Begeisternd, spektakulär, dramatisch – mit einem unglücklichen Krimi-Ende für den EC Bad Nauheim. 3516 Zuschauer erlebten im Colonel-Knight-Stadion einen packenden Auftakt der neuen DEL2-Saison. Mit 5:6 (3:2, 1:1, 1:2/ 0:1) nach Verlängerung unterlagen unsere Roten Teufel gegen DEL-Absteiger Krefeld Pinguine. Der Deutsche Meister von 2003 wurde von rund 550 Anhängern, die in acht Bussen angereist waren, in die Wetterau begleitet. Zweimal Tobi Wörle, Jerry Pollastrone, Michael Bartuli und Pascal Steck – mit seinem Premieren-Tor als Profi – trafen für den EC.
Bei den Gastgebern feierte der Anfang der Woche von den Schwenninger Wild Wings verpflichtete David Cerny sein Debüt. Der 22-jährige Deutsch-Tscheche begann in der dritten Angriffsformation an der Seite von Kapitän Marc El-Sayed und Fabian Herrmann. Es fehlte der angeschlagene Kevin Niedenz, während die Westdeutschen mit „voller Kapelle“ in die Mission direkter Wiederaufstieg starteten. Der in der Vorbereitung angeschlagene Mike Fischer hatte sich rechtzeitig aus dem Krankenlager zurückgemeldet und auch der Niederländer Justin van der Ven stand im Aufgebot. Der 20-jährige Stürmer erhielt am Mittwoch seinen deutschen Pass.
Mit viel Tempo auf beiden Seiten ging es in die DEL2-Jubiläumssaison. Tim Coffman (1. Minute) und Ex-Teufel Leon Niederberger (3.) verpassten die ersten Chancen. Die Pinguine zeigten sich effizient: Nach einem schlechten Wechsel nutzte Mike Fischer gedankenschnell die Situation, wobei der Puck vom Pfosten an Felix Bick und von dort ins Tor rutschte. Und Krefeld legte nach, Niederberger erzielte das 0:2, alles passte für die Mannschaft von Coach Leif Strömberg.
Die Roten Teufel schüttelten sich kurz, zeigten Moral und bissen sich ins Spiel zurück. Michael Bartuli und Tobias Wörle mit einem geschickt verzögerten Schuss im Powerplay glichen aus. 11,7 Sekunden vor der Drittelsirene kam es noch besser: Jerry Pollastrones Führungstreffer brachte die Kurve zum Kochen.
Das zweite Drittel dominierten die Kurstädter. Doch weder Coffman, noch Pollastrone, noch Cerny konnten Keeper Belov überwinden. EC-Schlussmann Felix Bick hielt zweimal glänzend gegen Kael Mouillierat und einen abgefälschten Shatsky-Schuss, war allerdings beim 3:3 durch Krefelds Kapitän Weiß machtlos. Der muntere Schlagabtausch setzte sich fort. Pascal Stecks 4:3 beantwortete Riefers mit dem erneuten Ausgleich.
Auch vom 4:5 durch Marcel Müller ließen sich die Teufel nicht beeindrucken. Tobi Wörle traf zum erneuten Gleichstand. Trotz eines Schussverhältnisses von 39:22 zugunsten des EC ging es in die Overtime. Harry Lange riskierte alles, nahm zweimal Felix Bick vom Eis, um eine Überzahl zu schaffen. Der Eishockey-Gott schlug sich aber nicht auf die Seite der Rot-Weißen. Mick Köhlers Geschoss landete am Gestänge, dann traf Marcel Müller ins verwaiste Nauheimer Gehäuse zum schmeichelhaften Sieg.
„Wir haben einen Schritt nach vorne gemacht. In der Vorbereitung war vieles Stückwerk. Wir sind mit den nötigen Emotionen ins Spiel gegangen, waren über 63 Minuten die bessere Mannschaft mit den klareren Torchancen, aber es gibt noch viel zu tun. In der Overtime waren wir mutig, und wir machen es wieder“, resümierte Harry Lange.
Die Fans jedenfalls, die mit einer wunderbaren Choreographie den Abend eingeläutet hatten, zollten dem Team nach dem tollen Auftritt mit minutenlangen Gesängen großen Respekt.
Tore:
0:1 (07:00) Fischer (Miller, Zerressen)
0:2 (10:10) Niederberger (van der Ven, Zerressen)
1:2 (13:30) Bartuli (El-Sayed, Steck)
2:2 (17:20) Wörle (Schmidt, Hickmott – 5:4)
3:2 (19:48) Pollastrone (Körner, Seifert)
3:3 (26:16) Weiß (Koch, Mouillierat)
4:3 (34:30) Steck (Köhler, Erk)
4:4 (45:00) Riefers (Weiß, Koch)
4:5 (49:40) Müller (Mouillierat, Riefers)
5:5 (51:35) Wörle (Erk, Vause)
5:6 (62:37) Müller (Empty Net – 3:4)
Schiedsrichter: Brill/Singaitis. – Linienrichter: Fauerbach/Lamberger.
Strafminuten: Bad Nauheim 2, Krefeld 6.
Schüsse: 39:22.
Zuschauer: 3516.