Es war ein hartes Stück Arbeit, doch die Löwen Frankfurt haben das Halbfinale der DEL2-Playoffs erreicht. Im fünften Spiel der Best-of-Seven-Viertelfinalserie gegen die Eispiraten Crimmitschau setzten sich die Löwen mit 7:4 (3:2, 2:1, 2:1) durch und haben damit die erforderlichen vier Siege eingefahren. Auf wen die Löwen im Halbfinale treffen, wird frühestens am Freitag entschieden.
Vor Spiel 5 waren die Löwen gewarnt. Vergangenen Sonntag zeigten die Eispiraten, wie sie mit dem Rücken zur Wand stehend in der Lage sind zu spielen. Immer wieder kämpften sich die Sachsen trotz optischer Überlegenheit der Löwen vor 3.388 Zuschauern in der Eissporthalle ins Spiel zurück. Am Ende waren die sieben Treffer der Frankfurter durch Kevin Maginot, Mathieu Tousignant, Matt Pistilli, David Skokan, Adam Mitchell, Max Eisenmenger und Eddie Lewandowski aber doch zu viel für die Eispiraten.
Torreicher Auftakt
Mit neuem Selbstvertrauen aus dem jüngsten Heimsieg ausgestattet, traten die Eispiraten äußerst abgeklärt auf. Auch wenn die Löwen, wie Matti Tiilikainen nach dem Spiel betonte, gelernt haben, dass "wir gleich von Beginn an mit Druck spielen und hellwach sind", ließen sich die Eispiraten nicht überrennen. Trotz 14 zu 5 Torschüssen stand es nach 20 Minuten nur 3:2 für die Löwen.
Frankfurt ging schon mit dem ersten guten Abschluss in Führung. Einen Schlagschuss antäuschend, zog Kevin Maginot den Puck um seinen Verteidiger herum und überraschte ETCC-Goalie Sebastian Albrecht mit einem Handgelenksschuss, den der Goalie nicht zu fassen bekam und Maginot so im Nachsetzen den Puck unter den Winkel schaufeln konnte (3.).
Eiskalte Eispiraten
Aber Crimmitschau zeigte sich nicht weniger effektiv. Mit dem zweiten Torschuss in der 8. Minute gelang Patrick Pohl mit einem trockenen Handgelenksschuss der zügige Ausgleich. Ilya Andryukhov im Tor der Löwen hätte nach dem Spiel wohl vor allem diesen Gegentreffer gerne zurück gehabt.
Doch er seine Vorderleute sorgten nur kurze Zeiit später für die erneute Frankfurter Führung. Dieses Mal war es Tousignant, der nach einem Spiel Pause wieder für Antti Kerälä ins Team rückte. Und schon in der 11. Minute bedankte sich Tousignant für diese Entscheidung mit seinem Treffer für das Highlight-Band zum 2:1. Den Puck von Mitchell überlassen, tanzte sich Tousignant förmlich durch die Abwehr, ließ auch Albrechts Poke Check ins Leere laufen und hob den Puck dann perfekt in den Giebel (11.). Pistilli erhöhte in der 15. Minute dann gar auf 3:1, als er die in der Sequenz von niemandem so richtig kontrollierte Scheibe per Abstauber vor dem Tor versenkte.
Zuvor hatten die Löwen Glück, dass Max Faber in Unterzahl einen Querpass von Christian Hilbrich auf Patrick Pohl noch minimal abfälschte und Pohl die Scheibe so statt auf die Kelle nur in die Füße bekam und den sicheren Tip-In ins offene Eck verpasste (13.). Doch nach Pistillis Treffer folgte Crimmitschaus Antwort postwendend. Über rechts kommend durfte Vincent Schlenker zu ungestört ins Drittel ziehen und in den Torraum passen, wo Christian Hilbrich einschussbereit wartete, die Scheibe aber letztlich unglücklich von einer Löwen-Kufe ins Tor abgefälscht wurde (16.).
Momentum-Swing in Unterzahl
Wie schon in den vergangenen Partien sorgte vor allem Crimmitschaus zweite Reihe um Pohl, Schlenker und Hilbrich immer wieder für Gefahr, während die Löwen die restlichen Formationen erneut gut aus dem Spiel nahmen. Als Hilbrich mit dem siebten Crimmitschauer Torschuss in der 24. Minute den dritten Treffer der Gäste und den 3:3-Ausgleich erzielte, schien sich das Spiel trotz der optischen Überlegenheit nicht gerade zu Gunsten der Löwen zu entwickeln. Erst Recht nicht, als die Löwen rund fünf Minuten später zwei Strafen binnen zehn Sekunden kassierten und 1:50 min in doppelter Unterzahl agieren mussten.
