Darüber hinaus verletzte sich Topscorer Kevin Lavalle am Knie und wird den Kurstädtern im schlimmsten Fall längerfristig fehlen. Wollen die Hessen die Playoffs aus eigener Kraft erreichen, so müssen die beiden noch ausstehenden Partien der Endrunde am nächsten Wochenende auf jeden Fall gewonnen werden, was sich die Hessen sicherlich anders vorgestellt hatten.
Die bereits ersatzgeschwächten Gäste (Weibler und Cardona grippekrank, Pöpel weiterhin mit Kreuzbandverletzung, Pierre Wex bei den Junioren) ereilte gleich im ersten Wechsel eine weitere Hiobsbotschaft, als sich Topscorer Kevin Lavallee nach einem Zweikampf am Knie verletzte und mit Verdacht auf Innenbandriss fortan passen musste. Sollte sich die erste Diagnose bestätigen (am Montag folgt eine Kernspin-Untersuchung), wäre für den Kanadier die Saison aller Voraussicht nach gelaufen. Allerdings schien dieser Schock das dezimierte Team (nur noch 8 Stürmer und 5 Verteidiger) noch mehr zusammen zu schweißen: die Roten Teufel gaben den Ton an und hatten durch Stanley gleich in der nächsten Szene die Führung auf der Kelle, doch Rostocks Goalie Tobias John hielt mit einem Reflex. Die Kurstädter mussten nach Lavallees Ausfall noch mehr - als ohnehin schon - improvisieren, so dass Lanny Gare und Dylan Stanley Doppelschichten im Mittelsturm fuhren, während Matthias Baldys auf die Außenpositon rückte. Dies tat dem druckvollen Spiel nach vorne aber keinen Abbruch, was zum 1:0 für die Gäste in der 5.Minute durch Kujala führte, nachdem Stanley einen Fehlpass der Rostock dankend aufnahm und mustergültig auf den Deutsch-Finnen auflegte. Und die Kurstädter blieben am Drücker: in der 7.Minute war Michel Maaßen frei durch und nur mit einem Foul zu stoppen, was konsequenterweise mit einem Strafschuss belegt wurde. Der Gefoulte trat gemäß den Regeln selber an und überwand John zum 2:0. Von den Piranhas war nur wenig zu sehen, Markus Keller erlebte insgesamt einen ruhigen ersten Abschnitt. Ganz anders sein Gegenüber, der in der 15.Minute gar noch den 0:3-Pausenstand durch Stanley mit einem Rebound-Schuss in den Winkel hinnehmen musste, was das Schussverhältnis von 24:11 zugunsten der Hessen entsprechend widerspiegelte.
Auch der zweite Abschnitt versprach einiges: zunächst erhöhte Lanny Gare in Überzahl auf 4:0 mit einem platzierten Schuss unter die Latte, Tobias Schwab beantwortete den ersten Rostocker Treffer durch Sulcik mit einem Shorthander in der 27.Minute zum 1:5-Zwischenstand. Alles deutete wie beim letzten Aufeinandertreffen an der Schillingallee am 29.03.2009 auf einen Sieg der Roten Teufel hin (damals 6:2), als es zehn völlig indiskutable Minuten seitens der Gäste gab. War das 2:5 durch Marsall im Powerplay in der 32.Minute noch eher ein Schönheitsfehler, da deutete sich mit dem 3:5 durch Sulcik drei Minuten später größeres Unheil an. Jeder Schuss war nun ein Treffer für die Piranhas, die natürlich längst Morgenluft gewittert hatten. Binnen zweieinhalb Minuten kassierten die Roten Teufel, die urplötzlich völlig von der Rolle waren, durch zwei Mal Marsall und einmal Stratmann drei weitere Tore, so dass Rostock einen 1:5-Rückstand in eine 6:5-Pausenführung drehen konnte. Keiner der Anwesenden konnte diesen Leistungsabfall der Kurstädter erklären, die das Match klar im Griff hatten und den Gegner letztendlich selber mehr als stark machten. Auch wenn man dezimiert war, musste man eine solch klare Führung irgendwie in die zweite Pause retten, um mit frischen Kräften in den letzten Abschnitt zu gehen.
