabe des Ex-Freiburger und über die Schulter von Schlussmann Luis Benzing bahnte sich das Spielgerät ins Ziel – 1:1 nach 15 Minuten. Den Ausbau der Führung verpasste Christoph Körner kurz vor der Pausensirene, nachdem er von Marc El-Sayed und Fischer glänzend in Szene gesetzt wurde und den Puck über das Gehäuse setzte.
Drei Überzahlsituation konnten die Roten Teufel im Mittelabschnitt nicht nutzen. Freiburg wirkte quirliger, passgenauer und tauchte immer wieder gefährlich vor Lunrmann auf, der mehrmals gut parierte. Den 2:1-Führungstreffer für die Hausherren bereitete Kevin Schmidt vor. Der Offensivverteidiger forcierte einen EHC-Turnover, bediente Leo Hafenrichter, dessen Vorlage Christoph Körner (26.) konsequent verwertete.
In Unterzahl schlugen die Gäste zurück. Christopher Fischer stoppte einen Break regelwidrig. Die Schiedsrichter entschieden auf Penalty, den Nick Master sicher zum 2:2 (38.) verwandelte. Dann wanderte erneut Ex-Teufel Philipp Wachter in die Kühlbox. Exakt 0,3 Sekunden vor dem zweiten Kabinengang traf Coffman im vierten Powerplay zum schmeichelhaften 3:2 für den EC, der in jedem seiner bisherigen vier Punktspiele einen Überzahltreffer erzielt hat.
Kalt erwischt wurden die Kurstädter im Schlussdurchgang, als Dante Hahn (41.) erneut den Gleichstand herstellte. Die EC-Fans erlebten in der Folge ein Wechselbad der Gefühle: Die nächste Führung durch Markus Lillich (47.) beantworteten die Wölfe durch Alexander De Los Rios (52.) sowie Buchner (55.) und drehten die Partie in ihre Richtung. Plötzlich jubelten die Nauheimer Zuschauer, als Coffman offensichtlich die Scheibe im zuvor verschobenen EHC-Kasten untergebracht hatte, doch die Referees bemühten wiederum den Videobeweis – Entscheidung: Kein Tor, weil der Puck die Linie nicht überquert hatte. Dann war Taylor Vause zur Stelle war und sorgte in den dramatischen Schlusssekunden für die dritte Overtime im vierten Meisterschaftsspiel.
In der Verlängerung wäre der schnelle Kanadier beinahe erneut zum Helden geworden, aber er scheiterte mit seinem unnachahmlichen Solo nur knapp. Als Fans in der Kurve vehement den Pfiff nach einem vermeintlichen Foul an Coffman forderten, machte Bowles im direkten Gegenzug den Sack zu und die Freiburger nahmen den Zusatzpunkt mit auf die Heimreise ins Breisgau.