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Oberspätes Happyend

Þ28 November 2018, 08:14
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weisswasser
Lausitzer Füchse

Machen wir es kurz: Viel mehr Eishockey geht praktisch nicht. Wer am Ende führt, gewinnt. Im Fuchsbau wird es Zeit für eine Uhr, die zum Spielende hin auch die Zehntel anzeigt. Wen das Derby heute langweilte, der darf wieder Fußball gucken. Und unser Trainer Corey Neilson verriet der EHC-Homepage ganz exklusiv, dass er seinen Schützlingen das Schießen nicht verboten hat. Was für ein packendes und hochklassiges Derby, an dem auch die Eispiraten ihren großen Anteil hatten!

Bis auf den frisch operierten Roberto Geiseler sowie die für die Eisbären abgestellten Förderlizenzer Maximilian Adam und Vincent Hessler starteten die Heimischen in Bestbesetzung ins Derby. Die zuletzt kranken Mychal Monteith und Jordan George waren wieder mit von der Partie, wie auch Charlie Jahnke und Keeper Maximilian Franzreb. Die Startbilanz des Letztgenannten fiel so aus: Ersten und dritten Schuss gehalten, vierten Schuss pariert, aber aus dem Fanghandschuh fallengelassen. Das bedeutete gleich in der Auftaktphase ein frühes 1:0 der Gäste nach 91 Sekunden, als Patrick Klöpper den zweiten Schuss versenkte und unsere Jungs nach dem vierten noch wegräumen konnten. Die Gastgeber agierten (folgt man dem Coach, dann nur scheinbar) mit dem gewohnt hohen Tempo. Nach sechs Minuten konnte es Unentschieden stehen. Aber erst wischte Cederic Schiemenz frei vor dem ETC-Teufelskerl Brett Kilar über die Scheibe. Gleich darauf wuchtete Mychal Monteith den Puck ans Eispiraten-Lattenkreuz. Auch beim Breitkreuz-Eriksson-George-Dauerfeuer verweigerte das Spielgerät noch den Netzkontakt (7.), ehe die Westsachsen in ihrem ersten Powerplay zweimal den „Franzi“ testen – ohne Zählbares. Das stellte sich im ersten Überzahlspiel der Unsrigen ein. Scheibenverlust im gegnerischen Drittel, Konter zwei gegen einen, Pass von Rob Flick zu Patrick Klöpper, der per Direktschuss auf 2:0 für die Gäste stellte. So bitter kann Eishockey sein. Zum Glück tat das der Stimmung auf den Rängen und im Team keinen Abbruch. Denn der Tüchtige wird irgendwann belohnt. Warum man allerdings bei Spielervorteil und angezeigter weiterer Strafe den Puck nicht direkt dem Gegner überlässt, um so möglichst lange geordnet doppelte Überzahl zu spielen, könnte demnächst mal erklärt werden. Jedenfalls verdaddelte man so reichlich 20 Sekunden von möglichen 55 fünf gegen drei. Als man bereits wieder vier Eispiraten gegen sich hatte, zog Chris Owens endlich einmal energisch ab. Kilar musste prallen lassen und Clark Breitkreuz „entjungferte“ das ETC-Gehäuse. Würden die Weißwasseraner ihre Performance nun endlich etwas unverspielter und abschlusskonsequenter darbieten?

Ja, tatsächlich: ja! Aber der Auftakt in die zweiten 20 Minuten ging zunächst erneut an die Angereisten. Konnte Maximilian Franzreb nach 23 Minuten einen Alleingang von Tobias Kircher noch stoppen, so fiel dem gebürtigen Bad Tölzer zwei Minuten später das Hartgummiteil aus der Axelhöhle, in der er es eingeklemmt glaubte. Christoph Körner stand goldrichtig und stupste es über die Torlinie (25.). Wieder mussten die Blau-Gelben einem Zwei-Tore-Rückstand nachlaufen. Aber nun wurde endlich geschossen, wenn sich die Möglichkeit dazu ergab. Die Tore fielen allerdings „anders“. Erst verkürzte Charlie Jahnke per Drehschuss, nachdem zuvor ein zwei gegen eins noch ungenutzt verstrich. Dann gab es wieder zwei Strafen in kurzer Abfolge für den ETC, was trotz erneut nicht direkt hergeschenktem Puck für 83 Sekunden fünf gegen drei reichte. Über die Stationen Chris Owens und Clarke Breitkreuz erreichte die Scheibe Steve Saviano, der unter dem sich ihm entgegenwerfenden Brett Kilar einklinkte. Remis!!! Je länger der Spielabschnitt dauerte, desto überlegener wurden die Hausherren. Wie allerdings Brett Kilar in der 40. Minute die klarste aller klaren Einschussmöglichkeiten vom herrlich freigespielten Fabian Dietz noch vereiteln konnte, darüber rätseln unser Stürmer und der EHC-Anhang bis zur Stunde.

