Den Stanley Cup zu erringen, das ist für eine Mannschaft immer eine ungewöhnliche sportliche Leistung. Den Titel in einer dermaßen ausgeglichenen Liga wie der modernen NHL zu verteidigen, ist stets eine historische Besonderheit. Dies unter den ungewöhnlichen Bedingungen zu tun, wie es den Tampa Bay Lightning in den Jahren 2020 und 2021 gelungen ist, begründet noch einmal eine ganz neue Ebene des Erfolges.
Der 1:0-Sieg in Spiel 5 im diesjährigen Stanley Cup Finale gegen die Montreal Canadiens am Mittwoch hob die Lightning auf diese sporthistorische Ebene. In einer in jeder Beziehung besonders herausfordernden Spielzeit krönten sich die Beteiligten des Teams aus Florida am Ende zum Champion. Damit verteidigte Tampa den im Vorjahr in der Blase von Edmonton auf neutralem Boden errungenen Titel. Was für eine Leistung!
Die Lightning sind erst das zweite Team seit der Salary Cap im Jahr 2005 in der NHL eingeführt wurde, das seine im Vorjahr errungene Meisterschaft erfolgreich verteidigen konnte. Zuletzt gelang dies den Pittsburgh Penguins in den Jahren 2016 und 2017. Die Reise, welche die Organisation dadurch erfolgreich abschloss, war dabei abwechslungsreich und herausfordernd, wie wohl kaum eine in der über 100-jährigen Geschichte der NHL zuvor.
Unter den besonderen Bedingungen einer Pandemie eine lange und physisch anstrengende Runde erfolgreich zu absolvieren, ist an sich schon herausfordernd genug. Dies gleich zwei Mal hintereinander zu bewerkstelligen, gar nicht hoch genug einzuschätzen. Dem 4:2 in der Best-of-7-Serie gegen die Dallas Stars im Finale des Vorjahrs, ließen die Protagonisten rund zehn Monate später einen 4:1-Serienerfolg über Montreal folgen, der diesmal zum Glück für alle Beteiligten wieder vor Fans in der eigenen Arena gefeiert werden durfte.
Es war zugleich das erste Mal seit 2015, dass eine Meisterschaft in der NHL wieder von einer Heimmannschaft im finalen Saisonspiel genossen werden durfte. Vor sechs Jahren waren es die Chicago Blackhawks, die ausgerechnet gegen Tampa Bay mit 4:2-Siegen triumphierten und sich im heimischen United Center von ihren Fans feiern dafür lassen konnten.
Diesmal jubelten die Massen in der Amalie Arena, was Kapitän Steven Stamkos besonders freute: "Es vor unseren Fans, unseren Familien und unseren Freunden zu schaffen, das bedeutet uns am meisten. Letztes Jahr hatten wir nicht die Chance dazu. Das ist die Wiedergutmachung dafür. Wir wollten schon das Spiel 4 gewinnen, aber es hat leider nicht geklappt. Vielleicht war es ein Glück im Unglück, dass wir es vor unseren tollen Anhängern geschafft haben, und unsere Familien, die uns vom ersten Tag an unterstützt haben, mit dabei sein durften. Wir können es jetzt kaum erwarten, mit ihnen gemeinsam zu feiern", sagte er unmittelbar nach Spielende.
Dass das Geleistete in die Sportgeschichte eingehen wird, dessen war sich auch Victor Hedman sofort sicher: "Offensichtlich werden die letzten Jahre in die Geschichtsbücher eingehen. Dieses Team, diese Spieler haben etwas geleistet, das für immer bleiben wird."
Trainer Jon Cooper war ebenfalls stolz auf das von seinen Schützlingen Geleistete und lobte seine Spieler nach dem Triumph: "Es ist ein Back-to-Back. Das ist die größte Sache! Wir haben nicht öffentlich darüber gesprochen, aber das Team weiß, dass wir nächstes Jahr wahrscheinlich nicht mehr alle zusammen sein werden. Das war intern ein großes Thema. Lasst das nicht enden. Das ist eine zu spezielle Gruppe. Keiner wollte gehen, ohne gemeinsam noch einmal den Pokal zu holen."
Für Pat Maroon war der Titel des Jahres 2021 sogar bereits der dritte Stanley Cup Titel in Folge. Er gewann 2019 mit den St. Louis Blues und war in den vergangenen beiden Spielzeiten im Kader der Lightning. Auch er wusste direkt nach dem Sieg schon um die Besonderheiten des soeben miterlebten. "Ich denke, dieses Mal war es so speziell, weil das Umfeld im letzten Jahr so ungewöhnlich war. Am Anfang des Jahres hieß es noch immer nur COVID, COVID. Es gab zahlreiche Familien, die es bekamen. Jeder kannte Leute, die krank waren. Es war einfach bemerkenswert. Die Jungs haben sich extrem ins Zeug gelegt. Wir hatten stets nur sehr wenig Zeit, um uns zu erholen, eine kurze Offseason und wir haben eine Saison mit 56 Spielen gespielt, die verdichtet wurde, und wir sind direkt in die Playoffs gekommen. Es war wirklich erstaunlich und ich denke, dieses war eines der härtesten Jahre für uns. Wir haben uns jedes einzelne Spiel hart erarbeitet und jedes einzelne Spiel verdient."
Die Situationen, denen sich der Kader dabei zu stellen hatte, waren höchst unterschiedlich. Und egal, ob es ein enges, torarmes Spiel war, das gemeistert werden musste, wie beim 1:0-Erfolg am Mittwoch, oder aber ob es torreiche Spiele wie das 8:0 in Spiel 5 im Stanley Cup Halbfinale gegen die New York Islanders waren, der Teamgeist der Champions setzte sich am Ende stets durch. Aus Sicht von Brayden Point lag das auch am ungewöhnlichen Einsatzwillen der Beteiligten. "Wie viel Arbeit es die Spieler gekostet hat, um in dieser Form zurückzukommen und ein weiteres gutes Jahr zu haben, ist bemerkenswert. Die Aufopferung, die unsere Jungs gebracht haben, die Anzahl der geblockten Schüsse und einfach alles, was es brauchte, um es wieder zu schaffen, ist einfach unglaublich. Ich bin sehr stolz.
Diese Eigenschaften beeindruckten auch Maroon: "Charakter ist natürlich wichtig. Ich denke, er ist sogar sehr wichtig. Man braucht solche Typen in der Umkleidekabine. Man braucht Mitspieler, die die Superstars pushen und sie dazu bringen, auf die richtige Weise zu spielen. Und wir haben Charaktertypen, die genau das tun. Ich bin sehr stolz auf die Jungs. Es ist schon schwer, einen Meistertitel zu gewinnen, aber zwei Stanley Cups hintereinander zu gewinnen, das ist noch viel schwieriger."
Coach Cooper brachte es in der abschließenden Pressekonferenz auf den Punkt: "Gefühlt waren das zwei völlig unterschiedliche Meisterschaften für uns. Im Vorjahr war es speziell in der Blase in Edmonton vor leeren Rängen zu spielen. Jetzt, vor unseren Fans in der Heimat feiern zu dürfen, ist fantastisch!"