Durch einen 5:4-Erfolg in Spiel 6 gegen die Los Angeles Kings zogen Leon Draisaitl und seine Edmonton Oilers am Samstag in die zweite Runde der Stanley Cup Playoffs 2023 ein. In der Crypto.com Arena setzten sich die Gäste nach hartem Kampf am Ende knapp durch und sorgten damit in der Best-of-7-Serie für das 4:2, welches ihnen ein nervenaufreibendes Spiel 7 vor den eigenen Fans, wie es das im Vorjahr zwischen den Kontrahenten gegeben hatte, erspart.
"Ja, natürlich war es ein aufregender Tag", freute sich Oilers-Goalie Stuart Skinner nach der Schlusssirene. "Wir können jetzt den Moment etwas genießen, aber wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns." In der zweiten Runde der K.o.-Phase trifft Edmonton nun auf die Vegas Golden Knights, die sich in ihrem Duell mit den Winnipeg Jets mit 4:1 durchsetzen konnten und in der Pacific Division nach der Hauptrunde den ersten Platz belegten.
Bei ihrem siegbringenden vierten Erfolg in der Serie gegen die Kings mussten die Kanadier bis zum Schluss um die Früchte ihrer Arbeit bangen. Kailer Yamamoto traf in der 57. Minute zum Sieg. Zuvor hatten die Oilers eine zwischenzeitliche 3:1-Führung, sowie einen 4:3-Vorsprung verspielt, so dass in Los Angeles eine Verlängerung drohte, bis Yamamoto spät im Spiel für den endgültigen Jubel in Reihen der Gäste sorgte.
Draisaitl hatte im Vorfeld der Begegnung schon gewarnt, sich selbst und seine Mitstreiter auf ein hartes Stück Arbeit eingeschworen: "Natürlich wollen wir die Serie heute beenden. Deshalb sind wir hier. Aber der Gegner ist nicht zu unterschätzen. Sie werden ihr bestes Spiel zeigen."
Und so kam es dann auch. Es entwickelte sich ein ereignisreiches Aufeinandertreffen, in dem die Kings überweite Phasen der Begegnung die aktivere Mannschaft waren und deutlich mehr Torschüsse abgaben als die Oilers (44 zu 26). Doch Edmonton spielte insbesondere im Angriff konzentriert und effizient, konnte Los Angeles am Ende in Schach halten und die Serie vorzeitig für sich entscheiden.
"Die Liga ist so gut und ausgeglichen, dass es fast immer sehr eng zugeht", befand Draisaitl. "Der Heimvorteil wird dabei immer unwichtiger. Das konnte man in den bisherigen Playoffs ja auch schon sehr gut beobachten." Vor den eigenen Fans spielen zu dürfen brachte den Kings dann auch in Spiel 6 nicht den entscheidenden Push. Es waren einmal mehr die Gäste, die den längeren Atem hatten, auch ohne die große Unterstützung in der Halle.
Connor McDavid erzielte ein Tor und einen Assist für Edmonton und Klim Kostin traf gleich zweimal. Torhüter Skinner lieferte mit 40 Paraden die Grundlage für den Sieg. Da half es den Kaliforniern im Rückblick auch nicht, dass das Team über die vollen 60 Minuten eine tolle Moral zeigte und Kevin Fiala einen Treffer und zwei Torvorlagen für die Kings beisteuern konnte.
Yamamoto machte all die Bemühungen der Hausherren mit seinem Handgelenkschuss gut drei Minuten vor der Schlusssirene zunichte, als er den spielentscheidenden Treffer markieren konnte. Ein Stück weit entwertet wurde durch diese Aktion auch das Erfolgserlebnis von Phillip Danault wenige Minuten zuvor, als dieser in der 48. Minute in Unterzahl das umjubelte 4:4 für die Kings erzielt hatte, indem er vom Slot aus ins leere Tor schoss, nachdem Skinner beim Versuch, den Puck an Evan Bouchard weiterzuspielen, der Schläger gebrochen war.
Die Begegnung begann für Draisaitl und seine Teamkameraden wunschgemäß. McDavid brachte die Oilers bereits nach 1:25 Minuten im ersten Drittel mit 1:0 in Führung. Sean Durzi erzielte den 1:1-Ausgleich für die Kings nach 8:13 Minuten, doch die Gäste ließen sich dadurch nicht nachhaltig verunsichern. Kostin brachte die Oilers in der 12. Minute mit 2:1 in Führung. Er nutzte dabei eine unfreiwillige Vorlage von Kings-Verteidiger Sean Walker und traf mit einem Handgelenkschuss aus dem hohen Slot. Mit diesem Ergebnis ging es in die erste Pause.
Kurz nach Beginn des Mitteldrittels trat Draisaitl einmal mehr groß in Erscheinung. Ihm gelang in der 25. Minute in Überzahl das Tor zum 3:1 für Edmonton. Es war der siebte Treffer des gebürtigen Kölners in dieser Serie und der dritte im Powerplay. Die Vorlage hatte McDavid geliefert. Der Kapitän Edmontons zeigte sich nach Spielende sehr stolz auf seine Mannschaft. "Ich glaube, viele Leute sehen die Oilers und denken, dass sie eine Zwei- oder Dreimannmannschaft sind. Das sind wir aber ganz und gar nicht. Es könnte gar nicht weiter davon entfernt sein. Wir haben in allen Mannschaftsteilen einen Beitrag geleistet. Das ist es, worum es im Playoff-Eishockey geht. Das ist ein gutes Zeichen für eine Gruppe."
Doch auch die Kings steckten nach diesen Rückschlägen nicht zurück. Adrian Kempe verkürzte im Powerplay auf 2:3 (27., pp), indem er einen Handgelenkschuss vom rechten Bullykreis ins obere Eck setzte. Fiala glich nach 8:16 Minuten im zweiten Drittel mit einem Handgelenkschuss von der linken Seite aus und sorgte so für den 3:3-Ausgleich. Kostin brachte Edmonton in der 31. Minute erneut in Führung. Er traf aus dem Slot, nachdem die Kings den Puck verloren hatten, als Drew Doughtys Pass zu Mikey Anderson an der Bande hinter dem Netz über dessen Stock sprang.
Am Ende blieben die Bemühungen der Kings erfolglos. Wie schon im Vorjahr scheiterten sie direkt zum Auftakt in die K.o.-Phase an den Oilers. Diesmal sogar noch ein Spiel früher als damals. Draisaitl, McDavid und Co. bekommen nun eine kurze, wohlverdiente Verschnaufpause, bevor es dann in der kommende Woche mit der Auseinandersetzung mit den Golden Knights weitergehen wird.
Kurz durchatmen zu können, der Gedanke gefiel auch Trainer Jay Woodcroft, der sich über das Weiterkommen nach sechs Spielen auch aus Sicht des verantwortlichen Coaches freute: "Ich glaube, dass jedes Spiel in den Playoffs seinen Preis fordert - einen körperlichen, mentalen und emotionalen Tribut. Wenn man die Serie nicht verlängert, kann man sich zwischen den Spielen ein wenig ausruhen, und ich denke, das kommt uns jetzt zugute. Deshalb war es sehr wichtig, dass wir einen Weg gefunden haben, dieses Team drei Mal in Folge zu schlagen."