So lief man nun aber einem Rückstand hinterher, was es den 13 EC-Recken natürlich nicht einfacher machte. Glück hatten die Gäste zudem in der 44.Minute, als die Referees einen vermeintlichen Unterzahltreffer von Stratmann richtigerweise nicht anerkannten, nachdem die Scheibe wohl nicht vollständig hinter der Linie war. Wer nun dachte, die zehn Minuten im zweiten Drittel waren nicht mehr zu toppen, der sah sich getäuscht: auf beiden Seiten war jetzt so gut wie jeder Schuss im Netz. Lanny Gare eröffnete den Torreigen in der 45.Minute mit dem 6:6, Michel Maaßen legte nur 32 Sekunden später auf 7:6 vor. Nicht einmal eine Minute später glich Blank auf 7:7 aus, wieder nur 24 Sekunden danach gingen die Gäste durch Franz wieder in Front. Exakt 40 Sekunden dauerte es, ehe Marsall mit dessen vierten Tor an diesem Abend auf 8:8 ausglich, EC-Kapitän Lanny Gare legte für sein Team in der 49.Minute wieder vor. Was für ein verrücktes Spiel, das immer noch nicht genug vom Toreschießen hatte: in der 52.Minute nutzte Suclik ein Überzahlspiel, als Baldys in der Kühlbox saß, zum 9:9-Ausgleich. Je näher das Match der 60-Minuten-Marke kam, umso mehr waren sich offensichtlich beide Seiten bewusst, dass der nächste Fehler entscheidend sein könnte. Das muntere Scheibenschießen war somit erstmal kurzfristig eingestellt, erst kurz vor Ende kamen die Gäste noch einmal auf und zu einer Riesenchance von Schwab, der an John scheiterte. Den Schlusspunkt unter eine denkwürdige Partie setzte aber Rostock durch Koubenski exakt 32 Sekunden vor dem Schlusspfiff, was insgesamt ins Bild passte. Ob dieses Sieges haben die Piranhas wie die Hessen sechs Punkte auf dem Konto, der direkte Vergleich spricht derzeit aber noch für die Kurstädter. Dortmund führt somit das Tableau nach einem 3:1-Sieg gegen Leipzig auch weiterhin an. Um aus eigener Kraft ganz sicher in den Playoffs zu sein, müssen die Hessen am nächsten Wochenende zuhause gegen Leipzig (Beginn 19.30 Uhr) und am Sonntag in Dortmund (19.00 Uhr) siegen. Ansonsten könnte die Saison schneller zu Ende sein, als sich dies die Spieler und Verantwortlichen gewünscht haben.
Piranhas Rostock - EC Bad Nauheim 10:9 (0:3, 6:2, 4:4)
Tore:
0:1 (04:52) Kujala (Stanley)
0:2 (06:58) Maaßen PS
0:3 (14:36) Stanley (Baldys, Kujala)
0:4 (21:56) Gare (Baldys, Baum) PP 5-4
1:4 /24:07) Sulcik (Marsall)
1:5 (26:08) Schwab (Kujala) SH 4-5
2:5 (31:15) Marsall (Stratmann, Labuhn) PP 5-4
3:5 (34:29) Sulcik (Janke, Marsall)
4:5 (37:20) Marsall (Stramkowski)
5:5 (37:48) Stratmann (Bartanus)
6:5 (39:05) Marsall (Stratmann)
6:6 (44:23) Gare
6:7 (44:55) Maaßen (Baldys)
7:7 (45:49) Blank (Stramkowski, Labuhn)
7:8 (46:13) Franz
8:8 (46:53) Marsall (Sulcik)
8:9 (48:12) Gare (Stanley, Schwab)
9:9 (51:36) Sulcik (Blank) PP 5-4
10:9 (59:28) Koubenski (Stratmann, Sulcik)
Strafminuten: ROS 8 + 10 (Sulcik) / ECN 8
Zuschauer: 906