Es war hoffentlich ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, wie es unser Trainer Petteri Väkiparta sah. Nach der 1:8-Schlappe vom Freitag in Kaufbeuren schienen unsere Jungs auch im Duell gegen den ETC Crimmitschau auf die Verliererstraße geraten zu sein, nachdem es zu Beginn der zweiten Periode binnen 145 Sekunden zweimal gescheppert hatte. Zwar ohne die ganz großen spielerischen Lösungen, aber mit viel Willen stemmten sich die Blau-Gelben gegen die nächste Niederlage und wurden knapp drei Minuten vor Ultimo mit dem Ausgleich belohnt. Dass es nur dieser eine Zähler blieb, lag daran, dass man in der Verlängerung bei eigener Überzahl patzte und sich die Crimmitschauer nicht lange bitten ließen. Von einem rassigen Derby war das Match über große Strecken weit entfernt, was vordergründig daran lag, dass die Serie von (vor dem Spiel) sechs Pleiten in Serie nicht spurlos an unserem EHC vorbeigegangen war. Der musste erneut auf Roope Mäkitalo verzichten. Im Tor gab der neue Goalie Ville Kolppanen sein Debüt. Eric Hördler stieß aus Berlin zur Mannschaft. Er stürmte mit Teemu Henritius und Louis Anders im zweiten Block. Lane Scheidl, Hunter Garlent und Clarke Breitkreuz bildeten den ersten Angriff, Tim Detig, Eric Valentin und Toni Ritter den dritten. Personalsorgen hatten auch die Eispiraten, die u.a. auf Scott Feser und Mathieu Lemay verzichten mussten.
Die ersten Akzente setzten dennoch die Gäste. Bevor der Sekundenzeiger die erste Runde gedreht hatte, wurde unser neuer Keeper schon zweimal auf die Probe gestellt. Danach verflachte das Match, das weiter aktivere Eispiraten sah. Die hatten das ganz dicke Ding, als Lucas Böttcher zentral frei aus drei Metern zum Schuss kam. Ville Kolppanen riss die Schulter nach oben und verhinderte den Einschlag (9.). Zum Powerbreak bekam der Stadionsprecher sein defektes Mikrofon ausgetauscht. Glücklicherweise hatte er bis dahin nichts durchzusagen. Zwei gute Schüsse von Dominik Bohac und Toni Ritter läuteten eine etwas bessere Phase der Heimischen ein. Zweimal parierte ETC-Goalie Schneider stark (12.). Es folgte die erste Strafe gegen unsere Jungs. Eric Hördler musste pausieren. Filip Reisnecker hatte die beste Möglichkeit, kam aus fünf Metern aber nicht an unserem Hüter vorbei (14.). Sodann gerieten die Rot-Weißen in Unterzahl, aber nie in irgendwelche Verlegenheit. Erst, als die Gäste wieder komplett waren, gab es noch zwei gefährlichere Momente, aber nichts Zählbares. Nach viel Kampf und Krampf ging es torlos in die erste Pause.
Aus der kamen die Blau-Gelben ersichtlich besser zurück. Eric Hördler hatte gleich zwei tolle Gelegenheiten. Einmal schräg und einmal zentral abgezogen, stoppte Keeper Schneider seine Schüsse (22.). Und Kristian Blumenschein wurde aus vier Metern im letzten Moment noch geblockt (24.). Gerade, als man meinte, die Füchse hätten das Ding im Griff, fiel das 0:1. Jasper Lindsten zog von der Blauen ab, Henri Kanninen hielt den Schläger dazwischen und der Puck schlug unter dem Gebälk ein. Was für eine kalte Dusche. Und sogleich folgte der zweite Schwall. Timo Gams hatte viel Platz und schickte das Spielgerät ins lange Kreuzeck. Zwei Schüsse, zwei Treffer – und wieder musste der EHC nachlaufen. Wogte das Geschehen zur Spielmitte bei Top-Möglichkeiten für Dominic Walsh, Clarke Breitkreuz und Jasper Lindsten noch hin und her, die alle ungenutzt blieben, spielte den Füchsen deren zweites Powerplay in die Karten. Ein Direktschrägschuss von Hunter Garlent, von wem sonst, fand den Weg ins Netz. So kehrte das Momentum zurück zu den Heimischen, die sich sichtbar mühten. Aber es passierte nichts mehr, auch nicht bei vier gegen vier. Die Strafe gegen Dominic Walsh in Minute 38 wegen Behinderung war dabei die einzige Fehlentscheidung der sonst sehr guten Unparteiischen.
Die letzten 20 Minuten sahen zunächst dominierende Eispiraten, die jede Möglichkeit zum Torabschluss nutzten, aber keine klaren Chancen hatten. Unsere Mannschaft kämpfte um jeden Meter Eis, agierte aber oft zu ungenau. So ging es hin und her ohne große Unterbrechungen. Vor dem letzten Powerbreak vertändelte der ETC einen Drei-gegen-eins-Konter. Direkt danach schnappte die Fanghand von Christian Schneider bei einem starken Hördler-Schuss zu (beides 49.). Dann nahm der Druck der Heimischen nochmal zu. Lane Scheidl, Dominik Bohac und Käpt’n Breitkreuz scheiterten im Sekundentakt an Schneider (55.). Sebastian Zauners ersten Strahl stoppte der ETC-Torhüter noch bravourös (56.). Gegen den zweiten war er aber machtlos. Endlich: Ausgleich! Erzwungen – aber verdient. Jetzt plötzlich bekam das Match noch Derbycharakter. Beide Teams wollten den Sieg. Die größten Gelegenheiten hatten die aus dem Sahnpark in der letzten Spielminute. Ville Kolppanen reagierte jedoch großartig gegen Henri Kanninen, Patrick Pohl und Dominic Walsh (60.). So ging es in die Zusatzschicht.
Da holte sich Jasper Lindsten gleich zu Beginn zwei Strafminuten wegen Torwartbehinderung. Maxi Adam, Lane Scheidl, Clarke Breitkreuz und Hunter Garlent sollten es richten. Nach 62 Minuten nahm unser Coach sogar die Auszeit, um diesem Quartett nochmals zu ausreichend Luft zu verhelfen. Doch es gingen die Scheibe und die Ordnung verloren. Kanninen verzögerte, bis Yannick Hänggi frei (!) heranstürmte und zum Siegtreffer einschoss.
Sicher ist ein Punkt besser als kein Punkt. Und – in 60 Minuten – zwei Gegentreffer zu kassieren, ist legitim und in Ordnung. Nach wie vor ist aber das Toreerzielen für unsere Mannschaft eine Herkulesaufgabe. War es in der letzten Spielzeit noch das secondary scoring, dass oft vermisst wurde, so ist es aktuell gar das „first scoring“. Nun, nach acht Spielen, stehen für unsere Füchse elf Buden zu Buche. Zum Vergleich: Die beiden Teams an der Spitze des DEL2-Rankings, Landshut und Kaufbeuren, schossen am Wochenende in nur zwei Partien jeweils 12 Tore. Und zum schlechten Schluss: Weil Heilbronn sein Spiel gegen Bayreuth mit 6:4 gewann, leuchtet nun die Rote Laterne im Fuchsbau.