Leon Draisaitl feierte am Dienstag den nächsten Meilenstein seiner Karriere. Bei einem knappen 6:5-Heimsieg im Rogers Place gegen die Anaheim Ducks knackte er die Marke von 200 NHL-Toren und verhalf Edmonton damit zum dritten Sieg im dritten Spiel der Saison.
"Man will natürlich nie fünf Tore kassieren, das bedeutet, dass man in der Offensive unter Druck gerät", sprach Draisaitl nach dem Spiel Verbesserungsbedarf an. "So ein Team wollen wir nicht sein. Die zwei Punkte sind natürlich wichtig, die haben wir gebraucht, aber wir können in der Abwehr vieles besser machen. Daran werden wir arbeiten und besser werden."
Die Nummer 200 und zugleich seinen ersten Saisontreffer erzielte das Kölner Ausnahmetalent in typischer Draisaitl-Manier. Nach 19:29 Minuten verwandelte er in Überzahl einen Pass von Connor McDavid per Direktabnahme aus dem rechten Bullykreis zur 3:2-Führung, eine Position, aus der zahlreiche seiner vorherigen 199 Treffer fielen. "Jeder weiß, dass sie ein großartiges Powerplay haben und wenn man gegen sie spielt, muss man sich von der Strafbank fernhalten", erkannte Ducks-Stürmer Nicolas Deslauriers die Qualität der Oilers an.
"Man will nie in der Situation sein, dass man im dritten Drittel drei Tore braucht, aber das ist die NHL, das andere Team versucht auch zu gewinnen. Aber wenn man die Star-Power hat, die wir haben, kann man Spiele drehen", lobte Edmontons Stürmer Zack Kassian Draisaitl und McDavid. "Man sieht es immer wieder, unser Powerplay ist so gefährlich, dass wir solche Spiele gewinnen können."
Dank der geballten Durchschlagskraft in der Offensive, an der Draisaitl großen Anteil hat, gelang der Sieg trotz Nachlässigkeiten in der Abwehr. Die Oilers gingen mit einem 3:4-Rückstand in das dritte Drittel, erzielten dann aber drei Tore in Folge. Zunächst kam der Ausgleich von Kassian im Powerplay, dann die Führung durch Evan Bouchard auf Vorlage von Draisaitl, der 61 Sekunden vor der Schlusssirene einen Empty-Netter zum 6:4 folgen ließ, der sich am Ende als das spielentscheidende Tor herausstellte.
"Sie waren heute opportunistisch", sagte Trainer Dave Tippett über seine erste Reihe mit Draisaitl, McDavid und Jesse Puljujarvi. "Sie haben sich auf ihre Chancen gestürzt und sie genutzt. Genau das haben wir gebraucht."
Draisaitl wurde von den Oilers in der ersten Runde des NHL Draft 2014 an dritter Stelle gewählt und schaffte in der folgenden Saison bereits den Sprung in die NHL-Mannschaft. Er entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einem der besten Spieler und Scorer der Liga und gewann 2020 mit 110 Punkten (43 Tore, 67 Assists) die Art Ross Trophy für den Topscorer der Saison, die Hart Trophy für den wertvollsten Spieler der Saison und den Ted Lindsay Award, der an den Spieler geht, der von der NHL Players Association zum herausragendsten Spieler gewählt wird. In der Saison 2018/19 verpasste er die Rocket Richard Trophy für den besten Torschützen nur um ein Tor. Seit seiner Debüt-Saison erzielte er 514 Punkte (201 Tore, 313 Assists) in 481 Spielen. In dieser Zeit schossen nur acht Spieler mehr Tore und nur fünf Spieler sammelten mehr Punkte.
Der 25-jährige Center ist erst der zweite deutsche Spieler, der in der NHL 200 Tore erzielte. Marco Sturm hält den Rekord mit 242 Toren. Draisaitl könnte Sturm einholen, wenn ihm in dieser Saison wenigstens 43 Treffer gelingen. Genau das schaffte er in der Saison 2019/20, ein Jahr zuvor hatte er sogar 50 Tore erzielt. In der vergangenen Saison, die aufgrund der Pandemie auf 56 Spiele verkürzt war, erzielte er 31 Tore. Rechnet man das auf die vollen 82 Spiele einer normalen Saison hoch, wäre er auf 45 Tore gekommen. Sturms Rekord für die meisten Tore eines deutschen Spielers ist also noch in dieser Spielzeit in Reichweite.
Mit seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten bildet Draisaitl gemeinsam mit Kapitän McDavid das Herzstück der Oilers. Oft ist McDavid derjenige, der auf der Jagd nach Rekorden und Meilensteinen die Nase vorne hat, doch auf dem Weg zu 200 Toren war Draisaitl nun schneller. McDavid erzielte am Dienstag mit dem 2:1 sein 199. Tor, doch auf den nächsten Treffer muss er noch warten.
Lange wird es allerdings nicht dauern, bis sich der Kapitän mit seinem nächsten Tor zu Draisaitl gesellt. Die beiden zeigten bereits in den ersten drei Spielen, wie wichtig sie für Edmonton sind. Sie führen die Mannschaft und die gesamte NHL mit jeweils acht Punkten an, McDavid erzielte bisher vier Tore und vier Assists, Draisaitl hat zwei Tore und sechs Assists auf seinem Konto. Jeder der zwei Spitzenstürmer war also an mehr als der Hälfte der 14 Tore der Oilers beteiligt und verbuchte in jedem Spiel mindestens einen Punkt.
Dank der Beiträge des Duos erwischten die Oilers zu Hause den perfekten Start in die Saison und führen die Pacific Division mit der vollen Ausbeute von sechs Punkten aus drei Heimspielen an. Am Donnerstag tritt Edmonton zum ersten Mal in dieser Saison auswärts bei den Arizona Coyotes an. Bereits am nächsten Tag folgt die Auswärtspartie gegen die Vegas Golden Knights.