Die Hammer Eisbären haben ein Mammutprogramm zu absolvieren. Das Gastspiel an diesem Mittwoch in Erfurt ist über Weihnachten und Neujahr hinweg das neunte Punktspiel binnen 20 Tagen. Und ab Freitag, mit dem Heimspiel gegen Leipzig, warten bis zum 31. Januar neun weitere.
Die Hammer Eisbären haben das Abenteuer Oberliga Nord auf sich genommen und dürfen als Drittligist auch während der Pandemie ihren Sport betreiben – semiprofessionell in einer professionell strukturierten Spielklasse. Coronabedingte Absagen bringen den Spielplan wie befürchtet durcheinander, fordern Flexibilität und schnelles Handeln von Spielern, Trainern und Offiziellen. Und so schieben die Eisbären an diesem Mittwoch kurzfristig ein Gastspiel bei den BlackDragons in Erfurt ein.
Vor allem jene Spieler, die einen Beruf und/oder Familie haben, sind dabei gefordert. „Das hält sich in unserem Kader in etwa die Waage. Einige spielen nur Eishockey, ansonsten haben wir alle Berufe querbeet und zum Beispiel Kaufleute und Handwerker dabei. Für die ist es manchmal ganz schön hart“, sagt Jan Koch, Manager der Eisbären.
Erst nachts um drei Uhr zurück in Hamm
Ein Beispiel: Für die Partie am Mittwoch ab 20 Uhr im Eissportzentrum Erfurt steigen Spieler und Betreuer der Eisbären gegen 13.30 Uhr in den Bus, werden den 350 Kilometer entfernten Spielort – sofern die Autobahnen frei sind – gegen 17.30 Uhr erreichen. Koch: „Die Rückfahrt beginnt gegen 23 Uhr, dann wieder vier Stunden im Bus. Da kann man sich ausrechnen, wann man zuhause ist. Und für manche ist um sechs Uhr die Nacht schon wieder zuende.“
Kevin Thau: „Fahre direkt zum Job“
Für Kevin Thau, der bei den Entsorgungsbetrieben der Stadt Dortmund beschäftigt ist, geht es erst gar nicht mehr ins Bett: „Ich fahre dann direkt zum Job. Wenn man jeden Tag um fünf Uhr aufsteht, dann ist der Aufwand schon gigantisch. Das ist ja selbst für die Profis schon enorm“, sagt der Eisbären-Kapitän, der den Zeiteinsatz ausschließlich für den Sport „auf eine komplette Arbeitswoche und auch mehr“ hochrechnet, „wenn man dreimal Training und zwei Spiele hat oder mal eben nach Rostock fährt“.
Natürlich wirkt sich der extreme Aufwand auch auf das Privatleben aus. „Ab und zu sieht meine Freundin mich auch noch. Aber man weiß ja, dass man im Sommer wieder mehr Zeit füreinander hat“, sagt der 30-Jährige, und: „Außerdem muss man ja froh sein, dass auch der Arbeitgeber das mitmacht. Man muss ja nicht nur auf dem Eis seine Leistung bringen, sondern auch im Job.“
Möglichst kurze Anreisen unter der Woche
Den gewohnten Freitag-Sonntag-Rhythmus haben die Vereine längst verlassen müssen. Die Terminplaner versuchen, die Anfahrten für unausweichliche Spielansetzungen unter der Woche möglichst gering zu halten. „Klar, unter der Woche fahren wir zum Beispiel lieber nur bis Hannover“, sagt Jan Koch.
So wird wohl auch am eigentlich spielfreien Sonntag, 10. Januar, ein Auswärtsspiel der Eisbären vorgezogen. Zur Auswahl stehen – noch unter Vorbehalt – Leipzig (820 Kilometer) und Rostock (1000). „Wenn wir Glück haben, dann Leipzig, mit Pech Rostock“, sagt Kevin Thau mit Blick auf immerhin 180 Buskilometer weniger oder mehr.