Offenbach - Noch lange nachdem das Abschlussfeuerwerk des Winter-Derbys am Offenbacher Nachthimmel vorüber war, redete jeder, der das packende Duell zwischen den Löwen Frankfurt und dem EC Bad Nauheim gesehen hatte, von dieser irren "Rakete" von Roope Ranta.
Der finnische Stürmer hatte nicht nur mit seinem zweiten erfolgreichen Penaltyschuss das Winter-Derby zugunsten der Löwen mit 3:2 (1:1, 0:0, 1:1/1:0) entschieden, sondern mit einem echten Geniestreich wohl das Tor des Jahres erzielt gehabt. Der erste Treffer dieses denkwürdigen Abends im Sparda-Bank-Hessen-Stadion am Bieberer Berg gelang Martin Buchwieser.
Nach dem Spiel zeigte sich Löwen-Head Coach Matti Tiilikainen sehr zufrieden: „Wir wollten als Team in diesem besonderen Spiel unsere beste Leistung zeigen, und das gesamte Team hat dies umgesetzt. Dank der großartigen Unterstützung der Fans war dies ein besonderes Erlebnis in einer phantastischen Atmosphäre.“
Auf die Leistungsexplosion seines Landsmannes angesprochen, meinte der Coach augenzwinkernd „Wir Finnen lieben es einfach, im Freien zu sein.“
Neue Namen, Rückkehrer und Ausfälle
Löwen-Kapitän Adam Mitchell hatte sich in den vergangenen Wochen durch die Reha gekämpft, um sein Team in dieses Spiel führen zu können. Auch Darren Mieszkowski war rechtzeitig genesen, um zusammen mit seinem Bruder Mike, der im Laufe der Woche als Neuzugang zum Löwen-Rudel stieß, in diesem denkwürdigen Spiel auf dem Eis zu stehen. Zudem kam Tom Schmitz von Kooperationspartner Krefeld. Dennoch mussten die Löwen auch diesmal wieder mit einem dezimierten Kader antreten, da Lukas Koziol, Christian Kretschmann, Mike Fischer, Alex Roach und Thomas Gauch weiterhin verletzt fehlen und Leon Hüttl, Daniel Wirt und Luis Schinko sich mit der U20-Nationalmannschaft auf die WM vorbereiten.
Die ganze Woche war bereits geprägt von der Vorfreude beider Teams auf dieses besondere Spiel. Als sich nachdem Spiel beide Mannschaften noch einmal vor ihren Spielerbänken versammelten, waren es die Löwen aus Frankfurt, die nach einem engen Spiel mit den glücklicheren Gesichtern das große Abschlußfeuerwerk am Offenbacher Nachthimmel bewunderten.
Begonnen hatte das Event mit lautem Punkrock der Donots und lautstarker Unterstützung der Bad Nauheimer „Heim“-Fans. Doch bereits in der 2. Spielminute hatte Buchwieser für ein zwischenzeitliches Verstummen der rot-weißen Fanblöcke gesorgt und die zahlreichen Frankfurter Fans lautstark ins Spiel gebracht. Nach einer Hereingabe Rantas lenkte er den Puck in einem hohen Bogen über die Schulter von Torhüter Felix Bick ins Nauheimer Tor.
Im weiteren Drittelverlauf erspielten sich beide Teams eine Reihe von guten Chancen, doch sowohl Bick, als auch Jimmy Hertel im Löwen-Tor zeigten sich mit guten Paraden auf dem Posten. Nur einmal musste dann auch Hertel hinter sich greifen, als Andreas Pauli eine scharfe Hereingabe aus kurzer Distanz direkt ins Tor fälschte (17.)
Torloser Mittelabschnitt
Durch den späten Ausgleich beflügelt, starteten die Gastgeber aus Bad Nauheim etwas besser ins 2. Drittel, doch Hertel erwies sich einmal mehr als sicherer Rückhalt der Löwen und entschärfte in dieser Phase alle Torversuche der Wetterauer.
Auf Löwen-Seite hatte Marius Erk in der 27. Spielminute die beste Torchance des Mittelabschnitts, als er mit seinem Schuss Bick zwar keine Abwehrchance ließ, jedoch nur den Pfosten traf. Dass Ranta bei diesem Winter-Derby „on fire“ war, konnte man schon in dieser Phase des Spiels erahnen, doch blieb Bick selbst bei den beiden besten Chancen des 1,72 Meter großen Finnen in der 30. und 37. Minute noch Sieger.
Ranta mit dem Highlight des Abends
26 Sekunden war das Schlussdrittel alt, als Ranta mit dem Puck hinters Tor der Roten Teufel lief, die Hartgummischeibe auf seine Kelle nahm und sie artistisch mit dem Schläger um den Pfosten herum ins Netz wirbelte. Die Löwen waren zu diesem Zeitpunkt in Überzahl, da eine Jack Combs noch den Rest einer Strafe aus dem Mittelabschnitt absitzen musste (41.).
Als Buchwieser kurze Zeit später eine Strafe gegen die Löwen absitzen musste, schien Kyle Gibbons schon den erneuten Ausgleich erzielt zu haben, doch wurde sein Treffer nicht anerkannt, da das Tor beim vorherigen Abwehrversuch Hertels aus der Verankerung gesprungen war (46).
Zwei Minuten später mussten die Löwen dann aber doch noch den Ausgleich hinnehmen. Nachdem Hertel einen verdeckten Schuss der EishockeyCracks aus der Wetterau noch reflexartig mit dem Beinschoner abwehren konnte, landete der Abpraller direkt auf dem Schläger von Andrej Bires, der mit einem schnellen Abschluss ins offene Tor traf (48.).
Entscheidung im Penaltyschießen
Weitere Tore sollten im weiteren Spielverlauf aber weder im Schlussdrittel, noch in der Verlängerung fallen, so dass die Entscheidung im Penaltyschiessen fallen musste, wo Ranta seine starke Leistung des Spiels endgültig krönte.
Nachdem Combs den ersten Penalty für die Kurstädter erfolgreich verwandelt hatte, ließ Hertel mit teils spektakulären Paraden keinen weiteren Treffer mehr zu, während Ranta nach Fehlschüssen Eddie Lewandowskis und Max Fabers den dritten Penalty der Löwen mit schnellem Anlauf verwandelte. So ging auch das Penaltyschiessen in die Verlängerung. Dort vergab Mitchell zwar die Chance auf die Führung, doch nach einem weiteren Save von Hertel war es Ranta vergönnt, erneut eiskalt zu verwandeln. Als Hertel anschließend die Tür gegen Bires zumachte, kannte der Frankfurter Jubel kein Halten mehr.
Die Atmosphäre des großartigen Schlussfeuerwerks duften die Löwen dann mit einem glücklichen Lächeln geniessen, weil ihr Teamkollege mit der Nummer 71 schon im Verlauf des Spiels ein wahres Feuerwerk abgebrannt hatte.
Ausblick
EC Bad Nauheim – Löwen Frankfurt 2:3 n.P. (1:1, 0:0, 1:1/0:1)