Hatte das Match schon in den ersten 40 Minuten keinerlei „Längen“, so bot das Schlussdrittel nochmals eine Steigerung in puncto Dramatik. Wie schon in den ersten beiden Abschnitten startete der ETC furios. Schon nach nur fünf Sekunden stand Vincent Schlenker frei vor Maxi Franzreb, der sich den kleinen Schwarzen ebenso krallte wie nach 44 Minuten, als Mychal Monteith in den eigenen Slot zu Rob Flick passte, der direkt abzog. Zwischendurch schien es, als hätten die Westsachsen das „Lausitzer Syndrom“. Denn während sie zuvor stets den sofortigen Torabschluss suchten, probierten sie sich plötzlich auch in aussichtsreichen Positionen mit Passstafetten (42. – Köppchen und Flick). Nach drei vergebenen brachte die vierte Chance das 3:4. Goldhelm Carl Hudson hatte abgezogen, Franzi ließ die Scheibe springen und Dominic Walsh setzte nach (45.). Wieder Rückstand – und das, obwohl man das Gros der Spielanteile hatte, Crimmitschau aber die scheinbar reifere Spielanlage. Unbeirrt rannten und kämpften die Ostsachsen, derweil den Eispiraten die Kraft langsam auszugehen schien. In der 52. Minute zog Clarke Breitkreuz, heute der unumstrittene Mann des Abends (vier Punkte!!!), vor das Tor der Collins-Schützlinge. Der Puck sprang aus dem Slot zu Jeff Hayes, der vehement einhämmerte. Der Fuchsbau tobte, die Referees bemühten den Videobeweis (Torwartbehinderung?) und die ETC-Fans sangen: „Wer nicht ‚schümpft‘, der ist ein Pole.“ Okay – die Füchse-Fans meckerten ob des offenkundig regelkonformen Treffers natürlich über die Entscheidung der Unparteiischen, sich abzusichern, derweil man im Gästeblock, überwiegend gekleidet in den Farben unseres Nachbarlandes, still darauf hoffte, das Tor werde nicht gegeben. Mit einem Fingerzeig Richtung Anstoßbully beendete Hauptschiedsrichter Salweski die Zuversicht der „Seeräuber“. Das Spiel begann praktisch von vorn. Dass unsere Jungs den Sieg in regulärer Zeit wollten, war nicht zu verkennen. Denn nun war der Druck gigantisch. Und tatsächlich: Als der Sekundenzeiger sich anschickte, die letzte Drehung im Schlussdrittel zu absolvieren, da veredelte Jordan George den letzten Angriff der Heimischen über Clark Breitkreuz und Jeff Hayes. „Es ist ein unglaubliches Gefühl. Wir sind immer wieder zurückgekommen. Und mit diesem Tor haben wir uns den Lohn für unseren großen Kampf abgeholt“, sprudelte es aus dem Siegtorschützen, der entspannt dem Bully nach seinem Treffer zuschauen konnte. In einer Sekunde ist selbst im Eishockey nicht mehr so viel zu retten.

Was bleibt ist die Erkenntnis, dass die Füchse wirklich nie aufstecken und maximalen Aufwand betreiben, um zu Punkten zu kommen. Mit etwas mehr „Unverspieltheit“ könnte man derartige Partien vielleicht etwas früher in die richtige Richtung lenken. Aber will man auf derartigen Unterhaltungswert wie am Dienstag wirklich verzichten???

Die Trainerstimmen:

Corey Neilson: „Wir haben etwas glücklich gewonnen. Wir versuchen immer hart und schnell zu spielen. Heute waren wir etwas langsamer und fahriger. Der ETC war sehr stark, wir haben eine Menge Fehler gemacht. Die letzten beiden Drittel hat das Team alles gegeben. Manchmal habe ich auch den Eindruck, dass wir den Puck ins Tor tragen wollen. Aber das ist eines von vielen Dingen, die wir mit unserer jungen Mannschaft noch besser machen müssen.“

Kim Collins: „So ein Gegentor eine Sekunde vor Schluss ist schon schwer zu verdauen. Wir haben 2:0 geführt, waren auch am Anfang des letzten Drittels am Drücker. Insofern hätten wir mindestens einen oder zwei Punkte mitnehmen müssen. Dass wir nur mit drei Reihen agiert haben, weil die vierte etwas überfordert war, kann nicht als Ausrede für die Niederlage herhalten.“

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