Nach einem Schlagschuss von Carl Hudson, den Andryukhov zur Seite parierte, hatte Rob Flick, der bisher bei den Löwen völlig abgemeldete Topscorer der Eispiraten, mit dem offenen Tor vor Augen gar die Führung auf dem Schläger, doch aus dem Nichts senzte Tim Schüle Flick die Scheibe noch von der Kelle. Mit einem äußerst beweglichen Penalty-Killing, das den Eispiraten vor allem keinerlei gefährliche Querpässe in den Rücken der Formation erlaubte, überstanden die Löwen auch den Rest dieser kritischen Situation und legten damit den Grundstein für den Serien-entscheiden Sieg.
Im Powerplay zum Seriensieg
Mit nur einem erzielten Powerplaytor in 18 Situationen gingen die Löwen in die Partie. Drei ungenutzte Überzahlspiele ließen die Erfolgsquote bis zur 35. Minute auf unter 5% sinken. Dann schickte eine Strafe gegen Ole Olleff die Löwen zum vierten Mal in Überzahl und Skokan erlöste das Frankfurter Powerplay mit seinem ersten Playoff-Treffer zum 4:3. Pistilli bediente seinen Nebenmann perfekt mit einem verzögerten Querpass und Skokan ließ Crimmitschaus Goalie Sebastian Albrecht keine Abwehrchance (36.).
Als Mitchell nur 54 Sekunden vor der zweiten Pause für die Löwen dann sogar noch auf 5:3 erhöhte, war das der Schiffbruch für die Eispiraten. Im Forechecking eroberte Tousignant die Scheibe im Crimmitschauer Drittel und bediente Mitchell, der sich Albrecht genau ausguckte und per Handgelenkschuss vollendete.
Zwar verkürzten die Eispiraten in der 56. Minute noch einmal auf 5:4, doch wirklich gefährlich wurde es für die Löwen im Schlussabschnitt nicht (mehr).
In den Sommer geschickt
Mit zwei Toren in Rückstand und der Sommerpause vor Augen war die Marschroute für die Eispiraten zu Beginn des 3. Drittels klar: Alles oder nichts. Die Löwen begannen das Drittel natürlich genau mit anderen Vorzeichen und es gelang ihnen praktisch bis in die Schlussphase hinein die Partie mit ruhigem Spiel zu kontrollieren. Bis zur 56. Minute war die Defensive der Löwen eigentlich nie richtig gefordert, dann allerdings bekamen die Löwen den Puck nach einigen Abschlüssen der Eispiraten nicht aus der Zone geklärt und Flick nutzte die Unordnung in der Verteidigung für seinen zweiten Treffer der Serie zum 5:4. (56.).
Plötzlich standen die Eispiraten auf der Anzeigentafel erneut kurz vor dem Ausgleich, den Head Coach Danny Naud mit der Herausnahme seines Goalies in der 58 Minute erzwingen wollte. Doch eine Strafe gegen Flick machte diesen Plan früh zunichte. Nachdem Flick schon im 1. Drittel zweimal Frankfurts Strafbank wärmte, kassierte er zweieinhalb Minuten vor Schluss gar eine 2+2-Strafe, nachdem er Andryukhov zunächst die sicher unter dem Handschuh begrabene Scheibe herausschlagen wollte und sich im Anschluss an diese Strafauslegung so echauffierte, dass er zwei Minuten obendrauf bekam.
Den Mannvorteil nutzten die Löwen clever, um Crimmitschau nicht in Puckbesitz kommen zu lassen. Als Crimmitschau erneut den Goalie vom Eis nahm, erhöhten Max Eisenmenger per technischem Tor (er wurde am Abschluss ins leere Tor gefoult) und Eddie Lewandowski auf 7:4 und schossen die Löwen damit ins Halbfinale.
Ausblick
Das erste Spiel im Halbfinale bestreiten die Löwen nächste Woche am Mittwoch (3. April) ab 19:30 Uhr in der Eissporthalle.