Wie die sicheren Sieger sahen die New Jersey Devils nach 40 gespielten Minuten gegen die Florida Panthers aus. Im Prudential Center führten die Gastgeber nach zwei Dritteln mit 6:2 und unterlagen nach einer unglaublichen Aufholjagd der Panthers am Ende mit 6:7 nach Verlängerung. Florida stellte den Ruf als bestes Comeback-Team der NHL erneut unter Beweis.
Die Devils kamen zu Spielbeginn gut aus der Kabine und gingen durch einen Doppelpack schnell in Front. Yegor Sharangovich und Jack Hughes stellten die Anzeigetafel binnen 17 Sekunden auf 2:0 für New Jersey (4.). Auch im weiteren Verlauf dominierten die Devils die Begegnung und kamen am Ende des ersten Abschnitts auf ein Schussverhältnis von zwölf zu fünf. Einzig der Anschlusstreffer durch Ben Chiarot (10.) trübte ein sonst perfektes Drittel.
In den zweiten 20 Minuten verlief das Spiel ähnlich. New Jersey erhöhte durch Treffer von Sharangovich (23.) und Janne Kuokkanen (23.) früh auf 4:1. Radko Gudas sorgte für den neuerlichen Anschluss (32.). In Unterzahl vollendete Sharangovich seinen ersten NHL-Hattrick (35.) und Andreas Johnsson besorgte den eigentlich sicher geglaubten Sieg (37.).
"Wir sollten über einen unglaublichen Hattrick von ihm [Sharangovich] sprechen und über sein starkes Spiel und einen großen Sieg von uns", wünschte sich Damon Severson nach dem Spiel. "Leider sprechen wir stattdessen über einen großartigen Hattrick für ihn und eine Niederlage für uns."
Die Panthers waren auch nach dem Vier-Tore-Rückstand nicht verzweifelt. Das Team sei sich sicher, dass "wir in jedes Spiel zurück kommen können", so Barkov. Man habe "in der zweiten Pause einfach vergessen müssen", was war. Das Rezept sei es "einfach weiterzumachen und das eigene Spiel zu finden", wie es die Panthers dann getan hätten.
Die Qualitäten des Teams aus Florida sind in der Liga bekannt, daher war sich Devils-Trainer Lindy Ruff bewusst, dass es auch mit einem deutlichen Vorsprung nach 40 Minuten noch die Gefahr einer Aufholjagd gibt. "Man kann sich nicht wohlfühlen, wenn man weiß, das die Mannschaft so punkten kann, wie sie es tun", erklärte er seinen Gefühlszustand in der zweiten Unterbrechung. "Sie sind das torgefährlichste Team der Liga. Manchmal muss man auch unter Druck einen guten Spielzug abliefern und das haben wir heute nicht oft genug geschafft."
Mit 4,1 Toren pro Partie stellen die Panthers tatsächlich die treffsicherste Offensive der NHL. Die Toronto Maple Leafs folgen auf dem zweiten Rang und haben bereits einen Abstand von 0,34 Toren pro Begegnung.
Besonders im Schlussabschnitt zeigt Florida, dass es aus den Erfahrungen eines Spiels lernen kann und sich konstant steigert. Das dritte Drittel stellt mit 93 Treffern ihr torreichstes dar und bietet ihnen den Spitzenwert in der Eastern Conference.
Der Mannschaft ist aber auch klar, dass sie sich nicht immer auf ihre Comeback-Qualitäten verlassen kann. "So zurückzukommen passiert nicht so oft", sagte Brandon Montour, der mit seinem Schlagschuss-Tor zum 3:6 das Comeback einleitete (46.). Gustav Forsling verkürzte auf 4:6 (48.) und ein Doppelpack von Aleksander Barkov (56. und 59.) glich die Partie aus. Bei beiden Treffern durch Barkov hatte Florida den Torhüter für einen zusätzlichen Angreifer vom Eis genommen.
"Er ist Mr. Clutch", beschrieb Andrew Brunette die Bedeutung des Angreifers. "In den wichtigen Momenten kommt er durch und ist der entscheidende Faktor, wenn wir ihn brauchen. Es freut mich zu sehen, wenn er spät im Spiel ein paar Heldentaten zeigt, dass stärkt das Selbstvertrauen und das brauchen wir auf unserem weiteren Weg."
Bereits zum 10. Mal konnten die Panthers nach einem Rückstand nach zwei gespielten Abschnitten so noch Punkte mitnehmen. Vor dem Match gegen die Devils standen sie bei einer 8-13-1-Bilanz, nachdem sie nach 40 Minuten zurück lagen und waren damit die beste Mannschaft in der NHL.
In der Overtime sicherte Forsling mit seinem zweiten Tor des Abends den Zusatzpunkt für die Panthers (62.) und vollendete das unglaubliche Comeback. Erst zum 20. Mal in der Geschichte der regulären Saison konnte ein Team nach einem Vier-Tore-Rückstand zu Beginn des Schlussabschnitts noch einen Sieg einfahren. Auch am bis dato letzten Vier-Tore-Comeback war Florida beteiligt. Am 19. November 2019 gewannen sie noch gegen die Boston Bruins.
In den Stanley Cup Playoffs gelang das Kunststück bislang nur den Los Angeles Kings, die in Spiel 3 des Division Halbfinals 1982 gegen die Edmonton Oilers noch gewinnen konnten, nachdem sie mit einem 0:5 in das Schlussdrittel starteten.
Mit dem Erfolg zogen die Panthers mit dem Franchise-Rekord in Bezug auf Siege in einer Saison (47) gleich und erreichten zum zweiten Mal die 100-Punkte-Marke. Zu einem neuen Bestwert fehlen Florida noch vier Zähler, dann wäre die bisherige Top-Leistung aus der Saison 2015/16 mit 103 Punkten übertroffen.
Bereits am Sonntag (1:00p.m. ET; NHL.tv; 7 Uhr MESZ) hat Florida gegen die Buffalo Sabres die Chance den Abstand auf einen neuen Rekord auf nur einen Punkt zu verringern. Gleichzeitig könnten sie ihre Sieben-Punkte-Führung in der Atlantic Division weiter ausbauen und sich als erstes Team im Osten die Playoff-Teilnahme sichern.