Memmingen (dan). Es war das erwartete Eishockey-Fest: Vor der Rekordkulisse von 2.133 Zuschauern haben sich der ECDC Memmingen und der HC Landsberg zum Start der Play-offs in der Bayerischen Eishockey-Liga ein emotionales und torreiches Derby geliefert. Der klare Sieger: Die Indians, die mit 6:0 gewannen und in der „Best-of-5“-Viertelfinalserie in Führung gingen. Spiel zwei steigt am Sonntag um 17 Uhr in Landsberg – wohl über 500 Memminger Anhänger werden ihr Team an den Lech begleiten.
Für den ersten Höhepunkt sorgte schon vor Spielbeginn einmal mehr die ECDC-Fankurve um den Fanclub „Maustadt Clan“, die mit einer begeisternden Choreografie den Gästen gleich zeigte, wer Herr im Haus ist. Und das nicht nur zahlenmäßig – mit rund 120 HCL-Anhängern war der Gästebesuch aus Landsberg eher „mau“ – auch in Sachen Stimmung war das Memminger Publikum schon auf Play-off-Level. Im Team der Indianer gab es zunächst gute Nachrichten: Die Langzeitverletzten Martin Schweiger und Andreas Neumann liefen nach monatelanger Pause pünktlich zum Viertelfinale wieder auf, dafür musste der ECDC auf die erkrankten Benny Arnold und André Aschenbrenner verzichten. Die Memminger anfänglich allerdings mit einiger Nervosität im Spiel, nach drei Minuten die erste Schrecksekunde: Ex-Indianer Markus Kerber war entwischt und setzte seinen Schuss gegen den Pfosten des von Martin Niemz gehüteten Tores. Nur 30 Sekunden später hatten auch die Rot-Weißen ihre erste Großchance: Antti Miettinen spielte Anton Pertl frei, der den Puck aber noch nicht im Gehäuse unterbringen konnte. Das schaffte nach sieben Minuten Stefan Rott, der nach einer guten Kombination über Baker und Vanek durch die „Hosenträger“ von HCL-Goalie Schedlbauer die wichtige Führung besorgte. In der Folge ging das Spiel hin und her – etwas zu viel für den Geschmack von ECDC-Cheftrainer Erwin Halusa, der einige Landsberger Großchancen mitansehen musste. Der brandgefährliche Markus Rohde und Dominic Kerber scheiterten aber am sicheren Torhüter Niemz. In der Zwischenzeit wurde Antti Miettinen ein vermeintliches Überzahltor nicht anerkannt, der Schiedsrichter hatte vorher abgepfiffen.
Auch im zweiten Drittel blieb Landsberg frech und mit aggressivem Forechecking stets gefährlich. In der ECDC-Abwehr häuften sich die Abspielfehler, teils wurde zu passiv agiert. „Wir waren die ersten 30 Minuten nicht wirklich gut. In den kommenden Spielen dürfen wir nicht so viel zulassen und müssen wieder sicherer stehen“, mahnte Halusa nach der Partie. Erlösend wirkte für die Indians da das 2:0 nach 28 Minuten durch Jordan Baker, der auf und davon ging und gekonnt Schedlbauer ausspielte. In der Folge kam zunehmend Härte ins Spiel, die Strafzeiten häuften sich. Zuerst tauschten ECDC-Kapitän Martin Jainz und Danny Grünauer auf nonverbaler Ebene Argumente aus, dann war Anton Pertl (ECDC) klarer Punktsieger im Faustkampf gegen Tobias Wedl (HCL). Kurz vor Ende des zweiten Drittels jubelten die Gäste, doch der Schiedsrichter verweigerte dem Treffer ebenso wie im ersten Drittel dem der Hausherren die Anerkennung: Goalie Niemz war zuvor im Torraum angegangen worden, worauf das Tor aus der Verankerung kippte.
So ging es mit 2:0 ins letzte Drittel und nun kam, worauf sich die Indians im Vorfeld eingestellt hatten: Die Landsberger versuchten, die Rot-Weißen durch Nicklichkeiten und Provokationen aus dem Konzept zu bringen, die Diskussionen mit dem Schiedsrichtertrio häuften sich. Doch die Rothäute blieben cool, zeigten jetzt ihre stärkste Phase und antworteten mit Toren: Ein Doppelschlag durch Milan Vanek und Alex Krafczyk (nur 21 Sekunden nach dem 3:0) in der 50. Minute sorgte für die Vorentscheidung. Der Hühnerberg bebte, die Stimmung war am Siedepunkt: Play-off-Atmosphäre pur! Zum ersten Mal seit einiger Zeit schwappte wieder die La-Ola-Welle durchs weite Rund – und unten auf dem Eis taten die Indians ihr Übriges zur Feierlaune. Vanek mit seinem zweiten Treffer (54.) und Sven Schirrmacher in doppelter Überzahl (57.) sorgten für den deutlichen 6:0-Endstand. Nachdem die Partie rund 40 Minuten offen geführt wurde, hatten die Riverkings nun nur noch rüde Attacken entgegenzusetzen. Es half nichts: Die Indians blieben abgeklärt und brachten so die 1:0-Führung in der „Best-of-5“-Serie in trockene Tücher.
Die freilich bedeutet noch gar nichts, zum Einzug ins Halbfinale sind drei Siege nötig – bereits am Sonntag am Lech wird der HCL den Memmingern das Leben wieder schwer machen. Dann allerdings kann sich der ECDC einmal mehr auf seine fantastischen Fans verlassen, die für eine rot-weiße Wand in der Landsberger Eishalle sorgen werden. Spielbeginn ist um 17 Uhr. Spiel drei der Viertelfinalserie steigt dann am kommenden Freitag, 27.2., um 20 Uhr wieder am Memminger Hühnerberg.
ECDC Memmingen – HC Landsberg 6:0 (1:0/1:0/4:0)
Tore: 1:0 (7.) Rott (Baker/Vanek), 2:0 (28.) Baker (Rott/Vanek), 3:0 (50.) Vanek (Baker/Rott; 5-4), 4:0 (50.) Krafczyk (Tenschert/Miettinen), 5:0 (54.) Vanek (Rott/Baker), 6:0 (57.) Schirrmacher (Miettinen/Baker; 5-3)
Strafminuten: Memmingen 10 – Landsberg 22 + 10 gegen Torhüter Schedlbauer (unsportliches Verhalten)
Schiedsrichter: G. Bauer (Gebensbach) – Zuschauer: 2.133
ECDC Memmingen: Niemz (Reichelmeir) – Hoffmann, Anwander, Stotz, Tenschert, Neumann, Schirrmacher, Feldmeier, Jainz (C), Piotrowski – Pertl, Baker, Scheitle, Pfalzer, Rott, Schweiger, Miettinen, D. Zimmermann, Krafczyk, Kozlovsky, Vanek.
HC Landsberg: Schedlbauer (Hacker) – Schmelcher, Folk, Barnsteiner, Maag, Geisberger (C), Wedl, Turner, Ott – Tausend, Grünauer, Dörner, Fischer, D. Kerber, Rohde, S. Kerber, M. Kerber, Christian, Gäbelein, Dolezal, Sturm.
eishockey.net / PM Memmingen Indians
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